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Meggendorfers Humoristische Blätter.
Ärlier Äedanke.
Veilchenstein: „Gott, was er fuchtelt mit Lfänden und Armen, als hätt' er abzuschließen e Bombengeschäftl"
Seufter.
jal Die gute alte Zeitl"
Der Vertobungskuß.
^ ^as Llitekränzchen des Kasinos, welches an einem der letzten
/ Sonntage im Ianuar des Iahres tyoo stattfand, neigte sich
^ bereits seinem Lnde zu. Nur noch wenige unermüdliche
sdaare tanzten bei den nicht mehr sehr feurigen weisen einer j)olka-
Mazurka und einige Mitglieder des Grchesters, welches auf der
Galerie des Saales untergebracht war, ließen ab und zu schläfrig ihre
Instrumente sür kurze Augenblicke ruhen, um verstohlen zu gähnen
oder leise zu seufzen. Die letzten Lquixagen mit ihren reichgallonier-
ten Dienern fuhren bereits unten am jdortale des Rasinogebäudes vor.
In einer Lcke des Saales saß in traulichem Geflüster ein junges
jdaar. Lr hatte seine bfand leichthin um ihre zierliche Taille gelegt
und fie hob erröiend ihr blondes Köpfchen, um ihm darauf in
seine schwärmerischen, tiefdunklen Augen zu schauen, als ob sie dar-
aus ein Geheimnis enträtseln wolle. Die beiden hatten sich an diesem
Abende verlobt. Lr war ein junger, talentvoller Maler, der trotz
seiner Iugend bereits einen großen Ruf hatte, während sie an
derselben Akademie, auf welcher er einen Lehrstuhl bekleidete, Studien
machte. — wie sie so dasaßen, die beiden schönen Gestalten, hätte
man glauben können, Amor und jdsyche seien zu einem Rendezvous
auf jenes Kränzchen gekommen.
„Bist Du damit einverstanden, lieber Lrwin?" fragte sie ihn zärt-
lich, und wiederum huschte einer ihrer fragenden Blicke zu ihm hin-
über. „Aber Trudchen," sprach er bekümmert, „so lange möchte ich doch
nicht warten; mein Geburtstag ist allerdings im Februar, jedoch —".
Sie schnitt ihm neckisch das wort mit einem kleinen Scherze
ab, bat ihn, sie zu ihrem wagen zu begleiten und wenige Minuten
sxäter rollten sie durch die nur sxärlich erleuchteten Straßen jenes
Städtchens, in welchem unsere Geschichte spielt, nach ihrer wohnung
zu, wo er sich mit einem innigen „Gute Nacht" von ihr verabschiedete.
So sonderbar es auch klingen mag: Trudchen hatte in ihrem
von uns nur teilweise belauschten Gespräch ihrem verlobten die
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Ärlier Äedanke.
Veilchenstein: „Gott, was er fuchtelt mit Lfänden und Armen, als hätt' er abzuschließen e Bombengeschäftl"
Seufter.
jal Die gute alte Zeitl"
Der Vertobungskuß.
^ ^as Llitekränzchen des Kasinos, welches an einem der letzten
/ Sonntage im Ianuar des Iahres tyoo stattfand, neigte sich
^ bereits seinem Lnde zu. Nur noch wenige unermüdliche
sdaare tanzten bei den nicht mehr sehr feurigen weisen einer j)olka-
Mazurka und einige Mitglieder des Grchesters, welches auf der
Galerie des Saales untergebracht war, ließen ab und zu schläfrig ihre
Instrumente sür kurze Augenblicke ruhen, um verstohlen zu gähnen
oder leise zu seufzen. Die letzten Lquixagen mit ihren reichgallonier-
ten Dienern fuhren bereits unten am jdortale des Rasinogebäudes vor.
In einer Lcke des Saales saß in traulichem Geflüster ein junges
jdaar. Lr hatte seine bfand leichthin um ihre zierliche Taille gelegt
und fie hob erröiend ihr blondes Köpfchen, um ihm darauf in
seine schwärmerischen, tiefdunklen Augen zu schauen, als ob sie dar-
aus ein Geheimnis enträtseln wolle. Die beiden hatten sich an diesem
Abende verlobt. Lr war ein junger, talentvoller Maler, der trotz
seiner Iugend bereits einen großen Ruf hatte, während sie an
derselben Akademie, auf welcher er einen Lehrstuhl bekleidete, Studien
machte. — wie sie so dasaßen, die beiden schönen Gestalten, hätte
man glauben können, Amor und jdsyche seien zu einem Rendezvous
auf jenes Kränzchen gekommen.
„Bist Du damit einverstanden, lieber Lrwin?" fragte sie ihn zärt-
lich, und wiederum huschte einer ihrer fragenden Blicke zu ihm hin-
über. „Aber Trudchen," sprach er bekümmert, „so lange möchte ich doch
nicht warten; mein Geburtstag ist allerdings im Februar, jedoch —".
Sie schnitt ihm neckisch das wort mit einem kleinen Scherze
ab, bat ihn, sie zu ihrem wagen zu begleiten und wenige Minuten
sxäter rollten sie durch die nur sxärlich erleuchteten Straßen jenes
Städtchens, in welchem unsere Geschichte spielt, nach ihrer wohnung
zu, wo er sich mit einem innigen „Gute Nacht" von ihr verabschiedete.
So sonderbar es auch klingen mag: Trudchen hatte in ihrem
von uns nur teilweise belauschten Gespräch ihrem verlobten die