Meggendorfers Hurnoristische Blätter.
Lsaushälterin. Er starrte den Hund wie ein Gesxenst an, erbleichte, drehte sich
blitzschnell um und wollte so rasch wie möglich entfliehen. Aber der junge Mann
erreichte ihn mit einigen Spriingen, hielt ihn beim Rockschoß fest und präsentierte
ihm lächelnd den Toro mit der Bitte, dieses wertvolle Geschöpf wieder zu über-
nehmen. <Lr habe eine volle Woche damit vertrödelt, seinen !jerrn zu suchen,
habe mehr als zehn Mark Futtergeld ausgegeben, da der Aöter nur englische
Beafsteaks zu fressen offenbar gewöhnt sei, und ersuche daher den kserrn Reitmaier,
ihm seine Auslagen mit der gewiß bescheidenen Summe von zwanzig Mark einiger-
maßen zu vergnten, wobei er natürlich ein kleines Trinkgeld nicht mit einbezogen
habe. Reitinaier war sprachlos. Die Gedanken wirbelten in seinsm Aopfe durch-
einander, ohne daß auch nur ein einziger vernünftiger sich an die Mberfläche ge-
wagt hätte, er ließ sich geduldig den vor vergnügen halb wahnsinnigen Mops
aufxacken, nachdem er vorher lautlos das Geforderte in die kjand des anscheinend
sehr jovialen jungen Mannes gedrückt hatte.
Dann aber nahm er fassungslos auf der Treppe Platz und rang nach
Atem und einem rettenden Einfall. Wiederum mit dem Toro zu Lpimeleia
zurückzukehren, das wagte er nicht. Irgend einen Ausweg aber wußte er nicht.
Wenn er den armen Aerl ansah, wie er trotz seiner Dicke vor ihm auf- und ab-
tanzte, schnausend, keuchend, ihm die ksände leckend, wurde ihm so weich zu Mute,
daß ihm die Thränen in den Augen standen und er das Tier in einem Anfall
überfließender Nebe aufhob, es an seine Brust drückte und es tätschelte und
streichelte, bis ihre beiden Lmpfindungen sich endlich abkühlten. Dann begab er
sich langsam zu jenem Rutscher, der ihm Toro wieder verschafft hatte und der
sein spitzbübisches Lachen kaum verbeißen konnte und ließ sich in ein Ljotel fahren.
Dort übernachtete er und erst des anderen Morgens suchte er mit schrecklichen
Angstgefühlen seine Wohnung wieder auf.
Epimeleia sagte gar nichts. Sie beschäftigte sich nur damit, ostentativ ihren
Aoffer zu packen und an der Monatsrechnung zu arbeiten. Neben sich hatte sie
das große Küchenmesser gelegt, zu dem sie sofort griff, wenn Toro in ihre Nähe
kam. Auf seinem Schreibtisch fand Reitmaier die schriftliche Meldung, daß Lxi-
meleia von ihrem außerordentlichen Kündigungsrechte Gebrauch machen und ihu
morgen verlassen werde.
Nun glich die Situation jenem Zustande, der sich vor einem Gewitter ein-
zustellen xflegt. Dem verzweifelnden Reitmaier wurde so schwül, daß er zu schwitzen
begann und um vier Uhr morgens noch vollständig wach im Bette lag. Um sechs
Uhr sprang er jedoch heraus, kleidete sich an und sagts der Lpimeleia, wenn sie
gescheiter sei als er und Rat wisse, so könne sie mit Toro machen, was sie
wolle. Nur dürfe er um keinen preis dem Abdecker in die Alauen fallen und
überhauxt nicht leiden.
Gut, erwiderte sie, unter dieser Bedingung wolle sie bleiben. Aber
heute müßte die Geschichte entschieden werden. Das beste sei, Toro in das alte
Marktnetz zu stecken, das mit einem schweren Steine versehen werden müsse, und
dann wolle sie ihn da, wo der Fluß am tiefsten sei, eigenhändig hineinversenken.
Reitmaier stöhnte zwar, aber schließlich willigte er doch ein. Lpimeleia traf mit
der Ruhe einer Gewohnheitsmörderin alle Maßregeln und eine Stunde später
fuhren sie mit Toro, dem das Fahren nun schon bald in die Glieder ging, in die
Auen hinaus, um dort einen passenden platz zu erforschen.
Sie entdeckte ihn. Reitmaier nahm weinend Abschied, steckte, weil Lximeleia
aus Furcht, gebissen zu wcrden, dcssen sich wcigerte, den Mops in das Netz und
entfernte sich dann eilends. Lpimeleia hob das Netz und schleuderte es vom hohen
Ufer in die brausende Tiefe. Aber es war ziemlich gewichtig und das etwas er-
regte Fräulein warf sehr ungeiibt und so kam cs, daß die Maschen sich an einer
Lrle, die am Rande des wassers ihre Zweige ausbreitete, versingen, und Netz
und Inhalt schwebte nun zwischen kjimmel und Fluß. Der Mops, der sich nicht
sehr wohl fühlen mochte, bcgann sofort zu winseln und Lximeleia stand mit offenem
Munde und gefalteten ksänden da und beschaute sich den Schaden. Der Baum,
der im Wasser wurzelte, war unzugänglich, es gab da vorläusig kein Mittel, die
Last von ihm abzuschütteln. Und schon kehrte Reitmaier, der die That vollendet
glaubte, zurück, was Lpimeleia mit Schaudern bemerkte und worüber sie den Aopf
poüständig verlor. Und kaum, daß sie siüsternd ihm das Lntsetzliche zugeraunt
hatte, hörte man Schritte und vernahm Stimmen von Leuten und es dauerte keine
drei Minuten, so standen eine Menge Sand- und Bauarbeiter um das paar herum
und gafften auf die seltsame Bürde, die dort unten über dem Wasser schwebte.
Nun gesellten sich auch noch Arbeiterinnen dazu und die erbarmten sich des Mopses
u«d singen erst leise und dann iinmer lauter zu schimpfen an. Dadurch ließen
Lsaushälterin. Er starrte den Hund wie ein Gesxenst an, erbleichte, drehte sich
blitzschnell um und wollte so rasch wie möglich entfliehen. Aber der junge Mann
erreichte ihn mit einigen Spriingen, hielt ihn beim Rockschoß fest und präsentierte
ihm lächelnd den Toro mit der Bitte, dieses wertvolle Geschöpf wieder zu über-
nehmen. <Lr habe eine volle Woche damit vertrödelt, seinen !jerrn zu suchen,
habe mehr als zehn Mark Futtergeld ausgegeben, da der Aöter nur englische
Beafsteaks zu fressen offenbar gewöhnt sei, und ersuche daher den kserrn Reitmaier,
ihm seine Auslagen mit der gewiß bescheidenen Summe von zwanzig Mark einiger-
maßen zu vergnten, wobei er natürlich ein kleines Trinkgeld nicht mit einbezogen
habe. Reitinaier war sprachlos. Die Gedanken wirbelten in seinsm Aopfe durch-
einander, ohne daß auch nur ein einziger vernünftiger sich an die Mberfläche ge-
wagt hätte, er ließ sich geduldig den vor vergnügen halb wahnsinnigen Mops
aufxacken, nachdem er vorher lautlos das Geforderte in die kjand des anscheinend
sehr jovialen jungen Mannes gedrückt hatte.
Dann aber nahm er fassungslos auf der Treppe Platz und rang nach
Atem und einem rettenden Einfall. Wiederum mit dem Toro zu Lpimeleia
zurückzukehren, das wagte er nicht. Irgend einen Ausweg aber wußte er nicht.
Wenn er den armen Aerl ansah, wie er trotz seiner Dicke vor ihm auf- und ab-
tanzte, schnausend, keuchend, ihm die ksände leckend, wurde ihm so weich zu Mute,
daß ihm die Thränen in den Augen standen und er das Tier in einem Anfall
überfließender Nebe aufhob, es an seine Brust drückte und es tätschelte und
streichelte, bis ihre beiden Lmpfindungen sich endlich abkühlten. Dann begab er
sich langsam zu jenem Rutscher, der ihm Toro wieder verschafft hatte und der
sein spitzbübisches Lachen kaum verbeißen konnte und ließ sich in ein Ljotel fahren.
Dort übernachtete er und erst des anderen Morgens suchte er mit schrecklichen
Angstgefühlen seine Wohnung wieder auf.
Epimeleia sagte gar nichts. Sie beschäftigte sich nur damit, ostentativ ihren
Aoffer zu packen und an der Monatsrechnung zu arbeiten. Neben sich hatte sie
das große Küchenmesser gelegt, zu dem sie sofort griff, wenn Toro in ihre Nähe
kam. Auf seinem Schreibtisch fand Reitmaier die schriftliche Meldung, daß Lxi-
meleia von ihrem außerordentlichen Kündigungsrechte Gebrauch machen und ihu
morgen verlassen werde.
Nun glich die Situation jenem Zustande, der sich vor einem Gewitter ein-
zustellen xflegt. Dem verzweifelnden Reitmaier wurde so schwül, daß er zu schwitzen
begann und um vier Uhr morgens noch vollständig wach im Bette lag. Um sechs
Uhr sprang er jedoch heraus, kleidete sich an und sagts der Lpimeleia, wenn sie
gescheiter sei als er und Rat wisse, so könne sie mit Toro machen, was sie
wolle. Nur dürfe er um keinen preis dem Abdecker in die Alauen fallen und
überhauxt nicht leiden.
Gut, erwiderte sie, unter dieser Bedingung wolle sie bleiben. Aber
heute müßte die Geschichte entschieden werden. Das beste sei, Toro in das alte
Marktnetz zu stecken, das mit einem schweren Steine versehen werden müsse, und
dann wolle sie ihn da, wo der Fluß am tiefsten sei, eigenhändig hineinversenken.
Reitmaier stöhnte zwar, aber schließlich willigte er doch ein. Lpimeleia traf mit
der Ruhe einer Gewohnheitsmörderin alle Maßregeln und eine Stunde später
fuhren sie mit Toro, dem das Fahren nun schon bald in die Glieder ging, in die
Auen hinaus, um dort einen passenden platz zu erforschen.
Sie entdeckte ihn. Reitmaier nahm weinend Abschied, steckte, weil Lximeleia
aus Furcht, gebissen zu wcrden, dcssen sich wcigerte, den Mops in das Netz und
entfernte sich dann eilends. Lpimeleia hob das Netz und schleuderte es vom hohen
Ufer in die brausende Tiefe. Aber es war ziemlich gewichtig und das etwas er-
regte Fräulein warf sehr ungeiibt und so kam cs, daß die Maschen sich an einer
Lrle, die am Rande des wassers ihre Zweige ausbreitete, versingen, und Netz
und Inhalt schwebte nun zwischen kjimmel und Fluß. Der Mops, der sich nicht
sehr wohl fühlen mochte, bcgann sofort zu winseln und Lximeleia stand mit offenem
Munde und gefalteten ksänden da und beschaute sich den Schaden. Der Baum,
der im Wasser wurzelte, war unzugänglich, es gab da vorläusig kein Mittel, die
Last von ihm abzuschütteln. Und schon kehrte Reitmaier, der die That vollendet
glaubte, zurück, was Lpimeleia mit Schaudern bemerkte und worüber sie den Aopf
poüständig verlor. Und kaum, daß sie siüsternd ihm das Lntsetzliche zugeraunt
hatte, hörte man Schritte und vernahm Stimmen von Leuten und es dauerte keine
drei Minuten, so standen eine Menge Sand- und Bauarbeiter um das paar herum
und gafften auf die seltsame Bürde, die dort unten über dem Wasser schwebte.
Nun gesellten sich auch noch Arbeiterinnen dazu und die erbarmten sich des Mopses
u«d singen erst leise und dann iinmer lauter zu schimpfen an. Dadurch ließen