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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0040
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36

Meggendorfers Humoristische Blätter.


Auf diese weise, seht ihr, ging
meine verlobung vor sich. Die j
Lntlobung machte noch weniger
Umstände. Meine Braut hatte zu
meinem vorhaben betreffs der Schuhe
mit einem ungemein zärtlichen Blick
ihre Zustimmung gegeben. Aber
wie groß wurden ihre Augen, als
nach und nach die xhänomale Masse
meiner bestrumpften Füße zum vor-
schein kam und sich dieselben dann
in unglaublicher Breite und Plump-
heit, wie zwei verankerte Seeplätten
groß, auf dem Boden sichtbar aus-
dehntenl Die Lsände zusammen-
schlagend, sxrang sie aus. „G," rief
sie, als sie einigermaßen zu sich ge-
kommen, „und dies alles hat in
einem paar Schuh jAatz gehabt?!

Gast: „Diese halbe Ligarre habe ich eben in der Suxpe gefunden, bserr Wirtl"
lVirt (zum piccoio): „Ein Streichholz, Maxl"

Nimmermehr, kserr Lsertling, nimmermehrl" Und fort schoß sie,
wie im Wirbelwind dahingetragen. Na, das war aber dann
eine Freudel"

—u—i—u—ei.

(Lin bescheidenes Äemüi.

Lserr: „warum laufen Sie denn so rasch, Fräulein Rosa?"
Aeltliche Iungfrau: „Ach, es ist gar so süß — das
kserzklopsenl"

Mßßrauch.

/Ü^reift nur hinein ins volle Menschenlebenl
Den weisen Rat, den Göthe uns gegeben,
Macht manch moderner Kunstheld sich zu Nutz'

Und greift recht herzhaft in des Lebens — Schmutz.

W.

Doppelsinnige Kriiik.

— „wie gefällt Ihnen meine philosophische Abhandlung, kserr

j?rofessor?"

— „bsm . . . es sind erlesene Gedanken darin . ."

Zeiikinder.

^sritzl (der von seinen Lltern ausgescholten rvird): „^hrsagt immer,
ich sei nichts wert und wenn ihr euch 'mal scheiden lassen
werdet, wird mich jedes haben wollenl"

Unverfroren.

nimmer weiterl Ich kroch nur so mit, wie etwa ein ksund
schleichen würde, dem man die bsaut von den Pffoten abgezogen.
Lndlich waren sie alle an mir vorüber. kselse mir nun der
liebe Gott, stoßseuszte ich, dieses verdammte eigensinnige
Ralbsleder, das sich nun einmal xartout nicht dehnen will,
abzustreisen. Aber, o weh, noch waren sie nicht alle vorüberl
Zwei Schritte hinter mir tauchte Miß Gvelyn, die Gouvernante
oder vielmehr Gesellschafterin Doras, um eine wegbiegung auf.
„ksaben Sie etwas verloren, daß Sie so weit zurück sind, Lserr
ksertling?" sragte sie mit großer Teilnahme. Ich hätte sie wahr^
haftig küssen mögen für diese Idee, die ich sofort ausgriff.
„Ia, mein Fräulein, ich habe etwas verloren. Aber, bitte
gehen Sie doch gefälligst nur voraus. Ich bin gleich wieder
nachgekommen." — Aber sie war nicht los zu bekommen, um
keinen P>reis der welt. „G nicht doch, nicht dochl" flötete sie
mit 'einer schaudererregenden Zärtlichkeit in der Stimme, „ich
werde Ihnen helsen suchen. was war es doch, bester bserr
ksertling?" — „N)as denken Sie von mir, mein Fräulein?
Muten Sie mir zu, eine Dame meinetwegen bemühen zu wollen?"
schrie ich voll knirschenden Unwillens, daß ich einen Tiger damit
verjagt hätte. Linen Tiger schon, aber nicht Miß Evelyn.
Sie beteuerte, keinen Fuß weiter zu setzen, bevor wir das Ding
nicht gesunden.

was thun? Sie umbringen? Schon machte ich Anstalten
dazu, da leuchtete mir wie ein Blitz ein rettender und nicht so
blutiger Gedanke aus. „Miß Lveltzn," ries ich, ihre kjände
sassend und wie ein Schraubstock pressend, „Sie sind es, die ich
suche. wollen Sie die Meine werden, Miß Lvelyn?" — „G !
Gott, ja," kam es mit blitzschneller Promptheit über ihre Lippen
und schon hing sie an meinem thalse. Durch eine glückliche Aopf- I
bewegung gelang es mir, ihren
Ruß auf mein Rinn abzulenken. >

„Nun wohl, mein Lieb," sagte ich,

„so wirst Du es wohl Deinem ver-
lobten nicht übel nehmen, wenn !
er sich da an Deiner Seite nieder-
läßt und in dieser poetischen
Waldesruhe sich die prosaischen
Lrdkratzer abstreift." Und . . . :
glucksch .... glucksch .... ab
waren sie.

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
Jn Gesterreich-Ungarn für ^erausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohrin wien I.
Verlag von I. F. Schreiber in München und Etzlingen.
 
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