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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0108
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

sOO

Rivaütät.

A: „Nialer pemsel ist so peinlich gewissenhaft, daß er Wolkenstudien nur per Luftballon macht."

B: „M, das ist noch gar nichtsI Maler Tupferl hat sich neulich, um einige Seetiere zu malen, sogar auf den Nteeresgrund
versenken lassen."

--



In Äeönnken.

nd einen Kuß wirst Du ihr auf dem Bahnhof auch gcben,
nicht wahr, lieber Richard?"

kserr Schulze seufzte, als ihm seine sunge Frau, indem sie
das sagte, zärtlich den Arm
um den Nacken legte.

„Nicht wahr, Du thust's?"
drängte sie nochmals; „sie hält
viel auf derartige kleine Auf-
merksamkeiten."

kscrr Richard Schulze seufzte
wieder. „Ia, aber was bei
ihrem grandiosen Schnurrbart

diese kleine Ausmerksamkeit an-
geht, das . . ."

„pfui, schäm Dich, Richard,
sie ist doch meine Mama!" Sie
drängte den noch immer Zau-
dernden sanft zur Thiire mit den
Worten: „Also abgemacht und
dann eilt ihr euch; ich sorge einst-
weilen für einen guten Imbiß."

Herr Schulze erwiderte diesmal nichts, ganz in Gedanken
versunken stieg er die Trexpe hinab und als er sich auf der
Straße befand, seufzte er noch einmal tief auf. „Die kserrlichkeit

mit unsercm friedlichen Lheleben wird nun wohl zu Lnde sein,"
murmelte er vor sich hin, indem er die Straßen hinabschritt.
„Vie Alte ist zwar die Schlimmste nicht, aber spitzsindig ist sie
wie ein Ariminalkommissär und wenn sie, wie ich fnrchte, ihren
Aufenthalt auf mehrere wochen berechnet hat. . ." Lr konnte
den Gedanken nicht weiter fortsxinnen, denn gerade hob vor
ihm eine Uhr zum Schlage aus. „Wie, schon der Bahnhof
und schon halb . . .?"

lserr Schulze zog ein Telegramm aus der Tasche, das er
hastig iiberflog. „Uteine Uhr geht nach, der Zug muß schon
eingelaufen seinl"

Uaum hatte er dasselbe
wieder eingesteckt, als sich cinc
ksand auf seine Schulter legte.

„Ahl mein kserr Schwieger-
sohn, der wohl noch nberlegt,
ob er vor- oder riickwärts gehen
soll."

Der so Ueberraschte drehte
sich blitzschnell um und wie von
einem xlötzlichen Lntschluß ge-
trieben, drückte er gleichzeitig
auch schon den gefürchteten Auß
auf die Lipxcn der vor ihm
stehenden kleinen Dame. „Uer-
zeihung, Mama, aber ich konstatierte eben, daß meine Uhr etwas
nachgeht und . . ."

„Thut ja nichts, ich war gerade im Begriff, mich nach
einer Dröschke umzusehen; eure Wohnung würde ich schon
gefunden haben."
 
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