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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 43.1900 (Nr. 510-522)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20908#0160
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B7 e g g e n d o r f e r s nni o r i si i sch e Blätter.

s52

Äugensprache.

ie Sxrache macht den Menschen reich
vor allen andern Wesen?

Ich hab' in Liebchens Augenpaar
Mein Lebensgluck gelesen.

Wir fühlten unser sine Welh
Die uns kein Gott kann rauben —

Und sprachen doch kein Mörtchen mehr
Als zwei verliebte Tauben.

O. Jegerl.

Staudesgemäß.

A. : „So, der Kommerzienrat fühlt sich

recht, seit er geadelt ist?"

B. : „Ia, der schreibt sogar nur mehr

mit Blau-stiftl"

Meues Wort.

Neta: „Wie Dir der Affessor den
Schirm anbot, hast Du ihn ange-
nommen?"

Llla: „Nein, ich habe ihn sofort
abparaplui — tzen laffenl"

Äharakteristisch.

poet: „Finden Sie meine Indianer-
lieder nicht sehr charakteristisch?"
Redakteur: „Gewißl Darum habe
ich sie auch gleich in meinein
Amerikaner verbrannt!"

Voshafi.

— „kserr vorstand, könnten wir an

unserm vereinsfest net auch a
Dchsenbraterei veranstalten?"

— „Warum net — wenn sie oaner

dazua hergibt!"

Im Meithaus.

Leutnant: „Utensch, Sie bilden
sich wohl ein, hier sei Iahrmarkt und
Sie seien der obligatc Affe auf
dem Dromedar."

Der Schaukelstuhl.

von Peter Funk.

a, sehen Sie, den ganzen Sommer hindurch
bin ich jede woche zweimal zu meinem
Gnkel gelaufen und jedesmal habe ich
dort auf dem Schaukelstuhl in der Loggia
geseffen; aber daß ich Esel mich wegen
dieses Schaukelstuhls verloben würde, das
habe ich nicht gedacht. Ich habe ja, leider
Gottes, schon manche eigentümliche, sehr
eigentümliche Sachen gemacht, von denen
ich hier lieber nicht erst sprechen will; aber
mich verlobt, nun, das hatte ich denn doch
noch nicht. Wenn das mit zunehmendem
Alter so weiter gehen sollte, wird die
staunende Mitwelt ja noch Dinge an mir
erleben, Dinge — ach, lassen Sie mich
zufrieden!

cecht wütend auf mich werden, besonders
wenn ich mir die Photographie auf meinem Schreibtisch hier ansehe. Line schlanke junge
Dame in cng anliegendem weißem Aleid, mit einem süßen, feinen Gesicht, das mich ein
klein wenig mokant anzusehen scheint. Ligentlich ist sie doch ein liebes Ding. Lnt-
schuldigen Sie einen Moment, aber ich muß erst jemand einen Uuß geben. So.

Na, aber trotzdem. Gedacht hätte ich das nicht von mir. Also mein Dnkel, der
Typius eines Gnkels und Dbersts a. D., famofer alter kserr mit weißem Schnurrbart und
rotem Gesicht, wohnt in der Theresienstraße im ersten Stock einer der villen da. dräußen.
Und zu dem ging ich jede Woche zweimal; denn einmal habe ich Dienst nachmittags,
zweimal gehe ich Tennis spielen, einmal gehe ich mit Annie aus, und ein Nachmittag ist
für unvorhergesehene veranstaltungen reserviert; meist verschlafe ich ihn. Das heißt, das
mit Annie fällt ja natürlich jetzt weg.
 
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