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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0015
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

U

Schlagender Veweis.

auch nie wieder einen Kuß zn geben. Lr ist mein
Feind, mein Gegner, der um das Linsengericht der
Bonbons die chreiheit des Meibes kaufen möchte. von
jetzt an verachte ich ihn. Ia von morgen an hasse
ich ihn. Dann ist es auch mit der Rochschule aus.
Lin modernes Mädchen, welches die Ideale der Frauen-
bewegung hoch hält, kann unmöglich in die Rochschule
gehen, denn dort werden die Mädchen — wie Fräulein
Adaxel sehr richtig bemerkte — zu Sklavinnen des
Nannes herangezogenl

Die Rochschule habe ich am meisten gehaßt, denn
ich liege im fortwährenden Aampfe mit den verschiedenen
Saucen. von den Torten will ich lieber schweigen.

Durch solche kleinliche Dinge entzieht man das
Nädchen seinem wirklichen Beruf. Die wirkliche Auf-
gabe des Mädchens aber ist: zu kämpfen. Und von
heute an werde ich kämpfen, trotz Mama und jdapa.
Ich werde für die Forderungen des Weibes, die in der
Gleichftellung mit dem Manne gipfeln, mich ganz ein-
setzen.

Auf in den Rampf! Lsoch Adaxel I

jdrofeffor (vo,n Rad aus seiner Begleitung docierend)! „Das ^ahrrad
ist wirklich eine der großartigsten Lrfindungen, — ich möchte sagen, ein
in seiner Ligenart unerreichter Typus von vernünftiger Dergnügung,

selbstverständlich mit gewisfen Linschränkungen."

Schon am ersten Tag habe ich eine Kamxfes-
genosfin gefunden: Unser Stubenmädchen. UDährend
des Frisierens habe ich sie mit den Idealen des
modernen kveibes bekannt gemacht: Allen Frauen ihre
Freiheit l Nieder mit den Männern I Resi stimmte mir
vollauf zu und erzählte mir dann eine Geschichte von
einem Dragoner-Aorporal — eine Geschichte, die haar-
sträubend ist. N)ir hassen jetzt die Ulänner zusammen.
Auch die Rochschule habe ich heute zum erstenmal ge-
schwänzt. lVährend der Zeit machten jdostrats Emma
und ich einen Ausflug in die Umgebung der Stadt
und thaten dort einen weiteren Schritt zur Gleich-
stellung mit dem Manne: wir versuchten das Ligaretten-
rauchen. Und wahrhaftig es ging famos I Abends
war mir allerdings etwas unwohl. Ich schützte aber
den Dunst in der — Rochschule als Ausrede vor.

bseute habe ich endgiltig mit Lousin Alfred ge-
brochen. Der hat Augen gemacht, als ich ihm die
großen Anklagen gegen die Männer ins Gesicht
schieuderte, durch welche uns Frauen jede freie Selbst-
bethätigung benommen werde. Ich sprach großartig.
— Alfred hatte wie gewöhnlich wieder Bonbons —
verführerische LrLmebonbons — in einer eleganten
Düte gebracht. Aber ich war standhaft und wies
sein Anerbieten zurück. Nein — ich verkaufe meine
Freiheit nicht für eine Schachtel Naschwerk. Alfred
redete mir zu, versuchte meine glänzenden Beweise

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München, Etzlingen, Wien I.,

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