Meggendorfers Humoristische Blätter.
8^
Vruder Leichtsinn.
Mf^iterm Stadtthor noch einmal
Blickt er keck zurüch
Linen letzten Abschiedsgruß,
Linen letzten Blick.
In die Rosenwelt hinaus
Geht's mit Sang und Scherz,
Läßt nur Schulden hier zurück
Und ein wundes kserz!
Fritz Ginzel.
Bruder Leichtsinn zieht dahin!
Bursch, Du hast es gut,
tveißt ja nicht lieb' Bruderherz
wie das Scheiden thut.
Nataler Nund.
Straßenräuber (der bei einem Touristen, den er auLplündert, eine Broschüre
des ssfarrers Rneipp findet): „lvas, Anhänger des Aneippschen Natur-
heilverfahrens sind Sie? . . . dann her mit Ihren Schuhenl"
Äeußerlte (Lewissenbaftigkeit.
/^ilauben Sie, daß es morgen früh auch noch regnen
wird, Lserr professor?"
prosessor Tipfelmann sah nach dem strahlenden Rron-
leuchter empor; daun blickte er im Areise umher, als könne
er auf den Gesichtern der Tafelgesellschaft die Antwort
lesen; zuletzt blieb sein Blick auf Fräulein von Pimpel-
hagen haften, die diese Frage an ihn gerichtet hatte.
Uann aber stand er plötzlich auf und verließ den Saal.
„Das ist 'mal ein sonderbarer Aauz, dieser professor,"
dachte Fräulein von jdimpelhagen. „Ich stelle eine ganz
gleichgültige Frage an ihn, nur um ein Gespräch einzu-
leiten, und er läuft mir, ohne zu antworten, sans ka^on
davon. Sollte ihn die banale Frage geärgert haben? Kaum
möglich. Denn selbst ein professor muß wiffen, was er
einer Dame schuldig ist."
Allmählich fiel aber die Abwesenheit des jdofessors auch
den übrigen Tischgästen auf und die Frau vom ksause, be-
sorgt, es möchte dem alten Lserrn etwas zugestoßen sein,
durchsorschte sämtliche Zimmer nach ihm. Doch vergeblich!
Ls fand sich keine Spur des Lntschwundenen.
Gleichwohl aber waren Hut und Mantel des Professors
zur Stelle, also konnte er sich aus der wohnung nicht ent-
fernt haben, wofür auch der Umstand sprach, daß es draußen
in Strömen regnete.
Bange Sorge bemächtigte sich der Anwesenden und
verscheuchte alle frohe Laune von der gastlichen Tafel. Denn
bereits waren drei viertelstunden seit dem verschwinden
des professors verflossen. Fräulein von jdimpelhagen war
den Thränen nahe, denn sie hielt sich für die, wenn auch
unfreiwillige, Ursache des tragischen Zwischenfalles.
„Und ich habe ihn doch lediglich gefragt, ob es morgen
auch noch regnen wird," schluchzt sie.
Im selben Augenblick öffnet sich die Thüre, jdrofessor
Tipfelmann tritt ein und begibt sich mit lächelndem Gesicht
geraden NDegs zu Fräulein von jdimpelhagen.
„Nein, mein gnädiges Fräulein," sagt er.
„IVenigstens zeigt die meteorologische Station,
auf der ich soeben war, um mich zu erkundigen,
das Gegenteil a n." C. A. Hg.
verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
Jn Desterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Verlsg von I. F. Schreibrr in Münchrn und Etzlingen.
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Vruder Leichtsinn.
Mf^iterm Stadtthor noch einmal
Blickt er keck zurüch
Linen letzten Abschiedsgruß,
Linen letzten Blick.
In die Rosenwelt hinaus
Geht's mit Sang und Scherz,
Läßt nur Schulden hier zurück
Und ein wundes kserz!
Fritz Ginzel.
Bruder Leichtsinn zieht dahin!
Bursch, Du hast es gut,
tveißt ja nicht lieb' Bruderherz
wie das Scheiden thut.
Nataler Nund.
Straßenräuber (der bei einem Touristen, den er auLplündert, eine Broschüre
des ssfarrers Rneipp findet): „lvas, Anhänger des Aneippschen Natur-
heilverfahrens sind Sie? . . . dann her mit Ihren Schuhenl"
Äeußerlte (Lewissenbaftigkeit.
/^ilauben Sie, daß es morgen früh auch noch regnen
wird, Lserr professor?"
prosessor Tipfelmann sah nach dem strahlenden Rron-
leuchter empor; daun blickte er im Areise umher, als könne
er auf den Gesichtern der Tafelgesellschaft die Antwort
lesen; zuletzt blieb sein Blick auf Fräulein von Pimpel-
hagen haften, die diese Frage an ihn gerichtet hatte.
Uann aber stand er plötzlich auf und verließ den Saal.
„Das ist 'mal ein sonderbarer Aauz, dieser professor,"
dachte Fräulein von jdimpelhagen. „Ich stelle eine ganz
gleichgültige Frage an ihn, nur um ein Gespräch einzu-
leiten, und er läuft mir, ohne zu antworten, sans ka^on
davon. Sollte ihn die banale Frage geärgert haben? Kaum
möglich. Denn selbst ein professor muß wiffen, was er
einer Dame schuldig ist."
Allmählich fiel aber die Abwesenheit des jdofessors auch
den übrigen Tischgästen auf und die Frau vom ksause, be-
sorgt, es möchte dem alten Lserrn etwas zugestoßen sein,
durchsorschte sämtliche Zimmer nach ihm. Doch vergeblich!
Ls fand sich keine Spur des Lntschwundenen.
Gleichwohl aber waren Hut und Mantel des Professors
zur Stelle, also konnte er sich aus der wohnung nicht ent-
fernt haben, wofür auch der Umstand sprach, daß es draußen
in Strömen regnete.
Bange Sorge bemächtigte sich der Anwesenden und
verscheuchte alle frohe Laune von der gastlichen Tafel. Denn
bereits waren drei viertelstunden seit dem verschwinden
des professors verflossen. Fräulein von jdimpelhagen war
den Thränen nahe, denn sie hielt sich für die, wenn auch
unfreiwillige, Ursache des tragischen Zwischenfalles.
„Und ich habe ihn doch lediglich gefragt, ob es morgen
auch noch regnen wird," schluchzt sie.
Im selben Augenblick öffnet sich die Thüre, jdrofessor
Tipfelmann tritt ein und begibt sich mit lächelndem Gesicht
geraden NDegs zu Fräulein von jdimpelhagen.
„Nein, mein gnädiges Fräulein," sagt er.
„IVenigstens zeigt die meteorologische Station,
auf der ich soeben war, um mich zu erkundigen,
das Gegenteil a n." C. A. Hg.
verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
Jn Desterreich-Ungarn für Lserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Verlsg von I. F. Schreibrr in Münchrn und Etzlingen.