Meggendorfers Humoristische Blätter.
83
ver Sparklub.
Uanrenslchicklal.
Tisch einem sehr schlanken, sehr blonden und sehr sommersxros-
sigen herrn zu, — „seit wann führen Sie denn dieses schauderöse
neue Livil sxazieren? Ich erinnere mich doch nicht, Sie schon
jemals darin gesehen zu haben."
„Das haben Sie freilich nicht, lieber Graf. heute frisch
<Mohannes wurde ich getauft,
Die lNutter rief mir „ksänschenl"
Als „ksans" trug ich zur Schule dann
Nit Stolz mein Bücherränzchen.
erstanden."
„Na, hören Sie, gratulieren kann man Ihnen gerade nicht
dazu. — Mit dem Stoff sind Sie gründlich angeführt. wo
haben Sie denn den her?"
„Fertig gekauft — im Kleiderbazar."
„Im — ?"
„Kleiderbazar. Meine neueste Methode, zu sparen. Der
Anzug kostet mich bare fünfunddreißig Mark weniger, als ich
sonst dafür ausgegeben habe."
„Da hört denn doch aber verschiedenes auf! Der Stoff
hält Ihnen doch auch nur den dritten Teil der Zeit, die Sie
sonst einen Anzug getragen habenl"
„Um so beffer. Desto eher kann ich bei einem neuen Lin-
kauf wieder fünfunddreißig Mark sxaren."
Der Graf blieb die Antwort schuldig und vergaß beinahe,
den Mund zu schließen, von dem er soeben das weinglas ent-
fernt hatte.
„Uieses Mal" — rief ich ihm lachend zu — „scheint
mir Ihr Freund die jdhilosophie des Sparens doch tiefer
erfaßt zu haben als Sie, lieber Graf."
Noch mancherlei andere seltene varietäten des
Sparens lernte ich an jenem denkwürdigen Abend kennen-
Aber ich müßte besorgen die Geduld meiner Leser zu
ermüden, wenn ich ihnen noch weiter darüber berichten
wollte. Namentlich war die Zeit vergangen, der Zeiger
der Uhr, der nicht allzufern mehr von Mitternacht stand,
mahnte unerbittlich zum Aufbruch. Die Mehrzahl der
Lserren leistete dieser Mahnung Folge; nur drei oder vier,
unter ihnen auch S., schienen noch bleiben zu wollen.
„Nun, kommst Du nicht mit?" — rief ich, schon die
Thüre in der ksand, dem Affeffor zu, der mit mir eine
Strecke weit denselben kfeimweg hatte — „ich sollte denken,
für einen Sparer wäre es nachgerade spät genug."
„Darin kann man nicht leicht zu viel thun. —
Du mußt mich schon entschuldigen; ich habe den kserren
versprochen, ihnen noch Gesellschaft zu leisten."
„Ia, aber wobei in aller welt? was kann man
denn jetzt bei nachtschlafender Zeit noch für den guten
Zweck thun?"
„Zunächst wollen wir noch einen soliden Abschieds-
trunk zu uns nehmen, und dann — ein bißchen weiter-
gehen."
„And auch das aus Sparsamkeitsrücksichten?"
„Selbstverständlich" — lachte der Asseffor. —
„^sreund M. hat seinen ksausschlüssel vergeffen und will
das Trinkgeld für den Nachtwächter sparen. Um fünf
Uhr ist sein Lsaus offen."
Der -Lebenstramn.
/^>anz recht: ein Traum nur ist das Leben
So mannigfaltig bunt und kraus,
Traumdeuter sind die j)hilosophen,
Denn jeder legt es anders aus. W.
Druckfebler.
„kjier — sprach der Wirt und stellte einen neuen
Yumpen auf den Tisch, „das ist echter Regensast."
Dort nannten „ksansel" mich hernach
Zum Spott, die um mich saßen,
Der Lehrer aber hieß mich gar
„kfansdampf in allen Gassen,"
Beim kfeimweg aus der Thristenlehr'
Lernt' ich die Gret' dann kennen
Und ließ mich immer gern von ihr
Ihr „liab's liab's ksänsle" nennen.
Ietzt bin ich Leutnants-Bursche hier —
Mein kserr, heißt's, stammt aus wesel —
Und werd' jetzt täglich angeschnarrt:
„Iohann, Sie sind ein Esell"
Der emgebitdete lZffatient.
83
ver Sparklub.
Uanrenslchicklal.
Tisch einem sehr schlanken, sehr blonden und sehr sommersxros-
sigen herrn zu, — „seit wann führen Sie denn dieses schauderöse
neue Livil sxazieren? Ich erinnere mich doch nicht, Sie schon
jemals darin gesehen zu haben."
„Das haben Sie freilich nicht, lieber Graf. heute frisch
<Mohannes wurde ich getauft,
Die lNutter rief mir „ksänschenl"
Als „ksans" trug ich zur Schule dann
Nit Stolz mein Bücherränzchen.
erstanden."
„Na, hören Sie, gratulieren kann man Ihnen gerade nicht
dazu. — Mit dem Stoff sind Sie gründlich angeführt. wo
haben Sie denn den her?"
„Fertig gekauft — im Kleiderbazar."
„Im — ?"
„Kleiderbazar. Meine neueste Methode, zu sparen. Der
Anzug kostet mich bare fünfunddreißig Mark weniger, als ich
sonst dafür ausgegeben habe."
„Da hört denn doch aber verschiedenes auf! Der Stoff
hält Ihnen doch auch nur den dritten Teil der Zeit, die Sie
sonst einen Anzug getragen habenl"
„Um so beffer. Desto eher kann ich bei einem neuen Lin-
kauf wieder fünfunddreißig Mark sxaren."
Der Graf blieb die Antwort schuldig und vergaß beinahe,
den Mund zu schließen, von dem er soeben das weinglas ent-
fernt hatte.
„Uieses Mal" — rief ich ihm lachend zu — „scheint
mir Ihr Freund die jdhilosophie des Sparens doch tiefer
erfaßt zu haben als Sie, lieber Graf."
Noch mancherlei andere seltene varietäten des
Sparens lernte ich an jenem denkwürdigen Abend kennen-
Aber ich müßte besorgen die Geduld meiner Leser zu
ermüden, wenn ich ihnen noch weiter darüber berichten
wollte. Namentlich war die Zeit vergangen, der Zeiger
der Uhr, der nicht allzufern mehr von Mitternacht stand,
mahnte unerbittlich zum Aufbruch. Die Mehrzahl der
Lserren leistete dieser Mahnung Folge; nur drei oder vier,
unter ihnen auch S., schienen noch bleiben zu wollen.
„Nun, kommst Du nicht mit?" — rief ich, schon die
Thüre in der ksand, dem Affeffor zu, der mit mir eine
Strecke weit denselben kfeimweg hatte — „ich sollte denken,
für einen Sparer wäre es nachgerade spät genug."
„Darin kann man nicht leicht zu viel thun. —
Du mußt mich schon entschuldigen; ich habe den kserren
versprochen, ihnen noch Gesellschaft zu leisten."
„Ia, aber wobei in aller welt? was kann man
denn jetzt bei nachtschlafender Zeit noch für den guten
Zweck thun?"
„Zunächst wollen wir noch einen soliden Abschieds-
trunk zu uns nehmen, und dann — ein bißchen weiter-
gehen."
„And auch das aus Sparsamkeitsrücksichten?"
„Selbstverständlich" — lachte der Asseffor. —
„^sreund M. hat seinen ksausschlüssel vergeffen und will
das Trinkgeld für den Nachtwächter sparen. Um fünf
Uhr ist sein Lsaus offen."
Der -Lebenstramn.
/^>anz recht: ein Traum nur ist das Leben
So mannigfaltig bunt und kraus,
Traumdeuter sind die j)hilosophen,
Denn jeder legt es anders aus. W.
Druckfebler.
„kjier — sprach der Wirt und stellte einen neuen
Yumpen auf den Tisch, „das ist echter Regensast."
Dort nannten „ksansel" mich hernach
Zum Spott, die um mich saßen,
Der Lehrer aber hieß mich gar
„kfansdampf in allen Gassen,"
Beim kfeimweg aus der Thristenlehr'
Lernt' ich die Gret' dann kennen
Und ließ mich immer gern von ihr
Ihr „liab's liab's ksänsle" nennen.
Ietzt bin ich Leutnants-Bursche hier —
Mein kserr, heißt's, stammt aus wesel —
Und werd' jetzt täglich angeschnarrt:
„Iohann, Sie sind ein Esell"
Der emgebitdete lZffatient.