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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0031
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Meggendorsers Humoristische Blätter.

23

„Mie wetterfahne auf dem Dach der Farm knarrt,

„In deren Lsof der Gackerhühner Schwarm scharrt.

„2ie, wie ich durch die Liebe krank und arm ward,

„Armgard, o Armgard —"

„ksi — ha — Mard und Selbstmard, Aellnard, Revolvard/'
schrie Ioachim delirierend auf, dann fiel sein Unterkiefer wie
gelähmt herab, seine Augen verglasten sich, und mit schwerer
sunge schnarrte er wie ein Ara: „Rararr — Tanenthat —
rararr — Tanenthat — rararr —"

Ulan brachte ihn nach ksause und holte einen Arzt, welcher
Tiskomxressen verordnete.

„Dieser Mensch ist gemeingefährlich," fieberte Ioachim,
nachdem er die erste Romxresse erhalten hatte. „M ties be-
klagenswertes, unglnckseliges IVeib — wenn du ihn heiratest
— er wird dich zu Tode schwatzen — zu Tode —"

„Beruhigen Sie sich," sagte der Arzt, „Frauen haben im
allgemeinen ein zähes Leben." — -—

Ioachim erholte sich wieder und empfing fiinf Wochen sxäter
Balduins Vermählungsanzeige.

Dreihundertneunundneunzig Tage lang war es Ioachim
gelungen, einem Zusammentresfen mit Balduin zu entgehen.
Am vierhundertsten Tage saß Ioachim in einer Box des
Miener Lafes — da erwischte ihn Balduin, reichte ihm die
ksand und setzte sich zu ihm. Resigniert ließ Ioachim das
bsauxt auf die Brust sinken.

Iedoch Balduin sagte nichts. Nach fünf Minuten hob
voachim den Roxf und sah Balduin an, welcher auf der Stuhl-
kante saß und in seine Uaffeetasse starrte.

„Du bist ja so siill," sagte Ioachim erstaunt. „Du hältst
wohl jetzt deiner Frau so viele Reden und Gegenreden."

„Mein Lieber, sxrach Balduin gedämxft, das Reden be-
sorgt meine Frau ganz allein und das Gegenreden ebenfalls.
Letzteres besonders und gründlich."

„AHI lächelte Ioachim, in dem die Schadenfreude init dem
lRitleid rang. „Und die Titanenthaten, die du vollführen
wolltest —?"

„Damit hat es seine Richtigkeit," nickte Balduin. „Alle
vierzehn Tage eine. Ia. Indem ich nämlich alle vierzehn
Tage von meiner Frau die Auslieferung des ksausschlüssels
erzwinge, ja, er—zwin—ge — — das heißt: meistenteils."

Wie stuä. pkil. Vunrpnieier sich
cLöthes „Tasso" auslegt.

„Und was man ißt — das bleibt man andern schuldig."

Nus einer Verteidigungsrede.

verteidiger: „Uteine kserren! Der Angeklagte verdient
im weitesten Nlaße mildernde Umstände. Bedenken Sie, daß
derselbe bereits dreimal wegen seiner großen Rartoffeln
prämiert worden ist."

Ia so!

A.: „So, Lserr Leutnant fühlen sich nicht wohl? Sie haben
sich gewiß gestern bei der Soiree den Utagen überladen?"
keutnant: „Nein, das Lserzl"

Teitnehmend.

Utann ldumxf): „Zweitausend Utark habe ich diese Nacht ver-
lorenl"

Frau: „Weißt du, Lgon, da bin ich aber sroh, daß ich mir
vergangene Woche noch rasch das neue Rostüm habe machen
lassenl"

Reineckes Rache.

Fand dich beim lVildern und traf dich gut

Jst dir vergangen der Uebermut?" —

kseute mußt' ich ihn wiederseh'n,

Dabei ist schlimmes mit mir gescheh'n.

Folgte wie damals der Fährte schnell,
weil mich verlockte der schlaue Gesell.

Schmiegte sich weich um ein Schulternxaar,

Drauf saß ein Köpfchen mit braunem Lsaar,
Lächelte schelmisch und nickte mir zu.

V du heimtückischer Reinecke dul

Lsinterlistig äugt' er mich an:

„ksab' ich dich endlich, Freund Iägersmann,

Traf dich Amor, der wildschütz, gut,

Ist dir vergangen der Uebermut?"

G. Leskow.
 
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