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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0056
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§8

Meggendorsers Humoristische Blätter.

Ich teile dem inzwischen heruntergekommenen N. die örtliche Lage von Narie
mit, eine rasche Schwenkung nach links, anfangs energisches Ausgreifen der Beine,
bis wir uns an der nächsten Straßenecke befinden — wir waren in Sicherheit. Ein
dankbarer Blick zum bsimmel, der uns wieder einmal aus einer recht prekären Lage
gerettet hatte, war sozusagen der Schluß der heutigen „Vormittagsvorstellung."

In N. hatte die aufregende Geschichte, einen, wie er fich ausdrückte „mords-
mäßigen" Appetit hervorgerufen, er verabschiedete sich unheimlich rasch von mir,
sxrang in eine eben kommende Trambahn und fuhr zu seinen häuslichen penaten.

Mein ^und und ich standen verlassen in der Ludwigstraße. T>er Dackl sah mich
an, ich sah den Dackl an, und wir beide waren wieder „so klug als wie zuvor."

lvenn einer pumpen will, ist es genau so, wie wenn einer auf die Iagd geht,
oder ein General eine Schlacht zu liefern hat. Mißglückt der erste versuch, so ist es
das beste, man stellt das „verfahren" ein. In der Beziehung war ich von jeher
sehr abergläubisch. Aurz entschlossen zog ich eine Visitenkarte hervor, kritzelte eine
nichtssagende Lntschuldigung darauf, betreffend „unendliches Bedauern wegen unvor-
hergesehener Lreignisse rc. rc.," begab mich vorsichtshalber in die Nähe der lvohnung
von Fräulein B., händigte die Rarte zur Ablieferung einem Dienstmann ein und
trollte nach lsause.

Nach einer eingehenden Konferenz mit dem kserrn Finanzminister, wurde be-
schlossen, das Mittagsmahl in vegetarischer kveise, bestehend aus einem halben Pfund
Aexfel, höchsteigenhändig nach chaus getragen, ausnahmsweise einzunehmen.

Lndlich zu chause angelangt, sxerre ich mich ein, setze mich auf den Diwan,
verzehre die Aexfel, von denen der ksund die ksaut erhält und versuche, den schönen
ausgemachten Spaziergang zu verschlafen.

Lin Zettel, mit dem vermerk „verreist," wird vorher an die Atelierthüre ge-
heftet, und „komme, was kommen mag", ich lege mich auf die Seite, fest entschlossen
keinem Menschen zu öffnen.

Lin Vormittag, beziehungsweise eigentlich samt Fortsetzung ganzer Tag, war
wieder einmal „auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Ivege" in das Meer der
Ewigkeit versunken.

siZajlspiet.

ksaussrau: „Ist der Soldat, der gestern Abend in der Aüche saß, eigentlich Ihr
Schatz?"

Köchin: „Nein, vorläufig war er nur als „Gast" dal"

Triftiger (örund.

A. : „lvas, Du hast die Dir angevoiene Direktorstelle abgelehnt?"

B. : „Allerdings; ich will überhaupt nlcht Direktor werden. lveißt Du, ich gehöre

liebcr zu den zehn, die etnen ärgern, als daß ich selbst der eine bin, den zehn
ärgern."

lemporL mutantur et uos
rnutLmur iu illis.

E^risch weht der Morgenschleier
von Firn und Fels zu Thal;

Des ksochwalds Sommermorgen
Begrüßt der erste Strahl;

Des Berges freie Lüfte
Durchtränken Tannendüfte
Und in das Thal vom kvald
Lin Iuhschrei niederschallt.

„Trala juhu!" ertönt es
von srischen Iägers Mund,

Und aus kirschroten Lippen
Mird ihm die Antwort kund.

„Iuhu trala — bist's Loni?" —
„Trala Iuhu — der Tonil"

Bald fliegt die Dirn voll Lust
Dem Burschen an die Brust.

„Ja, Toni, mei, was thät' i,

Bua, wann i Di nit hätt'I
lvahrhaftig, ohne G'spusi')
lvär' 's Leben bloß a G'frett."^) —
„Sixt, daß i Di hab 'troffen,

Sell laßt mi viel verhoffen,

Dös — Loni — is a G'schick,

Dös bringt für d' Iagd a Glückb

-t-

verwelkte Blätter decken
Gelbrot und feucht den Weg;

Der Sturm ächzt in den lvipfeln,

Ls herbstelt im Geheg.

Als wie vor vierzig Jahren,

Nur weiß an Bart und ksaaren,

Streift durch denselben lvald
Der Förster, — siebzig baldl

Da bleibt er xlötzlich stehen
vor einem alten lveib;

Die bückt, um ksolz zu klauben,

Den magern, dürft'gen Leib.

„verflucht auch," brummt der Toni,
„Das ist die alte Loni,

G'rad' mir heut' in die Vuer'

Führt die der Teufel her.

lvill seh'n ob's an Schein°) hat,

Die alte lvetterhexl
A solchene Begegnung
Schon in da Fruah um sexl
Und da soll man was schieß'n,

Dös soll oan net verdriaß'n;

G'rad' z'wegn dem alten lvei
Is Glück für heut' vorbei!"

Alfred Dessauer.

*) Liebschaft, ?) sslage, Lrlaubnisschein zmn
holzsamnieln.

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Vesterreich-Ungarn sür kserausgabe und Redaktion oeraniwortlich: Robert lUohr in lvien I.
Verlag von I. Ä. Schreibrr in München und Etzltngrn.
 
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