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isieggendorfers ^umobistische Blälter.
(Lin Vhitanthrop.
' - 5chnapswirt: „Noch ein Iahr solch gutes Geschäft, dann werde ich Rentier und
trete dem verein gegen den Mißbrauch"geistiger Getränke bei."
Nicht mehr vakant.
— „INein Fräulein, Jhnen muß
ich einen Auß stehlen!"
— „Ich habe bereits einen Haus-
dieb, meinen Bräutigaml"
Zns Ktammbuch.
Der kleinsten lVohlthat
wissen wir uns zu erinnern, wenn
wir der Sxender waren. x. u.
(Lenugtain.
Lr: „Ulie, Du willst durchaus ins
Seebad, obwohl Du meine
inißlichen finanziellen verhält-
nisse kennst?"
Sie: „Ja, sreue Dich doch, daß ich
mich mit lvasser begniige!"
Zmmer im (Leschäft.
Arzt: „Eine kleine Narbe werden
5ie ja zuriickbehaltenl"
Patient (Gcrb<>r): „5chade, da ist
das ganze Fell verdorben."
Der Nremöenfttyrer.
von Dr. s. V.
ein Freund, der Referendar kvigand, hatte sich verlobt.
Ich hielt die Anzeige in der yand und starrte sie an
mit jenem aus Ueberraschung und freudiger — zu-
weilen auch mitleidiger — Teilnahme gemischten Gefühle, das
man beim Lrhalten von Familiennachrichten zu empfinden
xflegt. „5o ein Duckmäuserl Aeine 5ilbe hatte er davon ver-
lauten lassen. Und aus 5tuttgart ist die Braut? kvie kommt
er denn nach 5tuttgart? yat er dcnn in Tnbingen studiert?
— Nein, doch nur in Iena und Leixzigl Das ist mir schleier-
haft l" 5ofort sehte ich mich chin, um nach der kleincn 5tadt
im Altenburgischen, wo er seit seinem Eramen „wirkte", ein
Gratulationsschreiben loszulassen. Dabei suchte ich durch einen
Fragebogen nach dein Muster der Lhrie — guis, guick, ubi,
guibus, uuxilüs, cur, guomocko, guuncko — etwas Genaues
über seine Liebste und die näheren Umstände ihrer verlobung
zu erfahren. Natürlich gelang mir das vorbei. verlobte pflegen
ja auf Gratulationsbriese nie zu antworten.
Linige Zeit danach saß ich in Leipzig in meinem Iung-
gesellenzimmer, als es an meine Thüre klopfte und der neu-
verlobte Referendar eintrat.
„Mindscheidl Du?" rief ich erfreut. (Wir nannten ihn so
nach dem berühmten Iuristen, mit dem er die Lhre halte, die
beiden ersten Buchstaben des Namens gemeinsam zu haben.)
„Das ist ja famos, daß Du mich besuchst I Aber nun sag mal —"
„Nicht ein lvort sage ich, ehe Du mir nicht ein Glas
lvasser und einen Lognac lieferst," rief er wütend. „Das ist
ja geradezu eine Infamie, bei der ksitze drei Trexpen hoch zu
wohnenl"
„Na sei nur gutl" beruhigte ich ihn. „Hätte ich gewußt,
daß vu kommst, so hätte ich schon vorher eingeschenkt. Ich
kenne ja Deine 5chwäche für diese Art 5tärkung. wird Dir das
übrigens Deine Zukiinftige erlauben?"
„Jawohl, das habe ich mir schon kontraktlich ausgemacht.
Ach, sie thut mir ja alles zuliebe, sie ist ein Lngell"
„5o? Das freut mich, daß Du nach drei lvochen Verlobung
noch so denkst. Aber nun, bitte, erzähle: wo? wie? wann?
wodurch? Ich bin sehr neugierig."
„Ia, es ist auch eine ganz spaßhafte Geschichte," erwiderte
er. „Also, um auf Deine Fragen zu antworten: lvo? — hier
in Leixzig. lvie? — als 5tudent. lvodurch? —durch meine
Vrtskenntnis. wanu? — im vorletzten 5emester. Du warst
damals in Iena und erfuhrst infolgedessen nichts davon. Lines
Tages hatte ich mit zwei Alters- und Gesinnungsgenossen eine
ernste Beratung abgehalten, deren Resultat war, dem lustigen
Burschenleben endgiiltig valet zu sagen, ein neues, lediglich der
Arbeit gewidmetes Leben zu beginnen und im nächsten 5emester
ins Lxamen zu steigen. Der eine von uns war für einen so
raschen Lntschluß schwer zu gewinnen. Lr machte seine alten
lvitze darüber: aus dem „neuen Leben" würde doch nicht viel.
5chon nach einigen Tagen hieß es gewöhnlich: vits. nc>vu
ürsvis sst u. s. w. 5chließlich aber willigte er ein unter der
Bedingung, daß wir noch einen lustigen Abschiedstag feierten.
5ein Antrag wurde angenommen und sosort ausgeführt. Ls
war in der That ein sehr, sehr lustiger Abschied. — Als ich in
den ersten Morgenstunden nach bsause kam, wartete meiner eine
unangenehme Ueberraschung in Form einer Dexesche meiner
Tante: „Aomme morgen friih eventuell durch Leipzig. Lrwarte
mich um acht Uhr am Berliner Bahnhof." Ach dieses „Lventuell"
der guten Tantel 5chon mindestens ein duhendmal hatte sie
mich mit ihren „eventuellen Durchkünften" an die Bahn gelockt
und meistenteils war sie nicht gekommen. 5tatt bis zu Mittag,
wie ich hoffte, meinen Rausch verschlafen zu können, sollte ich
nach vier 5tunden 5chlaf „mitten in der Nacht" wieder 'raus.
Abscheulich! Aber wenn ich nicht ging und die reiche Lrbtante
beleidigte, lud ich den Fluch meiner ganzen Familie auf mich.
Ls half also nichts I
bsalb acht bcgann der wecker zu lärmen und ich sprang
mit eincm Fluch aus den Federn. yimmel, der Brummschädell
isieggendorfers ^umobistische Blälter.
(Lin Vhitanthrop.
' - 5chnapswirt: „Noch ein Iahr solch gutes Geschäft, dann werde ich Rentier und
trete dem verein gegen den Mißbrauch"geistiger Getränke bei."
Nicht mehr vakant.
— „INein Fräulein, Jhnen muß
ich einen Auß stehlen!"
— „Ich habe bereits einen Haus-
dieb, meinen Bräutigaml"
Zns Ktammbuch.
Der kleinsten lVohlthat
wissen wir uns zu erinnern, wenn
wir der Sxender waren. x. u.
(Lenugtain.
Lr: „Ulie, Du willst durchaus ins
Seebad, obwohl Du meine
inißlichen finanziellen verhält-
nisse kennst?"
Sie: „Ja, sreue Dich doch, daß ich
mich mit lvasser begniige!"
Zmmer im (Leschäft.
Arzt: „Eine kleine Narbe werden
5ie ja zuriickbehaltenl"
Patient (Gcrb<>r): „5chade, da ist
das ganze Fell verdorben."
Der Nremöenfttyrer.
von Dr. s. V.
ein Freund, der Referendar kvigand, hatte sich verlobt.
Ich hielt die Anzeige in der yand und starrte sie an
mit jenem aus Ueberraschung und freudiger — zu-
weilen auch mitleidiger — Teilnahme gemischten Gefühle, das
man beim Lrhalten von Familiennachrichten zu empfinden
xflegt. „5o ein Duckmäuserl Aeine 5ilbe hatte er davon ver-
lauten lassen. Und aus 5tuttgart ist die Braut? kvie kommt
er denn nach 5tuttgart? yat er dcnn in Tnbingen studiert?
— Nein, doch nur in Iena und Leixzigl Das ist mir schleier-
haft l" 5ofort sehte ich mich chin, um nach der kleincn 5tadt
im Altenburgischen, wo er seit seinem Eramen „wirkte", ein
Gratulationsschreiben loszulassen. Dabei suchte ich durch einen
Fragebogen nach dein Muster der Lhrie — guis, guick, ubi,
guibus, uuxilüs, cur, guomocko, guuncko — etwas Genaues
über seine Liebste und die näheren Umstände ihrer verlobung
zu erfahren. Natürlich gelang mir das vorbei. verlobte pflegen
ja auf Gratulationsbriese nie zu antworten.
Linige Zeit danach saß ich in Leipzig in meinem Iung-
gesellenzimmer, als es an meine Thüre klopfte und der neu-
verlobte Referendar eintrat.
„Mindscheidl Du?" rief ich erfreut. (Wir nannten ihn so
nach dem berühmten Iuristen, mit dem er die Lhre halte, die
beiden ersten Buchstaben des Namens gemeinsam zu haben.)
„Das ist ja famos, daß Du mich besuchst I Aber nun sag mal —"
„Nicht ein lvort sage ich, ehe Du mir nicht ein Glas
lvasser und einen Lognac lieferst," rief er wütend. „Das ist
ja geradezu eine Infamie, bei der ksitze drei Trexpen hoch zu
wohnenl"
„Na sei nur gutl" beruhigte ich ihn. „Hätte ich gewußt,
daß vu kommst, so hätte ich schon vorher eingeschenkt. Ich
kenne ja Deine 5chwäche für diese Art 5tärkung. wird Dir das
übrigens Deine Zukiinftige erlauben?"
„Jawohl, das habe ich mir schon kontraktlich ausgemacht.
Ach, sie thut mir ja alles zuliebe, sie ist ein Lngell"
„5o? Das freut mich, daß Du nach drei lvochen Verlobung
noch so denkst. Aber nun, bitte, erzähle: wo? wie? wann?
wodurch? Ich bin sehr neugierig."
„Ia, es ist auch eine ganz spaßhafte Geschichte," erwiderte
er. „Also, um auf Deine Fragen zu antworten: lvo? — hier
in Leixzig. lvie? — als 5tudent. lvodurch? —durch meine
Vrtskenntnis. wanu? — im vorletzten 5emester. Du warst
damals in Iena und erfuhrst infolgedessen nichts davon. Lines
Tages hatte ich mit zwei Alters- und Gesinnungsgenossen eine
ernste Beratung abgehalten, deren Resultat war, dem lustigen
Burschenleben endgiiltig valet zu sagen, ein neues, lediglich der
Arbeit gewidmetes Leben zu beginnen und im nächsten 5emester
ins Lxamen zu steigen. Der eine von uns war für einen so
raschen Lntschluß schwer zu gewinnen. Lr machte seine alten
lvitze darüber: aus dem „neuen Leben" würde doch nicht viel.
5chon nach einigen Tagen hieß es gewöhnlich: vits. nc>vu
ürsvis sst u. s. w. 5chließlich aber willigte er ein unter der
Bedingung, daß wir noch einen lustigen Abschiedstag feierten.
5ein Antrag wurde angenommen und sosort ausgeführt. Ls
war in der That ein sehr, sehr lustiger Abschied. — Als ich in
den ersten Morgenstunden nach bsause kam, wartete meiner eine
unangenehme Ueberraschung in Form einer Dexesche meiner
Tante: „Aomme morgen friih eventuell durch Leipzig. Lrwarte
mich um acht Uhr am Berliner Bahnhof." Ach dieses „Lventuell"
der guten Tantel 5chon mindestens ein duhendmal hatte sie
mich mit ihren „eventuellen Durchkünften" an die Bahn gelockt
und meistenteils war sie nicht gekommen. 5tatt bis zu Mittag,
wie ich hoffte, meinen Rausch verschlafen zu können, sollte ich
nach vier 5tunden 5chlaf „mitten in der Nacht" wieder 'raus.
Abscheulich! Aber wenn ich nicht ging und die reiche Lrbtante
beleidigte, lud ich den Fluch meiner ganzen Familie auf mich.
Ls half also nichts I
bsalb acht bcgann der wecker zu lärmen und ich sprang
mit eincm Fluch aus den Federn. yimmel, der Brummschädell