IHeggendorfers Huinoristische Blätter.
sZ6
(Lrklärt.
I nd so wiederhole ich, meine Herren: je inehr der §ehrer mit der Areide in der lsand unterrichtet
I I um so besser; denn Anschauung und nochmals Anschauung heißt die sichere Basis alles tvissens, und
^ so eine geschickt hingeworfene Faustskizze wirkt ost Wunder — mehr als viertelstundenlange Erklär-
ungen und Lrläuterungen. Darum meine lserren, rc rc."
So oder doch ähnlich führte der kserr Bezirkshauptlehrer in der letzten Atonatskonferenz anläßlich
seiner Schlußansprache an die ihm zugeteilten Schuldienst-Lxspektanten aus, und wohl keinem gingen die Morte
mehr zu kserzen, als dem ksilfslehrer Aaxpelmayer; denn obgleich er erst seit einem halben Iahr in der
Praxis stand, hatie er doch bereits am eigenen Leib erfahren, welch himmelweiter Unterschied zwischen Selber-
wissen und -können und dem methodischen Lintrichtern auch der elementarsten Missenschaften in harte Iungen-
schädel besteht — doch man wird ja nicht gleich als lNeister geboren, und selbst der Meister lernt nicht aus
— das hatte kjerr Zappelmayer heute wieder einmal so recht einsehen gelernt; denn er mußte sich gestehen,
daß er das wunderwirkende Mittel der „Faustskizze" bisher in seiner Alasse fast noch gar nicht zur Anwendung
gebracht hatte. Daher wohl so viel Nußerfolg trotz schweißtriefender Bemühungenl Das sollte anders werdenl Zwar „zeichnen"
war nie seine Stärke gewesen, und der fette „vierer", der sich in der entsprechenden Rubrik seines sonst glänzenden Absolutoriums
breit machte, verschandelte ihm das ganze Zeugnis. Doch es würde schon gehenl Ls mußte ja auch etwas ganz anderes sein:
so in kühnem Schwung aus dem Armgelenk an der mannshohen schwarzen wandtafel, wahrhastig, nicht zu vergleichen mit dem
zitterigen Bleistift, gekritzelt auf dem emxfindlichen Papier von anno dazumal — ha, und „Uebung macht den Meisterl"
Am nLchsten Tag in der Zoologiestunde sollte der Anfang gemacht werden.
_Der „Elefant" war in der Lehrstoffverteilung vorgesehen. Das schien nach Zappel-
mayerschen Lrwägungen so recht ein Modell für den angehenden Faust-
skizzanten. Aeine zierlich geschwungenen Formen — plump, unbehilflich I
— da würden ja gerade ungeiibte ksände in kindlicher Aünstlernaivität
gleichsam unbewußt so recht das Lharakteristische dieses Dickhäuters
zum Ausdruck bringen. 2llso srisch ans werk! und kerr Zaxxel-
mayer begann in einfachen Aonturen seinen Elefanten zu
entwerfen. Ls ging doch schwerer, als er anfangs geglaubt
hatte, besonders das Größenverhältnis korrelativer
Körxerteile wollte lange nicht stimmen; doch
der Schwamm korrigierte wieder, wo die
Areide gefehlt hatte, und endlich stand das
Rüsseltier nach Zappelmayerscher Selbst-
kritik tadellos vor den2lugen derRlasse,
die sich mittlerweile versammelt hatte
und mit schmunzelndem Staunen
das ungewohnte Thun des
kserrn Lehrers verfolgte.
viktorial Es war geglückt,
das schwierige Anfangswerk,
und kjerr Zappelmayer
klatschte sich mit stolzer Ge-
nugthuung den Areidestaub
von den ksänden. Nichts
fehlte aber auch —- der ge-
runzelte Rüssel, die großen
Schlappohren und die kleinen
Blinzeläuglein, selbst der
borstige Schwanz — kserr
Iaxpelmayer hatte ihn in
einem Anflug von Künstler-
laune stilvoll geringelt! —
ja, wie gesagt, tadellos —
sprechend ähnlich und, der
junge Lehrer wies mit der
stolzen Geste eines Zirkus-
direktors, der sein bestrenom-
miertes, selbstdressiertes
Schulpferd einem titl. Publi-
kum vorführt, auf die Tafel
und begann:
Lserr: „Ihr Dienstmädchen ist wohl sehr fromm, daß es immer die Augen gen ksimmel schlägt?" Ujnder wir wollen
Dame: „Z Gott bewahre, die Person denkt den ganzen Tag an ihren Bräutigam . . . der ist " „den
nämlich bei der Luftschifferabteilung." ^°ute von einem Lier reoen,
Die NaustskWe.
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(Lrklärt.
I nd so wiederhole ich, meine Herren: je inehr der §ehrer mit der Areide in der lsand unterrichtet
I I um so besser; denn Anschauung und nochmals Anschauung heißt die sichere Basis alles tvissens, und
^ so eine geschickt hingeworfene Faustskizze wirkt ost Wunder — mehr als viertelstundenlange Erklär-
ungen und Lrläuterungen. Darum meine lserren, rc rc."
So oder doch ähnlich führte der kserr Bezirkshauptlehrer in der letzten Atonatskonferenz anläßlich
seiner Schlußansprache an die ihm zugeteilten Schuldienst-Lxspektanten aus, und wohl keinem gingen die Morte
mehr zu kserzen, als dem ksilfslehrer Aaxpelmayer; denn obgleich er erst seit einem halben Iahr in der
Praxis stand, hatie er doch bereits am eigenen Leib erfahren, welch himmelweiter Unterschied zwischen Selber-
wissen und -können und dem methodischen Lintrichtern auch der elementarsten Missenschaften in harte Iungen-
schädel besteht — doch man wird ja nicht gleich als lNeister geboren, und selbst der Meister lernt nicht aus
— das hatte kjerr Zappelmayer heute wieder einmal so recht einsehen gelernt; denn er mußte sich gestehen,
daß er das wunderwirkende Mittel der „Faustskizze" bisher in seiner Alasse fast noch gar nicht zur Anwendung
gebracht hatte. Daher wohl so viel Nußerfolg trotz schweißtriefender Bemühungenl Das sollte anders werdenl Zwar „zeichnen"
war nie seine Stärke gewesen, und der fette „vierer", der sich in der entsprechenden Rubrik seines sonst glänzenden Absolutoriums
breit machte, verschandelte ihm das ganze Zeugnis. Doch es würde schon gehenl Ls mußte ja auch etwas ganz anderes sein:
so in kühnem Schwung aus dem Armgelenk an der mannshohen schwarzen wandtafel, wahrhastig, nicht zu vergleichen mit dem
zitterigen Bleistift, gekritzelt auf dem emxfindlichen Papier von anno dazumal — ha, und „Uebung macht den Meisterl"
Am nLchsten Tag in der Zoologiestunde sollte der Anfang gemacht werden.
_Der „Elefant" war in der Lehrstoffverteilung vorgesehen. Das schien nach Zappel-
mayerschen Lrwägungen so recht ein Modell für den angehenden Faust-
skizzanten. Aeine zierlich geschwungenen Formen — plump, unbehilflich I
— da würden ja gerade ungeiibte ksände in kindlicher Aünstlernaivität
gleichsam unbewußt so recht das Lharakteristische dieses Dickhäuters
zum Ausdruck bringen. 2llso srisch ans werk! und kerr Zaxxel-
mayer begann in einfachen Aonturen seinen Elefanten zu
entwerfen. Ls ging doch schwerer, als er anfangs geglaubt
hatte, besonders das Größenverhältnis korrelativer
Körxerteile wollte lange nicht stimmen; doch
der Schwamm korrigierte wieder, wo die
Areide gefehlt hatte, und endlich stand das
Rüsseltier nach Zappelmayerscher Selbst-
kritik tadellos vor den2lugen derRlasse,
die sich mittlerweile versammelt hatte
und mit schmunzelndem Staunen
das ungewohnte Thun des
kserrn Lehrers verfolgte.
viktorial Es war geglückt,
das schwierige Anfangswerk,
und kjerr Zappelmayer
klatschte sich mit stolzer Ge-
nugthuung den Areidestaub
von den ksänden. Nichts
fehlte aber auch —- der ge-
runzelte Rüssel, die großen
Schlappohren und die kleinen
Blinzeläuglein, selbst der
borstige Schwanz — kserr
Iaxpelmayer hatte ihn in
einem Anflug von Künstler-
laune stilvoll geringelt! —
ja, wie gesagt, tadellos —
sprechend ähnlich und, der
junge Lehrer wies mit der
stolzen Geste eines Zirkus-
direktors, der sein bestrenom-
miertes, selbstdressiertes
Schulpferd einem titl. Publi-
kum vorführt, auf die Tafel
und begann:
Lserr: „Ihr Dienstmädchen ist wohl sehr fromm, daß es immer die Augen gen ksimmel schlägt?" Ujnder wir wollen
Dame: „Z Gott bewahre, die Person denkt den ganzen Tag an ihren Bräutigam . . . der ist " „den
nämlich bei der Luftschifferabteilung." ^°ute von einem Lier reoen,
Die NaustskWe.