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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0107
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Meggendsrfers k)urnoristisclie Vläller.

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Kncrkanni.

mit sichtbarer Anstrengung plagte,
desselben kserr zu werden. Dann
folgten zwei Portionen Lungenbra-

ten.-Dasselbe Resultat, wie

bei den vorhergegangenen zwei
Speisen. Der Sieg schien sich auf
Raros Seite zu neigen, und die eine
partei, welche Pichelberger hinter
sich hatte, jubelte schon zuversicht-
lich, wobei ziemlich drastische Scherze
zu Ungunsten des armen Löfflers
mit unterliefen, während Löfflers
Anhang betrübt die Aöpfe hängen
ließ. Löffler fing schon an zu
schnaufen und gab allerlei Grunzer
von sich, welche zu bedeuten schie-
nen, daß sein Nlagen energisch da-
gegen protestiere, in seinen kaum
ltegonnenen Ferien auf eine der-
artige, dem Gänsestopfen verwandte
Weise belästigt zu werden. Da aus
einmal hellten sich Löfflers Nienen
aus und ein Schimmer, wie ihn die
untergehende Sonne nochmals über
eine alte traurige Ruine mit ihrem
vollcn Strahlenglanze gießt, ging
über das kummervolle Gesicht des
sonst so fidelen Studenten. „Rell-
ner!" rief er, „bringen Sie mir ein-
mal zwei Brötchen." Pichelberger
und sein Anhang stutzten und machten
erwartungsvolle und gespannte Ge-
sichter, als ob ihnen jetzt etwas
Schreckliches bevorstehen würde,
während Aaro wohlgefällig seine
breite Schnauze leckte, mit einer
nicht verkennbaren und deutlich zur
Schau getragenen Absicht, den
Aampf mit Aussicht auf Gewinn
fortzusetzen. — Der Rellner mit
den Brötchen erschien und über-
reichte Löffler das Bestcllte. Letz-
terer biß herzhaft und mit dem
Ulute der Oerzweiflung in sein
Brötchen, wobei er mit einer ge-
ringschätzigen lhandbewegung Raro
das andere hinwars. — Da durch-
tobte ein Freudengeheul der An-
hänger Löfflers das Zimmer, denn
Raro hatte mit einer verächtlichen
Miene das Brötchen berochen, den
Schwanz zwischen die Beine ge-
kniffen und war durch die offene
Zimmerthüre entflohen. Alle Le-
mühungen, den bsund zurückzurufen,
wären vergeblich, Löffler hatte seine
N)ette glänzend gewonnen, und,
abgesehen vonder gründlichen Tracht

prügel, welche Raro einige Stuw „Der Assessor muß doch seine Frau recht lieb haben, weil er sie so viel küßtl"

den spater erhielt, nachdem er, die ist auch ein Lecke—rbissen!"

jedenfalls in der Lrwartung, noch
einige fette Bissen auf so wenig

mühevolle lveise zu erwischen, wieder zu seinem bserrn zurück- > und das beabsichtigte Attentat aus das Lingangs erwähnte Un
gekehrt war, verlief der Abend in dcr animiertesten Stimmung > geheuer war glänzend gelungen. Paul Donar.
 
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