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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 42.1900 (Nr. 497-509)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20909#0114
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s06

Meggendorfers ^umoristische Blätter.


kjimmel — aber als er nach Hause kam, hatte er den Schirm
xrompt wieder mitgebracht. Aergerlich rannte er auf und ab —
war es denn aber nicht auch zum rasend werden? lVo er
nur hinkam, ließ er die Schirme stehen, die er wieder hätte
mitnehmen müssen, und nun, wo er den Schirm hätte stehen
lassen diirfen, nein sollen, nein müssen sogar, schleppte er ihn
wieder mit fort. N)as blieb ihm übrig, als ain nächsten
Tage seinen Besuch zu wiederholen? cZestern hatte er im
Lifer des Gesprächs ganz vergessen, vom eigentlichen Zweck
seines Besuchs zu reden, heute nahm er sich zusammen; er
kam sofort darauf, entschuldigte sich und — mußte zu seiner
Schande gestehen, daß er den fatalen Schirm zu ksause gelassen
habel Mutter und Tochter lachten herzlich, man lud den
Prosessor zum lViederkommen ein, da er Rosa gern einmal
singen hören wollte, und er versprach, dann unter keinen Um-
ständen wieder den unglückseligen Regenabhalter zu vergessen.
Trotz feierlicher Zusicherung kam ihm natürlich der Schirm doch
wieder aus den Gedanken, die Damen wollten auch nicht daran
erinnern, schließlich wurde der Sache gar nicht mehr erwähnt.

Die geheimnisvollen Beziehungen Professor Grüblers zur
Familie Paraxluie waren damit jedoch noch nicht abgethan.
Tines Tages schickte man von der Bibliothek, der wahre Ligen-
tümer des damals dem Professor ausgehändigten Schirmes
habe sich gefunden und forderte ihn zurück. Ia, wo war der
nun? Anständig, wie er war, kaufte der Professor einen neuen,und
da er, trotzdem er innerhalb der in Frage stehenden vierzehn Tage
drei Regenschirme acquiriert hatte, für seine person noch immer
ohne Regenschutz war, so legte er sich selber auch einen neuen
zu, den er sich diesmal klüglich nach seiner lVohnung schicken
ließ, um nicht wieder zu verlieren, was er noch gar nicht besessen.

Die Zeit verging — der Regenschirm hatte seine Schuldigkeit
gethan, der Professor war mit Rosa bekannt geworden, er ver-
kehrte täglich dort, verlobte sich, endlich heiratete er. Vierzehn
Tage waren den jungen Leuten etwa seit der Begründung der
eigenen lVirtschaft verflossen, als Rosa, das Muster einer guten
bjausfrau, die Sachen ihres Mannes revidierte. lVas fand sie da
ganz hinten in einer Tcke des Aleiderschranks? Ihren— das heißt,
den seiner Zeit für sie gekauften — Schirm. Als sie am nächsten
Tage mit ihrem Gatten einen Laden betrat, um etwas einzu-
kaufen, holte der Inhaber hinter dem Ladentisch einen Schirm
hervor, den er dem professor mit den lVorten überreichte:
„ksaben Sie vielleicht vor längerer Zeit diesen Schirm stehen
lassen, Ljerr professor?" Der jdrofessor schüttelte den Aoxf, er
erinnerte sich nicht, kannte den Schirm auch nicht, aber Rosas
sicherer Blick identifizierte ihn auf der Stelle: es war der
Bibliotheksschirm. Iwei Tage später betrat der jlrofessor mit
seiner Frau das Schirmgeschäft wieder, in dem er sich einst den
neuen Schirm gekauft hatte, den er dann mitzunehmen vergaß.
Der liebevolle Lhemann wollte seiner geliebten Rosa einen xracht-
vollen Mode-Sonnenschirm erstehen. Bei seinem Anblick rief der
verkäufer vcrwundert: „Ach, Sie sind ja der kjerr, der den Schirm
gekauft hat und stehen ließ!" und brachte den lLngst verloren
geglaubten zum vorschein. Rosa amüsierte sich köstlich. Nur
des Sxasses halber gedachte sie zu versuchen, ob sie nicht auch
ihren ersten Schirm, den sie dem professor geliehen und der ihr
als historisches Andenken wertvoll war, zurückerhalten könne.
Unverziiglich erließ sie folgende Annonce in der Lokalzeitung:

„vor einiger Zeit von einem jdrofessor ein Schirm stehen
gelassen. Gegen Belohnung abzugeben F-Straße ö l."

lvas denken Sie nun wohl, verehrte Leser, was die Annonce
für Lrfolg hatte? Siebenundzwanzig Schirme wurden innerhalb
zwölf Stunden vorgezeigt, wovon nach stattgehabter Konfrontation
mit dem jdrofessor sieben als dessen regelrechtes, wohlerworbenes
Ligentum konstatiert wurden. Der bewußte Damenschirm war

aber nicht darunter, er wurde erst im Sommer wiedergefunden,
als der Professor seine meterlange Botanisiertrommel, die auf
dem Boden hing, herunterholte, um sie für einen Studienausflug
zurecht zu machen. lvährend er sie die Trexxe heruntertrug,
klapperte immer etwas darin, neugierig öffnete er den Deckel
und was erblickten seine Augen? Den ersten Regenschirm seiner
jungen Fraul Der Professor meinte verdutzt, das könne nicht
mit rechten Dingen zugehcn, Rosa dagegen erklärte, ihr leuchte
die Geschichte schon eher ein. „Denn," setzte sie lachend hinzu,
„ich dachte, wir wären mit Schirmen versorgt auf Lebenszeit,
nachdem wir vor zwei Monaten zu dem vorhandenen vorrat
noch die alten wiederbekommen hatten; — es sind aber jetzt
schon nur noch zwei da, und in weiteren vier IVochen, fürchte
ich, wirst du dir wohl wieder einen Regenschirm kaufen müssenl"

k. c. k'.

rklärt dein Thermometer dir:
lvir haben 20 (Reaumur),

Und dein Gevatter kjinz sagt: „Nein,

Lseut' müssen 25 sein,

So schimxf' ihn nicht gleich Asinusl
Lr meint vielleicht — nach Lelsius.

Behauxtet Nachbar Aunz nun gar,

Ihr wär't ein Ignorantenxaar,

Und tritt sür 7? ein —

G, schlagt ihm nicht den Schädel ein;

Ls thät' euch später sicher leid,

Auch Aunz hat recht — nach Fahrenheit.

Georg Kiesler.

--

Deplaciert.

Llown: „Lrhöre mich, ich werde dich auf kjänden tragenl"
Riesendame: „Jch bin dir ja zu schwer!"
 
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