Meggendorfers Humoristische Blätter.
U5
-Liiteraturhistorilches.
Bei einer Wohlthäügkeits-Akadeniie wird unter anderem auch „Der Lrlkönig"
zum Oortrag gebracht; in den Programmen sind durch einen Druckfehler bei den
Worten „Lr HLIt in den Armen das ächzende Aind" die Gänsefüßchen über dem
a weggeblieben. Als der 5änger zu dieser Stelle kommh sagt cherr Utikosch zu seinem
Nachbarn: „Ickät, dos ist sehr merkwürdig, der hot gesungen ,er hält in den Armen
das sächzende Aind° und bei mir steht dos ,achzende'?" — „Ksrem l" aniwortet kserr
Ianos, „do wird halt dein Iettel sxäter gedruckt wordsn sein, wie er schon umzwei
Ainder mehr gehobt hoti"
Sonderßar.
Mach öer Mairrr.
Humoreske von Jak. Lippmann.
it einer mustergiltigen Aufführung des Tell wollte
Lmil Albrecht, der Oirektor des Residenztheaters, die
Bewohner von Zettstadt zu Schillers Geburtstag
überraschen. Dieses Iiel zu erreichen, hatie er selbst die Regie
übernommcn, seit Mochen sdroben über jdroben abgehalten —
aber immer wollte es noch nicht „klappen."
kfeute hattc er sich wieder mit Solisten, Lhoristen und
Theaterarbeitern herumgeärgert, gcwcttert und getobt, daß die
Sosfitten zitterten, — nebenbei bemerkt das einzige, das vor
ihm zittcrte — doch die Rütliscene wollte sich nicht so gestalten,
wie sie ihm vorschwebte . . .
kllißlaunig verließ er lange nach kNittag den Tempel der
Aunst, und erst zu ksause, als sein hiibsches Töchterchen Lona
ihm mit lebhaft gcröteten kvangen entgegeneilte und ihm die freu-
dige Botschaft brachte, „daß die Suppe sofort serviert werde,"
schwand die Intrigantenfalte von scinem Antlitz, vergaß cr
alle klngeschicklichkeit, womit die Befreier der Schweiz sein künst-
lerisches Gewissen verletzt hatten . . .
Seine Laune war von Gang zu Gang rosiger geworden.
Dieser Stimmung entsprechend spendete er der erfreuten Lona
steigendes Lob: „Suxpe wirklich recht gut l" — „Fisch vorzüglich,
ganz vorzüglichl" — „Delikates Fleisch!" — „Ah, Pudding,
ganz exguisit, erinnere mich nicht, je besseren gegessen zu haben.
käannst die ganze Scene morgen wiederholen."
ksatte auch das Lssen seine ganze Thätigkeit ziemlich stark
in Anspruch genommen, so wußte er dennoch genügend Ieit
zu finden, dem recht trinkbaren „kltoselblümchen" fleißig zuzu-
sprechen. Nach Ueberwältigung dieser beiden Arbciten zündete
er eine Ligarre an, ging in sein „Studierzimmer", sich seiner
dritten Lieblingsbeschäftigung, einem kllittagsschläfchen, hinzu-
geben .... Aaum ruhtc er, schlüxfte Lona ins Iimmer und
U5
-Liiteraturhistorilches.
Bei einer Wohlthäügkeits-Akadeniie wird unter anderem auch „Der Lrlkönig"
zum Oortrag gebracht; in den Programmen sind durch einen Druckfehler bei den
Worten „Lr HLIt in den Armen das ächzende Aind" die Gänsefüßchen über dem
a weggeblieben. Als der 5änger zu dieser Stelle kommh sagt cherr Utikosch zu seinem
Nachbarn: „Ickät, dos ist sehr merkwürdig, der hot gesungen ,er hält in den Armen
das sächzende Aind° und bei mir steht dos ,achzende'?" — „Ksrem l" aniwortet kserr
Ianos, „do wird halt dein Iettel sxäter gedruckt wordsn sein, wie er schon umzwei
Ainder mehr gehobt hoti"
Sonderßar.
Mach öer Mairrr.
Humoreske von Jak. Lippmann.
it einer mustergiltigen Aufführung des Tell wollte
Lmil Albrecht, der Oirektor des Residenztheaters, die
Bewohner von Zettstadt zu Schillers Geburtstag
überraschen. Dieses Iiel zu erreichen, hatie er selbst die Regie
übernommcn, seit Mochen sdroben über jdroben abgehalten —
aber immer wollte es noch nicht „klappen."
kfeute hattc er sich wieder mit Solisten, Lhoristen und
Theaterarbeitern herumgeärgert, gcwcttert und getobt, daß die
Sosfitten zitterten, — nebenbei bemerkt das einzige, das vor
ihm zittcrte — doch die Rütliscene wollte sich nicht so gestalten,
wie sie ihm vorschwebte . . .
kllißlaunig verließ er lange nach kNittag den Tempel der
Aunst, und erst zu ksause, als sein hiibsches Töchterchen Lona
ihm mit lebhaft gcröteten kvangen entgegeneilte und ihm die freu-
dige Botschaft brachte, „daß die Suppe sofort serviert werde,"
schwand die Intrigantenfalte von scinem Antlitz, vergaß cr
alle klngeschicklichkeit, womit die Befreier der Schweiz sein künst-
lerisches Gewissen verletzt hatten . . .
Seine Laune war von Gang zu Gang rosiger geworden.
Dieser Stimmung entsprechend spendete er der erfreuten Lona
steigendes Lob: „Suxpe wirklich recht gut l" — „Fisch vorzüglich,
ganz vorzüglichl" — „Delikates Fleisch!" — „Ah, Pudding,
ganz exguisit, erinnere mich nicht, je besseren gegessen zu haben.
käannst die ganze Scene morgen wiederholen."
ksatte auch das Lssen seine ganze Thätigkeit ziemlich stark
in Anspruch genommen, so wußte er dennoch genügend Ieit
zu finden, dem recht trinkbaren „kltoselblümchen" fleißig zuzu-
sprechen. Nach Ueberwältigung dieser beiden Arbciten zündete
er eine Ligarre an, ging in sein „Studierzimmer", sich seiner
dritten Lieblingsbeschäftigung, einem kllittagsschläfchen, hinzu-
geben .... Aaum ruhtc er, schlüxfte Lona ins Iimmer und