Meggendorfers Humoristische Blätter.
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sich etwa ein Techtelmechtel anspinnen könnte? So hat er denn
meinem — das heißt, seinem Bekannten, der viel im Lande
herumreist, den Auftrag gegeben, ihm bei nächster Gelegenheit
eine Aollektion junger, solider Männer hinzuschicken. Und da-
mit du siehst, wie sehr ich mich gleich für dich ins Zeug
gelegt habe, so habe ich den inir bekannten kserrn veranlaßt,
sofort nach w. zu schreiben und dich als künftigen Schwieger-
sohn anzumelden. Du kannst also, wenn du willst und einver-
standen bist, auf der Stelle reisen und bei deinen vortrefflichen
Ligenschaften kann es dir nicht fehlen. In zwei Tagen bist
du glücklicher Bräutigam."
„G, du Iuwel von einem Menschen!" rief der 2lpotheker
entzückt, „ich komme dir einen kräftigen Schluckl" Es war
ihm in seiner Aufregung ganz und gar entgangen, daß der
Doktor einen merkwürdig roten Aopf bekommen hatte.
„Aber wer ist denn der brave Mann, der sich so selbstlos
der Ukiihe unterzieht, andere Leute glücklich zu machen und wie
soll ich mich denn ihm gegenüber revanchieren?"
„GI ich sagte dir ja," erwiderte Dr. Rauscher, „es ist ein
Bekannter von mir. Aber nichts destoweniger — er ist Ge-
schäftsmann — es kann ja mit dem nötigen Takt geschehen —
auch gut situierte Leute sind in dieser Beziehung nicht unzugänglich
— und bei solch einer Niitgift spielt eine kleine Lrkenntlichkeit
ja keine — —"
„Gar keine," rief der Apotheker. „Nicht die geringste! Und
du thust mir gewiß den Gefallen, die Sache sür mich abzumachen."
„Sehr gern, mein lieber Benediktl"
„Aber eigentlich — verzeihe mir, wenn ich scheinbar deinen
Ldelmut und deine Freundschast verdächtige," fuhr der Apotheker
nachdenklich fort, „es ist mir nur g'rad' so der Gedanke gekommen
— warum du nicht selbst-?"
Der Doktor saß im schönsten bengalischen Feuer, so daß sich
sein Freund plötzlich unterbrach.
„Ist dir warm, soll ich vielleicht das Fenster öffnen?"
„Laß nur," wehrte Dr. Rauscher ab, „es wird
vom weine kommen."
„Nun, wie du willst. Aber um wieder darauf
zurückzugreifen — du stehst doch justament selbst in
dem Alter und eine Frau mit hunderttausend baren
Märkern wLre am Lnde doch auch sür dich ein
gefundenes Fressen. NAe wär's denn — sagtest du
nicht, es seien zwei Mädchen da? Wenn wir nun
die Tour miteinander machten?"
„Nein, Benedikt, ich kann unmöglich jetzt ab-
kommen; denn erstens habe ich einige schwierige
Fälle in meiner praxis (hier log er wie alle jungen
Doktoren) und dann zweitens, um dir's ganz offen
und ehrlich einzugestehsn, ich bin in solchen Ange-
legenheiten ein — ein wenig zu befangen. Du
bist in dieser Beziehung viel couragierter und hast
ein viel geschmeidigeres Temperament, das leicht
über die kleinen Verlegenheiten einer solchen Situ-
ation hinwegkommt. Aber es ist nicht ausgeschlossen
— daß ich vielleicht später — ich habe selbst schon
daran gedacht und du könntest ja, wenn du erst
im reinen bist, ein N)ort sallen lassen von einem
Freund, einem jungen Doktor, der-."
„Ach herzlich gerne, mein lieber Aarlemann,
paß auf, ich verheirate dichsund keine andere wird's
als meine Schwägerinl Aber jetzt mache ich doch
das Fenster auf; du glühst ja wie ein Backofen.
Mir ist selber heiß geworden. Natürlich vor lauter
Freude.
Ach, He wohl die frische Luft thutl Aomme nur und
stecke deinen Aopf mit hinaus." H »
Der Doktor thatf'es und es half ihm auch wirklich ein
wenig von seiner kupfernen Louleur. Nach einer Meile sagte
der Apotheker: „Also du meinst wirklich, daß ich so bsals über
Aopf dahineinschneien kann?"
„Natürlichl Du kennst ja durch mich die Umstände und
du wirst sozusagen erwartet, was braucht es also weiter?"
„Und du kommst unter gar keinen Umständen mit?"
„Ich kann nicht, wie ich dir schon sagte. Und wenn du
schließlich auf michswarten wolltest, so.'.könnte dir leicht ein
anderer zuvorkommen und wir könnten beide mit langen Nasen
wieder abziehen."
Der Apotheker sxrang erschrocken vom Fenster zurück und
begann in aller Lsast und Lile einen kleinen bsandkoffer zu packen.
„Na, so pressiert's nun auch nicht," lachte der Doktor.
„Wenn du morgen früh sährst, kommst du noch zeitig ge-
nug, um am Abend schon verlobt zu sein. Wenn es so weit
ist, schickst du mir sofort ein Telegramm, nicht wahr? Ietzt
aber komm und laß uns auf die erste Flasche noch eine zweite
gießen — auf glückliches Gelingen!"
Zwei Tage daraus erhielt der Doktor ein Telegramm.
Alles ausgezeichnet gegangen. Bin bereits verlobt,
prächtiges Mädel, habe auch schon sür dich Bresche ge-
schlagen. Brauchst nur kommen, Papa ganz entzückt, muß
unbedingt Doxxelhochzeit geben.
Dein im siebenten Lsimmel schwebender
Benedikt.
Dr. Rauscher fiel ein Stein vom kjerzen. Nun waren ja
die wege für ihn geebnet. Und es war auch allerhöchste Zeit.
Denn in acht Tagen war ein Wechsel an Moses fällig im
Betrage von dreitausend Mark und in vierzehn Tagen ein
solcher an Abraham über sechstausend Mark. Zusammen neun-
(Fortsetzung auf Seite ^3.)
Älaubhast.
Frau: „Wie, Llender, nachts um drei Uhr kommst du nach ksause?"
Mann: „Ia, ich getraute mich nicht früher."
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sich etwa ein Techtelmechtel anspinnen könnte? So hat er denn
meinem — das heißt, seinem Bekannten, der viel im Lande
herumreist, den Auftrag gegeben, ihm bei nächster Gelegenheit
eine Aollektion junger, solider Männer hinzuschicken. Und da-
mit du siehst, wie sehr ich mich gleich für dich ins Zeug
gelegt habe, so habe ich den inir bekannten kserrn veranlaßt,
sofort nach w. zu schreiben und dich als künftigen Schwieger-
sohn anzumelden. Du kannst also, wenn du willst und einver-
standen bist, auf der Stelle reisen und bei deinen vortrefflichen
Ligenschaften kann es dir nicht fehlen. In zwei Tagen bist
du glücklicher Bräutigam."
„G, du Iuwel von einem Menschen!" rief der 2lpotheker
entzückt, „ich komme dir einen kräftigen Schluckl" Es war
ihm in seiner Aufregung ganz und gar entgangen, daß der
Doktor einen merkwürdig roten Aopf bekommen hatte.
„Aber wer ist denn der brave Mann, der sich so selbstlos
der Ukiihe unterzieht, andere Leute glücklich zu machen und wie
soll ich mich denn ihm gegenüber revanchieren?"
„GI ich sagte dir ja," erwiderte Dr. Rauscher, „es ist ein
Bekannter von mir. Aber nichts destoweniger — er ist Ge-
schäftsmann — es kann ja mit dem nötigen Takt geschehen —
auch gut situierte Leute sind in dieser Beziehung nicht unzugänglich
— und bei solch einer Niitgift spielt eine kleine Lrkenntlichkeit
ja keine — —"
„Gar keine," rief der Apotheker. „Nicht die geringste! Und
du thust mir gewiß den Gefallen, die Sache sür mich abzumachen."
„Sehr gern, mein lieber Benediktl"
„Aber eigentlich — verzeihe mir, wenn ich scheinbar deinen
Ldelmut und deine Freundschast verdächtige," fuhr der Apotheker
nachdenklich fort, „es ist mir nur g'rad' so der Gedanke gekommen
— warum du nicht selbst-?"
Der Doktor saß im schönsten bengalischen Feuer, so daß sich
sein Freund plötzlich unterbrach.
„Ist dir warm, soll ich vielleicht das Fenster öffnen?"
„Laß nur," wehrte Dr. Rauscher ab, „es wird
vom weine kommen."
„Nun, wie du willst. Aber um wieder darauf
zurückzugreifen — du stehst doch justament selbst in
dem Alter und eine Frau mit hunderttausend baren
Märkern wLre am Lnde doch auch sür dich ein
gefundenes Fressen. NAe wär's denn — sagtest du
nicht, es seien zwei Mädchen da? Wenn wir nun
die Tour miteinander machten?"
„Nein, Benedikt, ich kann unmöglich jetzt ab-
kommen; denn erstens habe ich einige schwierige
Fälle in meiner praxis (hier log er wie alle jungen
Doktoren) und dann zweitens, um dir's ganz offen
und ehrlich einzugestehsn, ich bin in solchen Ange-
legenheiten ein — ein wenig zu befangen. Du
bist in dieser Beziehung viel couragierter und hast
ein viel geschmeidigeres Temperament, das leicht
über die kleinen Verlegenheiten einer solchen Situ-
ation hinwegkommt. Aber es ist nicht ausgeschlossen
— daß ich vielleicht später — ich habe selbst schon
daran gedacht und du könntest ja, wenn du erst
im reinen bist, ein N)ort sallen lassen von einem
Freund, einem jungen Doktor, der-."
„Ach herzlich gerne, mein lieber Aarlemann,
paß auf, ich verheirate dichsund keine andere wird's
als meine Schwägerinl Aber jetzt mache ich doch
das Fenster auf; du glühst ja wie ein Backofen.
Mir ist selber heiß geworden. Natürlich vor lauter
Freude.
Ach, He wohl die frische Luft thutl Aomme nur und
stecke deinen Aopf mit hinaus." H »
Der Doktor thatf'es und es half ihm auch wirklich ein
wenig von seiner kupfernen Louleur. Nach einer Meile sagte
der Apotheker: „Also du meinst wirklich, daß ich so bsals über
Aopf dahineinschneien kann?"
„Natürlichl Du kennst ja durch mich die Umstände und
du wirst sozusagen erwartet, was braucht es also weiter?"
„Und du kommst unter gar keinen Umständen mit?"
„Ich kann nicht, wie ich dir schon sagte. Und wenn du
schließlich auf michswarten wolltest, so.'.könnte dir leicht ein
anderer zuvorkommen und wir könnten beide mit langen Nasen
wieder abziehen."
Der Apotheker sxrang erschrocken vom Fenster zurück und
begann in aller Lsast und Lile einen kleinen bsandkoffer zu packen.
„Na, so pressiert's nun auch nicht," lachte der Doktor.
„Wenn du morgen früh sährst, kommst du noch zeitig ge-
nug, um am Abend schon verlobt zu sein. Wenn es so weit
ist, schickst du mir sofort ein Telegramm, nicht wahr? Ietzt
aber komm und laß uns auf die erste Flasche noch eine zweite
gießen — auf glückliches Gelingen!"
Zwei Tage daraus erhielt der Doktor ein Telegramm.
Alles ausgezeichnet gegangen. Bin bereits verlobt,
prächtiges Mädel, habe auch schon sür dich Bresche ge-
schlagen. Brauchst nur kommen, Papa ganz entzückt, muß
unbedingt Doxxelhochzeit geben.
Dein im siebenten Lsimmel schwebender
Benedikt.
Dr. Rauscher fiel ein Stein vom kjerzen. Nun waren ja
die wege für ihn geebnet. Und es war auch allerhöchste Zeit.
Denn in acht Tagen war ein Wechsel an Moses fällig im
Betrage von dreitausend Mark und in vierzehn Tagen ein
solcher an Abraham über sechstausend Mark. Zusammen neun-
(Fortsetzung auf Seite ^3.)
Älaubhast.
Frau: „Wie, Llender, nachts um drei Uhr kommst du nach ksause?"
Mann: „Ia, ich getraute mich nicht früher."