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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0046
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

Immer dieselbe.

kiausarzt (bei der kranken Gnädigen): „Das sind dieselben Arankheitserschei
nungen, wie sie seiner Zeit bei Ihrer lVaschsrau auftratenl"

- „Gott, wird sich die jderson wieder 'was einbiiden!"

Ias ^echbier.

er N)irt zur goldenen Lnte, bserr Adam Miiller, war
das, was inan einen groben IVirt zu nennen xflegt.
Die Städter, die häufig bei ihm einkehrten und in der
Grobheit des Gasthalters eine Garantie für die Giite seiner
Speisen und Getränke zu erblicken xflegten, hatten das ja ganz
gern.

Nebrigens sah er iin allgemeinen wirklich auf eine reelle
Bedienung seiner Gäste und hatte cinile jdreise, wenn er sich
auch, wo's eben anging, keine allzugroße Lkrupel dariiber machte,
„den duinmen Stadtleuten" eins übers Ghr zu hauen.

Lines Tages nun bekam Müller eine frische Sendung Bier
aus der Stadt. Das Bier war bis dato immer gut gewesen;
aber es war ein Geschäftskniss unseres guten Müller, nie zu
loben, wenn er etwas einkaufte. Und so sagte er denn auch
heute in dem brummigen Ton, den er sich durch seine jdraris
angewöhnt hatte, zu dem mehrere Fäßchen abladenden Fuhr-
manne:

„Des sag' ich Ter, bfannes, wenn des Bier diesmal net
besser is, so kannst de's stantepe wirre mit fortnemme. Mahnt
ehr, ich laß mer mei' wertschaft dorch eich mit eierm schlechte'
Bier verunschenirn?" ^

Der Ladel berührte den Angeredeten, der seinen jdaxpen-
heimer kannte, nur wenig.

„llnser Bier is immer gut," sagte er ruhig, indem er unter
seiner Aappe ein ziemlich schmieriges jdapier, die Rechnung,
hervorzog und dem lVirte iiberreichte.

„Immer gut," wiederholte Müller, „des wolle mer emol glei'
sehen. Als herein da mit dem Fäßche'."

Das bezeichnete Faß wurde ins lsaus geschafft und sofort
angestochen. Aber o weh! Lo schön auch das schäumende
Getränk im Glase stand, es schmeckte ganz abscheulich, und
entrüstet stellte unser Müller das kaum angetrunkene Glas auf
das Büffett.

„Ba, na, bfannes; des nemm Du nor wirre mit; des kann
jo kan Mensch sauf'n. Des schmeckt jo, waß Gott, wie laurer
Bech."

„lvie Bech? Gebt emol her. — Nein, Lhr hen recht.
Des kann awer nor an dem ane Fäßche' leia. Des anner Bier
is gut. Ich han's jo schon xrobert. lln wirre mitnemme,
des gibt's net. Angezapt is angezapt." 5chon war Müller
im Begriff eine derbe Antwort zu geben, als sich die Thüre
aufthat und eine große 5char junger Musensöhne aus der
 
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