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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 42.1900 (Nr. 497-509)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20909#0154
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Hleggendorfers Humoristische Blätter.

^6

(Lutschuldigt.

— „Aber Arthur, wie kannst
du mir nur eine SLngerin ins ksaus
bringen?"

— „Na, nun, höre sie erst singen
. . . ich sage dir, scheußlich i"

ließ, wenig sprach und nie lange
in Gesellschaft blieb; dann ließ
er sich ein paar Tage iiber-
hauxt nicht mehr sehen; seine
Bekannten vermuteten, daß ihm
vielleicht sein Neffe Sorgen
bereite.

Am zehnten Tage endlich
wurden sie mit der Nachricht
iiberrascht, tNunkschiirzl sei in
die Irrenanstalt, Abteilung fiir
Unheilbare, nbergefiihrt worden.
Nicht gering war die Bestürz-
ung aller, und man suchte den
Grund dieses xlötzlichen Um-
schwunges in Uiunkschiirzls
Geistesleben zu erfahren.

Lndlich gelang dies dem
Gberaxotheker, seinem besten
Freunde; er hatte einfach den
Uirektor der Anstalt aufgesucht
und als er abends an denStamin-
tisch kam, war alles vor Ncu-
gierde ganz aufgeregt.

Uiunkschiirzl hatte von seinem
Neffen, der seine Schwäche kann-
te,aus Tambodscha eineAnsichts-
karte mit eigenhändiger Unter-
schrift des Fürsten von Lain-
bodscha gesandt bekommen.
Ueber die Frage, ob er diese
Rarte nun in seiner Niarken-
sammlung oder in seiner An-
sichtskartensammlung oder in
seiner Autographensammlung
unterbringen solle, war der
gewissenhafte Aanzleirat ver-
rückt geworden. A. Dcssauer.

Der Sammler.

I^err Aanzleirat Utunkschürzl war nicht
nur ein gewissenhafter Beamter,
sondern auch ein Sammler, der seit Iahr-
zehnten mit xeinlicher Grdnung seine
Sammlungen im stande hielt. Ihnen
galt seine ganze Lrholung, sein ganzes
außerdienstliches Denken. Lr sammelte
so ziemlich alles: Tabaksdosen, Perücken,
Arzneigläser, Stöpsel, Insekten etc.; seiner
besonderen Fürsorge aber erfreuten sich
seine Niarken-, seine Autographen- und
seine 2lnsichts - Postkartensammlung; er
wußte selbst nicht, welche von diesen
dreien er mehr liebte.

Uiunkschürzl war außerdem ein liebens-
würdiger bferr, den alle gern leiden mochten
bis auf seinen Lrbneffen, dem er ein
Dorn im Auge war.

Der alte kferr war trotz seiner drei-
undsiebzig Iahre stets heiter und aufge-
räumt. Um so mehr mußte es auffallen,
daß er seit ein xaar Tagen den Uoxf hängen

Neim lVhätographen.

Photograph: „Biite, recht freundlich."

Iunger Rünstler: „Bedaure, kann nur recht genial aussehenl"
 
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