Meggendorfers Humoristische Blätter.
93
Die Landpartie.
^ ines Morgens, in der Früh'
Bricht man auf zur Landxartie,
vor dem Stadtthor bei den Linden
lvill man sich zusammenfinden. —
Der Herr Rat ist nicht sehr heiter,
Denn früh aussteh'n und so weiter
Ist nicht g'rade sein pllaisier;
Doch Frau Rat ist sehr dafür —
Langes Schlafen macht zu dick
Und zu ihrem Mißgeschick
N)iegt sie leider hundert Ailo,
Mehr wie venus, die von Milo.
Dafür hat die Rätin Ainder,
Die viel schlanker und gesünder;
Diese Ainder muß ich preisen,
Gretchen sie und Laura heißen,
Beide sind kaum tausend lvochen —
Gretchen ist auch schon versxrochen
lNit dem Lserrn provisor Dreier,
Und sür Laura ist ein Freier
Diesen Sommer ausgesunden
Und Frau Rat hofft alle Stunden,
Daß er wirbt um Lauras lsand;
Denn Lserr lNunzelt ist galant
Und Assessor außerdem,
Aber achl etwas bequem.
Heute hofft sie nun bestimmt,
Daß er ihre Laura nimmt
Und sie zuxft an deren Bändern,
An den Locken und Gewändern. —
Der lserr Rat sieht nach dem lvetter,
Seine Laune wird nicht netter,
Denn der lsimmel ist ganz gräulich
Und der wind weht recht abscheulich.
Als man ankommt bei den andern,
Fangen alle an zu wandern
Gleich, nachdem man guten lNorgen
Sich gewünscht und seine Sorgen
Uebers Wetter ausgetauscht.
Fräulein Laura sittsam xlauscht
Mit dem fraglichen Assessor,
Und der lan^e yerr professor
Nimmt den Rat gleich untern Arm,
Auch wird man nun leidlich warm.
Fröhlich geht es jetzt voran
Und man rastet dann und wann,
Um ein Blümchen abzuxslücken,
Linen Aäser zu erdrücken. —
Plötzlich auch das Lied erschallt
„wer hat Dich, Du schöner wald." —
Die Frau Steuerrätin Schneller
Ruft: „Ietzt wird der lsimmel hellerl"
lsoffnungsvoll schaut man nach oben
Und man drängt und wird geschoben. —
jdlötzlich kommt ein Regenschauer
von ganz unerwünschter Dauer;
Alle nach dem lsimmel sxäh'n,
Mb die Sonne nicht zu seh'n.
Die jedoch ist sehr verdrießlich
Und es scheint ihr mehr ersprießlich,
ksinter wolken sich zu stecken,
Um die lNenschen recht zu necken.
Durch das graue Dunstgewimmel
Guckt manchmal der blaue lsimmel;
Aber eh' man's recht geseh'n
Ist's schon um die jdracht gescheh'n.
Denn ein dicker wolkenvater
Spielt den vorhang vom Theater
Und verhüllt die zarte Bläue,
Und man guckt und hofft aufs neue.
jdlötzlich schreit die Bankier llle^er:
„G Malheur, mein neuer Reiher
Ist durch meinen Schirm geknickt,
Oh, oh, oh, wie ungeschicktl"
Und der Zug kommt ganz zum Stocken,
Und kein Auge sieht man trocken,
Denn der wind geniert sich nicht,
Treibt den Regen ins Gesicht.
Der Bureauvorsteher Arause
Schüttelt sich wie in der Brause,
Und auf seinen lsängewangen
Dunkelblaue Streifen xrangen;
93
Die Landpartie.
^ ines Morgens, in der Früh'
Bricht man auf zur Landxartie,
vor dem Stadtthor bei den Linden
lvill man sich zusammenfinden. —
Der Herr Rat ist nicht sehr heiter,
Denn früh aussteh'n und so weiter
Ist nicht g'rade sein pllaisier;
Doch Frau Rat ist sehr dafür —
Langes Schlafen macht zu dick
Und zu ihrem Mißgeschick
N)iegt sie leider hundert Ailo,
Mehr wie venus, die von Milo.
Dafür hat die Rätin Ainder,
Die viel schlanker und gesünder;
Diese Ainder muß ich preisen,
Gretchen sie und Laura heißen,
Beide sind kaum tausend lvochen —
Gretchen ist auch schon versxrochen
lNit dem Lserrn provisor Dreier,
Und sür Laura ist ein Freier
Diesen Sommer ausgesunden
Und Frau Rat hofft alle Stunden,
Daß er wirbt um Lauras lsand;
Denn Lserr lNunzelt ist galant
Und Assessor außerdem,
Aber achl etwas bequem.
Heute hofft sie nun bestimmt,
Daß er ihre Laura nimmt
Und sie zuxft an deren Bändern,
An den Locken und Gewändern. —
Der lserr Rat sieht nach dem lvetter,
Seine Laune wird nicht netter,
Denn der lsimmel ist ganz gräulich
Und der wind weht recht abscheulich.
Als man ankommt bei den andern,
Fangen alle an zu wandern
Gleich, nachdem man guten lNorgen
Sich gewünscht und seine Sorgen
Uebers Wetter ausgetauscht.
Fräulein Laura sittsam xlauscht
Mit dem fraglichen Assessor,
Und der lan^e yerr professor
Nimmt den Rat gleich untern Arm,
Auch wird man nun leidlich warm.
Fröhlich geht es jetzt voran
Und man rastet dann und wann,
Um ein Blümchen abzuxslücken,
Linen Aäser zu erdrücken. —
Plötzlich auch das Lied erschallt
„wer hat Dich, Du schöner wald." —
Die Frau Steuerrätin Schneller
Ruft: „Ietzt wird der lsimmel hellerl"
lsoffnungsvoll schaut man nach oben
Und man drängt und wird geschoben. —
jdlötzlich kommt ein Regenschauer
von ganz unerwünschter Dauer;
Alle nach dem lsimmel sxäh'n,
Mb die Sonne nicht zu seh'n.
Die jedoch ist sehr verdrießlich
Und es scheint ihr mehr ersprießlich,
ksinter wolken sich zu stecken,
Um die lNenschen recht zu necken.
Durch das graue Dunstgewimmel
Guckt manchmal der blaue lsimmel;
Aber eh' man's recht geseh'n
Ist's schon um die jdracht gescheh'n.
Denn ein dicker wolkenvater
Spielt den vorhang vom Theater
Und verhüllt die zarte Bläue,
Und man guckt und hofft aufs neue.
jdlötzlich schreit die Bankier llle^er:
„G Malheur, mein neuer Reiher
Ist durch meinen Schirm geknickt,
Oh, oh, oh, wie ungeschicktl"
Und der Zug kommt ganz zum Stocken,
Und kein Auge sieht man trocken,
Denn der wind geniert sich nicht,
Treibt den Regen ins Gesicht.
Der Bureauvorsteher Arause
Schüttelt sich wie in der Brause,
Und auf seinen lsängewangen
Dunkelblaue Streifen xrangen;