Wlamage.
— „Also Oir wurden nach Oeinem Auftreten thatsächlich die Pferde ausgespannt?"
Iunger Schauspieler: „Ia, aber die dummen Aerle hatten dabei ihre Dienstmannsmützen aufbehaltenl"
— „Ia, was denn?" — „Meine Schuhe. Aber nicht die, die
ihr jetzt an meinen werten Läufen könnt prangen sehen, wenn
ihr unter den Tisch blicken wollt. Sondern die höchst merk-
wiirdigen, die ich am Sonntag angehabt hatte. Daß ich sie
nicht mehr tragen will, werdet ihr begreifen. Aönnte sie auch
gar nicht wieder auf meine von dem Abenteuer noch stark ge-
schwollenen Ständer bringen, die, wie ihr wißt, sich ohnehin
nicht besonders durch zierliche Rleinheit auszeichnen. Begreife
heute rein gar nicht, wie ich sie damals hatte doch anziehen
können. Aber Schuster müssen eine ungeheure Suggestivkraft
in sich haben. Und dann das viele Federweiß, das er hinein-
gestreut hatte. Aurz, am Sonntag kam ich nach einer sdrozedur,
die allerdings eine gute böse Stunde gedauert haben mag,
endlich hinein. Und als ich drin war, sand ich, daß ich mit
Eins der Besitzer eines hochristigen, aristokratisch kleinen Fußes
geworden war. Bekanntlich hatte sich die Natur, als sie meine
Stehvorrichtung bildete, nicht gerade von der Venus beraten
lassen. Meine Freude über die nunmehr so schönen, gleichsam
neuen Gliedmaßen war daher nicht gering, wie ich gestehen
muß, und sie waren schon eine kleine Unbequemlichkeit wert.
Ich war nämlich von einem Bekannten über den Sonntag nach
Baden geladen — entschuldigt den Reim, für den ich nichts
kann — und sollte da in nette Familien mit allerliebsten Töch-
tern eingesührt werden. Die ganze lDoche aber waren mir
meine ungeschlachten Bodentreter eine höllische Sorge gewesen.
Nein Mberteil, mit dem durfte ich ja, wie ihr zugeben werdet,
zusrieden sein. Aber welcher Schreck, wenn die Schönen meine
kleinen Segelboote unten entdeckten und entsetzt zurückschauderten.
von diesem schlafraubenden Rummer sah ich mich nun befreit.
Und so wars ich mich mit Siegergedanken in den wagen, der
mich auf den Bahnhos brachte. Zum Uebersluß hatte mir
ihans Sachsens Iünger den Troft mitgegeben, daß Aalbsleder,
als ein gescheites lVesen, sehr bald nachgäbe und sich dehne.
Als ich in Baden wieder die Mutter Lrde betrat, verriet
mir zwar ein hestiger Schmerz, daß der Zeitpunkt, wo das
Kalbsleder nachzugeben beginne, keineswegs schon da war. Aber
ich hatte keine Zeit mehr zu irgend welchen Bedenken. Denn
auf dem perron kam mir schon der chreund mit einem strahlend
verheißungsvollen Gesichte entgegen, gab mir einen enthusiastischen
ksändedruck, als ob er sagen wollte: Na, der schöne Tag, den
Du genießen wirst l und zog mich, ohne mich weiter um meine
Zustimmung zu befragen, im Tilschritt zum Ausgang hinaus
und vor einen großen, heiter bewegten Menschenschwarm, aus
welchem eine Reihe wirklich sehr lieblicher junger Damen dem
Ankömmling neugierig entgegenblickten. Der Gedanke an meine
neuen Schuhe, die mir ein ungemein schönes Bein machten,
goß wonne in meine Brust, und ich hätte mir noch zehnmal
so viel Mädchenangen gewünscht, als ohnehin da waren. Ich
wurde gleich in den plan eingeweiht, den man vor hatte:
Ueber die sogenannte „Linöde," wo ein chrühstück genossen
werden sollte, auf den Gipsel des Anninger zu steigen. Ls
war mir gelungen, mir den j?latz an der Seite des schönen und
stolzen Fräuleins Dora zu erobern. welch ein Triumph, diese
selbstbewußte, ironisch abweisende Schöne noch vor Abend klein
— „Also Oir wurden nach Oeinem Auftreten thatsächlich die Pferde ausgespannt?"
Iunger Schauspieler: „Ia, aber die dummen Aerle hatten dabei ihre Dienstmannsmützen aufbehaltenl"
— „Ia, was denn?" — „Meine Schuhe. Aber nicht die, die
ihr jetzt an meinen werten Läufen könnt prangen sehen, wenn
ihr unter den Tisch blicken wollt. Sondern die höchst merk-
wiirdigen, die ich am Sonntag angehabt hatte. Daß ich sie
nicht mehr tragen will, werdet ihr begreifen. Aönnte sie auch
gar nicht wieder auf meine von dem Abenteuer noch stark ge-
schwollenen Ständer bringen, die, wie ihr wißt, sich ohnehin
nicht besonders durch zierliche Rleinheit auszeichnen. Begreife
heute rein gar nicht, wie ich sie damals hatte doch anziehen
können. Aber Schuster müssen eine ungeheure Suggestivkraft
in sich haben. Und dann das viele Federweiß, das er hinein-
gestreut hatte. Aurz, am Sonntag kam ich nach einer sdrozedur,
die allerdings eine gute böse Stunde gedauert haben mag,
endlich hinein. Und als ich drin war, sand ich, daß ich mit
Eins der Besitzer eines hochristigen, aristokratisch kleinen Fußes
geworden war. Bekanntlich hatte sich die Natur, als sie meine
Stehvorrichtung bildete, nicht gerade von der Venus beraten
lassen. Meine Freude über die nunmehr so schönen, gleichsam
neuen Gliedmaßen war daher nicht gering, wie ich gestehen
muß, und sie waren schon eine kleine Unbequemlichkeit wert.
Ich war nämlich von einem Bekannten über den Sonntag nach
Baden geladen — entschuldigt den Reim, für den ich nichts
kann — und sollte da in nette Familien mit allerliebsten Töch-
tern eingesührt werden. Die ganze lDoche aber waren mir
meine ungeschlachten Bodentreter eine höllische Sorge gewesen.
Nein Mberteil, mit dem durfte ich ja, wie ihr zugeben werdet,
zusrieden sein. Aber welcher Schreck, wenn die Schönen meine
kleinen Segelboote unten entdeckten und entsetzt zurückschauderten.
von diesem schlafraubenden Rummer sah ich mich nun befreit.
Und so wars ich mich mit Siegergedanken in den wagen, der
mich auf den Bahnhos brachte. Zum Uebersluß hatte mir
ihans Sachsens Iünger den Troft mitgegeben, daß Aalbsleder,
als ein gescheites lVesen, sehr bald nachgäbe und sich dehne.
Als ich in Baden wieder die Mutter Lrde betrat, verriet
mir zwar ein hestiger Schmerz, daß der Zeitpunkt, wo das
Kalbsleder nachzugeben beginne, keineswegs schon da war. Aber
ich hatte keine Zeit mehr zu irgend welchen Bedenken. Denn
auf dem perron kam mir schon der chreund mit einem strahlend
verheißungsvollen Gesichte entgegen, gab mir einen enthusiastischen
ksändedruck, als ob er sagen wollte: Na, der schöne Tag, den
Du genießen wirst l und zog mich, ohne mich weiter um meine
Zustimmung zu befragen, im Tilschritt zum Ausgang hinaus
und vor einen großen, heiter bewegten Menschenschwarm, aus
welchem eine Reihe wirklich sehr lieblicher junger Damen dem
Ankömmling neugierig entgegenblickten. Der Gedanke an meine
neuen Schuhe, die mir ein ungemein schönes Bein machten,
goß wonne in meine Brust, und ich hätte mir noch zehnmal
so viel Mädchenangen gewünscht, als ohnehin da waren. Ich
wurde gleich in den plan eingeweiht, den man vor hatte:
Ueber die sogenannte „Linöde," wo ein chrühstück genossen
werden sollte, auf den Gipsel des Anninger zu steigen. Ls
war mir gelungen, mir den j?latz an der Seite des schönen und
stolzen Fräuleins Dora zu erobern. welch ein Triumph, diese
selbstbewußte, ironisch abweisende Schöne noch vor Abend klein