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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0065
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Bäeggendorfers Lfumoristische Blätter.

57

Ä>ut Mrückgegeben.

5chauspieler <zum yotelier, welcher ihn schon wiederholt geschnürt hatst „5ie hätten eigentlich eine
prächtige Bühnenfigur, 6err X."

ksotelier: „Ach nein, die Bühne märe nicht der Boden, auf welchem ich mich bewegen könnte."
5chauspieler: „Marum nicht, wir haben ja auch einen „5chnürboden."

so war es denn auch natür-
lich, daß wurm Fourier-Dffizier
wurde, als er in das INanöver
gehen sollte.

Als der kserr Dberst davon
erfuhr, citierte er das auch
schon von anderer 5eite häufig
citierte Wort: „Die Botschaft
hör' ich wohl, allcin mir fehlt
der Glaube." Er konnte es
nicht fassen, daß der Bataillons-
kommandeur gerade der Rübe
ein so schweres und verantwort-
liches Amt anvertrauen wollte,
und vorübergehend dachte er
daran, dieser Mahl seineBestätig-
ung vorzuenthalten. Dann aber
besann er sich eines anderen,
denn auch die vorgesetzten Lndern
zuweilen ihre Ansicht: „Wenn
der Nkajor mit ihm glücklich
werden will, meinetwegen,
hoffentlich wird das Rcsultat
ein derartiges, daß auch dem
Bataillonskommandeur endlich
die Augen darüber aufgehen,
welche Rübe er sich groß zieht
— ich bin begierig, wie die 5ache endet."

Und auch wurm selbst war sehr begierig, ob es ihm ge-
lingen werde, die ihm anvertraute schwierige Aufgabe zur Zu-
friedenheit aller Beteiligten zu lösen, denn ^ourier-Gffizier zu
sein, ist das 5chwerste, so man hat. Ieder Ramcrad und nun
erst jeder ksauptmann hat seinen besonderen Wunsch. Der eine
will nicht bei einem Pastor liegen, der zweite nicht bei einem
Apotheker, der dritte will in kein ksaus, in dem heiratsfähige
und tanzlustige Töchter sind, dem vierten ist es ganz einerlei,
wie er selbst untergebracht ist, wenn sein Pferd es nur gut hat
und der fünfte sagt: „Ulein Gaul und ich sind eins; daß mein
Roß gut untergebracht wird, ist wohl selbstverständlich und in-
folgedessen rechne auch ich mit absolnter Bestimmtheit auf ein
tadelloses Duartier."

Geduldig hörte Wurm alle Wünsche an, die ihm in dieser
ksinsicht auseinandergesetzt wurden und obgleich er auch nicht
im entferntesten daran dachte, allen Anforderungen gerecht zu
werden, beruhigte er jeden mit den Worten: „Was gemacht
werden kann, wird gemacht."

Oie ksauxtsache für ihn bestand darin, seinen Major in jeder
tsinsicht zufrieden zu stellen; einmal setzte er seinen 5tolz darein,
das in ihn gesetzte Bertrauen zu erfüllen, dann aber sagte er
sich auch, daß sein Bataillonskommandeur trotz aller freund-
schaftlichen Gesinnungen s—ehr grob werden würde, wenn er
nicht stets die besten Duartiere erhielte.

Ieder vorgesehte verlangt von seinem Fourier in jedem
Vrt das beste Duartier — ach, und eins gibt es doch nur.

(Fortsetzung nachste Seite.)

Die guien Nreunde in der Lcot.

m unser Freund Bonifaz thut mir eigeutlich leid I
arme Aerl heute wieder auszustehen haben, wenn
was wirc gause kommtl — Dem müssen wir helfen, —

er so spat naw -
ich hab' eme D^e>

„Gib 'mal rasch die 5ervietten her, vielleicht kriegen wir
ihn so durchl-"
 
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