Meggendorfers Hurnoriftifche Blütter.
i28
Zm WohlHätigkeitsöcyar.
Lecctnant: „Iwanzig Mark wallen Sie fllr einen Ruß haben? vas ist zu viel, mehr wie zehn ist
er nicht wert!"
Fräulein (b-leidigi). „Aber mein tserr . . .
Leutnant: „Nun ja, gnädiges Fräulein haben doch wirklich einen gar zu kleinen Mundl"
Äin unheiml'icher Äast.
tzumoreske oon Fritz Gvldnagl.
wei personen saßen in dem schlecht beleuchteten Gast-
^ zimmer. Der eine in der Lcke mied ängstlich den
^^ sorschenden Blick des zweiten, der zwei Tische weiter
von ihm saß. Lr konnte sich selbst keine Rechenschaft geben,
weshalb ihn dieser Blick so irritierte und doch unfehlbar anzog.
wie er in dessen Augen sah, zog sich etwas in seiner Brust
zusammen, fühlte er ungeheure Angst. Lr versuchte seine Ge-
danken abzulenken; er sah in die dllster brennende Lampe, die
in dem Tabaksqualm aussah wie ein roter, glimmender Punkt;
er sah auf den grauschwarz gefleckten ksund, der quer vor der
Thllre seine viere faul von sich streckte. — Da prallten wieder
die Blicke aufeinander. Der in der Ecke senkte scheu den seinen
und starrte auf seine brennende Tigarre. Da zog sich eine
Rauchwolke zwischen ihn und den anderen. Umsonst: er fühlte
durch den Rauch dessen forschende, nörgelnde Augen starr auf
sich gerichtet. Sein Gesicht
bedeckte sich mit Schweiß.
sAötzlich erschauerte er bis
in die Fingerspitzen: der
andere hatte sich erhoben
und schritt auf seine Ecke
zu. Das Entsetzen kroch ihm
den Nacken herauf.
„Guten Abend, kferrl —
Sie erlauben doch —" sagtc
der unheimliche Gast nnd
ließ sich ohne weiteres an
scinem Tische nieder.
Der in der Ecke nickte
bloß.
„Finde es hier verdammt
langweilig; wenn es Zhnen
genehin ist, plaudern wir
eins." Dann steüte er sich
vor. Bollmann hieß er.
Faber nannte sich der in
der Ecke.
„Sie scheinen unange-
nehmc Gedanken gehabt zu
haben," sagte Bollmann.
Faber suchte sich verge-
bens der suggestiven wirk-
ung der persönlichkeit seines
Gegenübers zu entziehen.
„Za, ja," fuhr dieser fort,
„'s ist 'mal nicht anders.
Geld ist Trumpf, na, und
die liebe Gesundheit . . ."
Dabei sah er den anderen
durchdringsnd an.
Der starrte wie oerloren
aus die Tischplatte.
„Sie haben Sorgenl"
„Ich? — Sie irren!"
stotterte Faber.
„Ich sage Zhnen, Sie
haben Sorgenl"
„Aber entschuldigen Sie!"
Lr brach ab; Bollmann sah
ihn vernichtend an.
„)ch sage Ihnen, Sie
haben sie! — Zeder Mensch hat Sorgenl"
„wenn Sie es so nehmen, — freilich ..."
„Ich wußte es ja. Sind Sie verheiratet?"
„Nein."
„Ljaben Sie Ainder?"
„Ich sagte bereits, daß ich ledig bin."
Der andere sah ihn mitleidig an. Faber schämte sich bei-
nahe Lber seine naive Bemerkung und fügte hinzu: „Ich habe
keine."
„Neffen und Nichten?"
„Reine."
„Auch nicht? Aber, zum Ruckuckl jemand müssen Sie doch
haben, der . . . ." er brach ab und drückte nachdenklich die Lider
etwas zusammen. „Mie alt sind Sie?"
„Dreißig Iahre." Faber antwortete wie ein kjypnotisierter.
Er hatte keinen Millen mehr, keine Energie, dem Frager ent-
gegenzutreten.
„Was sind Sie, wenn ich fragen darf?"
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Zm WohlHätigkeitsöcyar.
Lecctnant: „Iwanzig Mark wallen Sie fllr einen Ruß haben? vas ist zu viel, mehr wie zehn ist
er nicht wert!"
Fräulein (b-leidigi). „Aber mein tserr . . .
Leutnant: „Nun ja, gnädiges Fräulein haben doch wirklich einen gar zu kleinen Mundl"
Äin unheiml'icher Äast.
tzumoreske oon Fritz Gvldnagl.
wei personen saßen in dem schlecht beleuchteten Gast-
^ zimmer. Der eine in der Lcke mied ängstlich den
^^ sorschenden Blick des zweiten, der zwei Tische weiter
von ihm saß. Lr konnte sich selbst keine Rechenschaft geben,
weshalb ihn dieser Blick so irritierte und doch unfehlbar anzog.
wie er in dessen Augen sah, zog sich etwas in seiner Brust
zusammen, fühlte er ungeheure Angst. Lr versuchte seine Ge-
danken abzulenken; er sah in die dllster brennende Lampe, die
in dem Tabaksqualm aussah wie ein roter, glimmender Punkt;
er sah auf den grauschwarz gefleckten ksund, der quer vor der
Thllre seine viere faul von sich streckte. — Da prallten wieder
die Blicke aufeinander. Der in der Ecke senkte scheu den seinen
und starrte auf seine brennende Tigarre. Da zog sich eine
Rauchwolke zwischen ihn und den anderen. Umsonst: er fühlte
durch den Rauch dessen forschende, nörgelnde Augen starr auf
sich gerichtet. Sein Gesicht
bedeckte sich mit Schweiß.
sAötzlich erschauerte er bis
in die Fingerspitzen: der
andere hatte sich erhoben
und schritt auf seine Ecke
zu. Das Entsetzen kroch ihm
den Nacken herauf.
„Guten Abend, kferrl —
Sie erlauben doch —" sagtc
der unheimliche Gast nnd
ließ sich ohne weiteres an
scinem Tische nieder.
Der in der Ecke nickte
bloß.
„Finde es hier verdammt
langweilig; wenn es Zhnen
genehin ist, plaudern wir
eins." Dann steüte er sich
vor. Bollmann hieß er.
Faber nannte sich der in
der Ecke.
„Sie scheinen unange-
nehmc Gedanken gehabt zu
haben," sagte Bollmann.
Faber suchte sich verge-
bens der suggestiven wirk-
ung der persönlichkeit seines
Gegenübers zu entziehen.
„Za, ja," fuhr dieser fort,
„'s ist 'mal nicht anders.
Geld ist Trumpf, na, und
die liebe Gesundheit . . ."
Dabei sah er den anderen
durchdringsnd an.
Der starrte wie oerloren
aus die Tischplatte.
„Sie haben Sorgenl"
„Ich? — Sie irren!"
stotterte Faber.
„Ich sage Zhnen, Sie
haben Sorgenl"
„Aber entschuldigen Sie!"
Lr brach ab; Bollmann sah
ihn vernichtend an.
„)ch sage Ihnen, Sie
haben sie! — Zeder Mensch hat Sorgenl"
„wenn Sie es so nehmen, — freilich ..."
„Ich wußte es ja. Sind Sie verheiratet?"
„Nein."
„Ljaben Sie Ainder?"
„Ich sagte bereits, daß ich ledig bin."
Der andere sah ihn mitleidig an. Faber schämte sich bei-
nahe Lber seine naive Bemerkung und fügte hinzu: „Ich habe
keine."
„Neffen und Nichten?"
„Reine."
„Auch nicht? Aber, zum Ruckuckl jemand müssen Sie doch
haben, der . . . ." er brach ab und drückte nachdenklich die Lider
etwas zusammen. „Mie alt sind Sie?"
„Dreißig Iahre." Faber antwortete wie ein kjypnotisierter.
Er hatte keinen Millen mehr, keine Energie, dem Frager ent-
gegenzutreten.
„Was sind Sie, wenn ich fragen darf?"