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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 42.1900 (Nr. 497-509)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20909#0162
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Meggendorfers Humoristische Blätter.


Der sparsame ^ausherr.





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„Rruzitürken, ist das Luder aber schwer, das ist ja gerade, als
wenn Blei drinn' wärel"

„Na, dös war aber eine sakrische Schinderei, sei'n mer froh, daß
wir ihn da habenl"

„So Ainderl Da habt ihr die ausgemachten zwei Narkl Bei
den schlechten Zeiten muß man bei der Uebersiedlung auch die
Droschke ersparenl"

Vom Älück.

M)chön ist's, vom eignen Glück ein Teil zu spenden;

Noch edler: Glück zu gönnen fremden kjänden.
Doch eins befriedigt dauernd nur allein:

Der Bote eines fremden Glücks zu sein.

O. I.

Die Hose unö öas Zeinkleiö.

von E. Sautter.

^ m Garten des blauen L^echtes saß der Rentier

^Blembel und starrte trostlosen Auges auf ein schlankes
Glas, das mit goldigem pilsener Bier gefüllt war und
eine weiße bsaube trug. Gr war gestern Abend aus Dres-
den in dem kleinen Rurorte der böhmischen Schweiz ange-
kominen — das wußte ich, weil seine Frau, die nebst
Dienstmädchen schon ein paar Tage früher eingetroffen war,
mir seine bevorstehende Ankunft angekündigt hatte.

„Na, da sind Sie jal" sagte ich zu ihm und reichte
ihm die kjand. „Wie geht's?"

„Genn' Se m'r nich'n Dahler bumben?" fragte er
schüchtern dagegen.

„lUit dem größten Vergnügen," erwiderte ich, indem
ich ihm meine Börse überreichte. „Bitte, bedienen Sie sich.
Ist mir neulich auch passiert, daß ich mein Portemonnaie
vergessen hatte."

„vergessen haw' ich's eechendlich nich," meinte kserr
Blembel mit einem tiefen Atemzuge. „'s laach uff'n
Dische, un ich hätt's ooch gerne midgenomm', awer 'sch
ging nich."

„Pardon l" sagte ich aufhorchend, „es ist mir nicht ganz
klar, wieso — "

„Ach ja, nee, vernaachelbohr noch emal l" seufzte kserr
Blembel. „Das is nämlich ooch enne Sache. — ksär'n Se,
mei Gudster, dhäten Sie wol die Giede hahm un gingen
zu meiner Frau un setzden der emal die ganze Alährde
ausenander —"

„Pardon l"sagte ich, „das ist mir nun noch weniger klar."

„kjerrejesses nee, eechendlich is es doch ganz eefachl"
knurrte kserr Blembel ungeduldig und nahm einen Schluck
Bier.

„Pardonl" sagte ich, „es liegt natürlich an meinem
bockigen Begriffsvermögen, wenn ich Sie bitten muß, mir
etwas deutlicher —"

„Nu Dunnerliddchen! meine Frau hat mich ähm 'naus-
geschmissen," schrie bjerr Blembel, indem er mit der Faust
auf den Tisch schlug.

Ich öffnete den Mund und vergaß, ihn wieder zu-
zumachen.

„Nausgeschmissen hat se mich," wiederholte kserr Blem-
bel. „lNid'n awec. Nn heeme gomm' derf 'ch nich widder,
se feffert mich de Drebbe 'nunder, hat se gesaacht, un das
griecht se ooch ferd'ch. Ich genn' se, ich genn se."

kserr Blembel nickte ein xaarmal langsam mit dem
Ropfe. Ich öffnete den Mund erheblich weiter.

„Un se will ooch glei' 'n Scheidungsbrozeß ahnfangen,"
fuhr kserr Blembel mit dumpfer Stimme fort, „nähm' Se
bloß emal ahn, was das fer ä Geld gosden dhäde."

Ich bemühte mich, den Ulund noch weiter zu öffnen
— aber ich hatte die Grenze meiner Leistungsfähigkeit be-
reits erreicht.

„IVees der ksole, ich gäwe den Frau'nzimmer enns
uff'n Dätz, wenn se mer in'n IVääch leeft," — und Iserr
Blembel runzelte drohend die Stirn.

Ich versxürte einen eigenartigen Iungenkitzel, machte
den INund zu und hatte eine Fliege gefangen, worüber
ich keine sonderliche Befriedigung empfand. Nachdem ich
dem Tierchen seine Freiheit in einer zwar nicht den An-
standsregeln, aber der schleunigen Notwendigkeit ent-
sprechenden Weise zurückgegeben hatte, sprach ich mit lvürde:
„Bitte, bleiben Sie parlamentarisch, kjerr Blembel, beson-
ders wenn Sie von Ihrer Gattin reden."
 
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