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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0084
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Meggendorfers L)u7noristischs Blätter.


Schon hatten die beiden auch den Lserankommenden bemerkt.
wir grüßten uns kurz; die Situation war zu klar, als daß es
vieler Worte bedurft hatte.

„Du kommst mit uns, chreundchen,

„wir haben heute Sitzung
im Sparklub — wird Dich
auch interessierenl"

Indeffen winkte der
Graf eine Droschke erster
Rlaffe heran.

„wenn Luer Rlub
etwas mit Sparen zu
thun hat, so scheint mir
das ein sehr viel ver-
sprechender Anfang," be-
merkte ich lächelnd, wäh-
rend wir das Gefährt
bestiegen.

„Erlaube doch, ist
denn das noch nicht spar-
sam genug, wenn wir zu
dreien in einer Droschke
fahren?" entgegnete S.

Dann rief er dem sich
sragend umdrehenden
Roffelenker zu: „Zu
Dr . . . . II" zur Lr-
läuterung sür mich hin-
zusetzend: „Unser Rlub-
lokal."

„Das Lokal kenne
ich gut genug," war meine
Antwort, „hätte aber
nimmermehr geglaubt,
daß man dorthin aus
Sparsamkeitsrücksichten
fährt."

„Ia, sieh einmal,"
sagte der Affeffor, nach-
dem wir nach mehrfachem
ksin- und Lserrücken uns
über einen mockus vi-
vencki in dem engen Ge-
fährt verftändigt hatten,

„das hängt so zusammen.
wir gehen natürlich von
dem Grundsatz aus, daß
das Sxaren nur dann
als Verdienst bezeichnet
werden kann, wenn es
aus sreier, durch die
äußeren verhältniffe
gänzlich unbeeinflußter
Lntschließung hervor-
geht. wer Ausgaben vermeidet, weil er sie nicht machen darf,
thut doch nur etwas Selbstverständliches und kann nicht ver-
langen, dasür noch besonders belobt zu werden. Ganz etwas
anderes ist es aber mit den sreiwilligen Sparern, aus denen
sich unser Alub ausschließlich zusammensetzt. wir laffen nur
solche Nitglieder zur Ausnahme zu, denen ihre verhältnisse
keine Beschränkung in ihren Ausgaben auferlegen, und die
deshalb lediglich aus innerem Drange und moralischer Ueber-
zeugung dem jdrinzip des Sparens huldigen."

„ksm, das leuchtet mir vollkommen ein," erwiderte ich, „und

ich begreise durchaus, daß das die Technik des Sparens unge-
mein vereinfachen muß. Aber nun thun Sie mir den einzigen
Gefallen, lieber Gras," wandte ich mich an unseren Gesell-
schafter, „und sagen Sie mir, was denn Sie im Sxarklub

machen?"

„Ich? — ich sxare
auch," antwortete der-
selbe mit vergnügtem
Lachen, „macht mir die-
bischen Spaßl"

„Na, nehmen Sie es
mir nicht übel," gestattete
ich mir einzuwersen, „ich
kenne Sie nun doch so
manches Iahr und habe
stets zu den ausrichtigsten
Bewunderern Ihrer viel-
seitigen Talente gehört;
ich könnte aber nicht
behaupten, daß mir je-
mals an Ihnen eine be-
sondere Begabung ge-
rade für das Sparen
ausgesallen wäre.

„D bitte," lächelte
der Leutnant, „die Spar-
samkeit ist sreilich auch
erst neuerdings bei mir
zum Durchbruch gekom-
men. Aber ich kann Sie
versichern, daß es in der
That einen ganz eigenen
Reiz hat, sich hin und
wieder eine Linschränk-
ung auszuerlegen. lNan
verdoppelt damit den Ge-
nuß von dem, was man
sich nicht zu versagen
braucht."

„Das scheint mir
doch eine etwas raffi-
nierte Philosophie."

„Der Gras ist in
der That der Philosoxh
in unserem Rlub," nahm
nun S. wieder das wort,
„und hat es in der Theo-
rie des Sparens außer-
ordentlich weit gebracht.
Daß er auch in der
jdraxis keineswegs zu-
rückgeblieben ist, siehst
Du zum Beispiel daraus,
daß er aus xurer Spar-

samkeit ein Monocle trägt."

„Aus Sparsamkeit, wie denn das?"

„Sein anderes Auge ist nämlich genau ebenso gesund; er
könnte also deswegen sich ruhig ein zweisenftriges Augenglas
bezähmen."

„Ihr Freund ist ein Sxötter," sagte der Graf lachend.
„Aber Sie werden ja selbft sehen, wie wir unsere jdrinzixien
bethätigen."

wir waren inzwischen am Ziel angelangt und von dienst-
eisrigen Aellnern nach einer reservierten Nische des geräumigen

sagte der Assessor.

Traumland, liegst mir nun in weiten,
Lwig such' ich sernes Glück,

Iunger Träume Seligkeiten
Bringt kein spätes Glück zurück.
 
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