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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0020
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(6

Meggendorfers ^umoristische Blätter.

Guter Rat.

einen anderen Freund auf und legte ihm die Frage vor, auf
welche weise ich ein Stück Brot verdienen könnte. Lr klopfte
mir wohlwollend auf die Schulter und sagte weich und gefühlvoll:

„Mein Bester, Sie sind durch den harten Schicksalsschlag
zunächst gewissermaßen betäubt. Es liegt mir fern, Ihnen
einen Borwurf daraus machen zu wollen, denn ich finde das
menschlich, begreiflich. was ich Ihnen nun in bester Absicht
dringend ans bferz lcgen möchte, das ist ein Rat, der Ihnen

von größtem Nutzen sein wird, wenn Sie sich danach richten.
Zersplittern Sie Ihre Rraft nicht in Rleinigkeiten. Die zahl-
loscn Gebiete unseres enorm entwickelten Verkehrs bieten ja
tausendfache Gelegenheit zu gewinnbringender Arbeit, aber hal-
ten Sie sich nicht bei unbedeutenden Tagesvorteilen auf, son-
dern fassen Sie ein großes Ziel ins Auge, schrecken Sie vor
Rampf und Entbehrungen nicht zurück — und Sie werden es
hoch bringen, davon bin ich überzeugt, sehr hoch: Millionär —
ja, Sie brauchen mich nicht so zweifelnd
anzuschauen, befolgen Sie nur meine Rat-
schläge, und wir werden uns wieder spre-
chen. Bis dahin leben Sie wohll"

Ich bedankte mich, ging und war
sehr hungrig. — Ich begab mich zu einem
dritten Freunde. Er legte seine Stirne in
nachdenkliche Falten und sprach ernst und
gewichtig:

„bfm. Ich rate Ihnen, entweder eine
Stellung anzunehmen, oder sich selbständig
zu machen. Wenn Sie lieber das Letztere
thun wollen, so möchte ich Sie ausdrücklich
darauf hinweisen, daß die Selbständigkeit
ein Risiko und schwankende Einnahmen
mit sich bringt. Dem gegenüber sind die
Lhancen des selbständigen Geschäfts-
betriebes im allgemeinen besser, als die
einer salairierten Thätigkeit, auch wenn
diese mit Tantiemenbezügen verbunden ist.
Ghne Sie von der Annahme einer Stellung
irgendwie abhalten zu wollen, möchte ich
Ihnen doch raten, ein Geschäft nur mit
genügendem Rapital zu begründen. Unter
Umständen erreichen Sie das am besten
dadurch, daß Sie sich mit einem kapital-
kräftigen Teilhaber associeren. Es wird
mich freuen, mit Ihrer Firma in Ge-
schäftsverbindung zu treten, lassen Sie
nur bald von sich hören und leben Sie
einstweilen wohl."

Ich bedankte mich, ging und hatte
gewaltigen bsunger. Ich wanderte zu
einem vierten Freunde.

„Ei, das müßte ja mit dem Teufel
zugehen, wenn Sie's nicht ganz fix wieder
zu was bringen sollten," rief mein vierter
Freund lebhaft und schlenkerte mit den
Armen. „Können Sie beispielsweise nicht
rasch was komponieren, he? So, wie der
Mann mit dem Koks oder Tararabum-
dieh? Da wird ein kseidengeld ver-
dient, an so'n Rram."

„Ich bin nicht musikalisch," flüsterte ich.
„Ach, das ist ja eigentlich Nebensache,"
sagte mein Freund. „Aber gut, wenn Sie
das nicht wollen, ich weiß noch Besseres,
passen Sie auf. Ich will Ihnen einen Rat
geben, aus dem Sie Gold machen können,
pures Gold. Also denken Sie mal an
das Eri-crr — erinnern Sie sich noch?"
„Nein," flüsterte ich.

„Thut nichts, es kommt so genau
nicht darauf an," sagte mein Freund. „Ls
war 'ne Art kleine Blechschachtel — wenn
man darauf drückte, machte sie: klack,

Immer schneidig.

— „warum besuchen Lserr Leutnant nicht mehr unser Stammlokal?"

— „Unmöglich, seit wirt civile jdreise angekündigtl"
 
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