INeggendorsers Hunioristische Blätter.
9^
Diese komische (Louleur
Rommt von seinem Strohhut her.
chräulein Gretchen seufzt ohn' Lnde,
Ringt verzweifelt ihre Lsände,
Denn ihr neues Sommerkleid
Ist perän für alle Zeit.
Der kserr Rat hat nasse Socken,
chräulein Lauras Schlangenlocken
werden lang und immer länger,
Und ihr kserz kloxst bang und bänger;
Denn in ungelockten bsaaren,
Das hat sie schon oft erfahren,
Sieht sie einfach gräßlich aus.
„Ach!" — seufzt sie — „wär' ich zu ksaus."
Doch der kserr Asiessor Munzelt
Sieht sie schmachtend an und schmunzelt:
„Fräulein Laura, dieser Regen
Ram vom ksimmel mir zum Segen,
Denn nun kann ich Ihnen nützen,
Sie mit meinem Schirm beschützen.
Endlich müssen Sie mich hören,
Endlich kann ich Liebe schwören.
werde mein, geliebtes Leben,
Längst schon bin ich Dir ergeben!"
Und sie lächelt hold erschrocken:
„kserr Affessor, meine Locken l"
Doch er küßt sie schon verstohlen,
Und sie zeigt ganz unverhohlen,
Daß ihr dieses chreude macht —
Li, wer hätte das gedacht! —
Und obwohl sie hinten gehen,
Die Frau Rat hat doch gesehen,
Daß ihr kvunsch sich hat erfüllt,
Und ihr Sehnen ist gestillt. —
Als nun alle gründlich naß,
Und die Damen schon ganz blaß,
ksat die Sonne doch Erbarmen,
Und in ihre hellen, warmen
Strahlen hüllt sie alle ein,
Und der liebe Sonnenschein
Fördert schnell die gute Laune,
Und da steht man schon am Zaune
Dor dem schönen NDirtshausgarten -
Laura kann es kaum erwarten,
Daß der vater kernig, laut,
Sie dann vorstellt als die Braut.
Und es jubelt „Er" und „Sie":
„welche schöne Landpartiel"
H. C.
ZLe getösten Zungen.
^er Iunggeselle Sebastian Rugelmann und die Iungfrau Alementine Nuhle
S. / sind wie süreinander geschaffen und würden zweifellos ein überaus glück-
liches Lhepaar abgeben. Aber bis dato haben sie sich noch nicht einmal
verlobt, obwohl sie fast täglich zusammentreffen; denn sie verkehren beide regel-
mäßig und ausdauernd bei der Familie Timm.
Das Dberhaupt der genannten Familie, kferr Timm, ist ein Biedermann
seine Gattin ist ein Lngel, selbstverständlich — eben deshalb hat sie ja kferr Timm
geheiratet. Als Lohn für diese That ist kserrn Timm vor fünf Iahren von einer
Tochter der Titel j)apa verliehen worden, welcher ein Iahr sxäter von einem
Sohne bestätigt wurde.
Die Timmschen Sxrößlinge hören auf die Namen Lene und j)eter — jdeter
selten, Lene überhauxt nicht. Beide besitzen je einen Rindermund, besonders nach
dem Genuß von kfonig, oder wenn sie den Schnupfen haben. Uut ihrem Uinder-
munde verüben die lieben Rleinen witze, deren UDirkung auf das Zwerchfell
anderer Leute zu überschätzen die Lltern das unantastbare Recht haben. Zum
Beisxiel:
kvenn Lene und jdeter in geschwisterlicher Lintracht ein unzerreißbares
Bilderbuch zu Urbrei verarbeitet oder einen garantiert unzerbrechlichen jdupxen-
koxf in phrenologische Linzelheiten zerlegt haben und daraufhin vom j)axa mit
der Frage angedonnert werden: „!Ver ist das gewesen?" so antworten beide prompt
und gleichzeitig, sie: „Peter is schuld," er: „Lene is schuld."
lNeistenteils ist es aber jdeter in gleichem Maße wie Lene. Beide sind
unbändig wie Duaggas und ruhelos lebhaft wie Zitteraale. Ihre Bewegungen
stellen lauter anatomische Unmöglichkeiten dar; ihre j)roduktionen im Klettern,
Rennen, Fallen und Aufstehen bilden eine ununterbrochene Rette von haar-
sträubenden verstößen gegen alle Gleichgewichtsregeln und challgesetze. Durch das
Zaxxeln, Traxxeln, Duicken und Kreischen der holden Geschöxfchen werden
Nerven von der im zwanzigsten Iahrhundert gebräuchlichen Normalstärke binnen
zehn Minuten bis zur Fadenscheinigkeit abgenützt, schwächere Nummern zerreißen
in den ersten fünf Sekunden. Infolgedessen werden Lene und j)eter von allen
Bekannten des Timmschen ksauses mit ängstlicher Scheu gemieden, und die beiden
kleinen Strolche haben auch gar keinen Sinn für Vnkel und Tanten — mit einer
einzigen Doxpelausnahme.
9^
Diese komische (Louleur
Rommt von seinem Strohhut her.
chräulein Gretchen seufzt ohn' Lnde,
Ringt verzweifelt ihre Lsände,
Denn ihr neues Sommerkleid
Ist perän für alle Zeit.
Der kserr Rat hat nasse Socken,
chräulein Lauras Schlangenlocken
werden lang und immer länger,
Und ihr kserz kloxst bang und bänger;
Denn in ungelockten bsaaren,
Das hat sie schon oft erfahren,
Sieht sie einfach gräßlich aus.
„Ach!" — seufzt sie — „wär' ich zu ksaus."
Doch der kserr Asiessor Munzelt
Sieht sie schmachtend an und schmunzelt:
„Fräulein Laura, dieser Regen
Ram vom ksimmel mir zum Segen,
Denn nun kann ich Ihnen nützen,
Sie mit meinem Schirm beschützen.
Endlich müssen Sie mich hören,
Endlich kann ich Liebe schwören.
werde mein, geliebtes Leben,
Längst schon bin ich Dir ergeben!"
Und sie lächelt hold erschrocken:
„kserr Affessor, meine Locken l"
Doch er küßt sie schon verstohlen,
Und sie zeigt ganz unverhohlen,
Daß ihr dieses chreude macht —
Li, wer hätte das gedacht! —
Und obwohl sie hinten gehen,
Die Frau Rat hat doch gesehen,
Daß ihr kvunsch sich hat erfüllt,
Und ihr Sehnen ist gestillt. —
Als nun alle gründlich naß,
Und die Damen schon ganz blaß,
ksat die Sonne doch Erbarmen,
Und in ihre hellen, warmen
Strahlen hüllt sie alle ein,
Und der liebe Sonnenschein
Fördert schnell die gute Laune,
Und da steht man schon am Zaune
Dor dem schönen NDirtshausgarten -
Laura kann es kaum erwarten,
Daß der vater kernig, laut,
Sie dann vorstellt als die Braut.
Und es jubelt „Er" und „Sie":
„welche schöne Landpartiel"
H. C.
ZLe getösten Zungen.
^er Iunggeselle Sebastian Rugelmann und die Iungfrau Alementine Nuhle
S. / sind wie süreinander geschaffen und würden zweifellos ein überaus glück-
liches Lhepaar abgeben. Aber bis dato haben sie sich noch nicht einmal
verlobt, obwohl sie fast täglich zusammentreffen; denn sie verkehren beide regel-
mäßig und ausdauernd bei der Familie Timm.
Das Dberhaupt der genannten Familie, kferr Timm, ist ein Biedermann
seine Gattin ist ein Lngel, selbstverständlich — eben deshalb hat sie ja kferr Timm
geheiratet. Als Lohn für diese That ist kserrn Timm vor fünf Iahren von einer
Tochter der Titel j)apa verliehen worden, welcher ein Iahr sxäter von einem
Sohne bestätigt wurde.
Die Timmschen Sxrößlinge hören auf die Namen Lene und j)eter — jdeter
selten, Lene überhauxt nicht. Beide besitzen je einen Rindermund, besonders nach
dem Genuß von kfonig, oder wenn sie den Schnupfen haben. Uut ihrem Uinder-
munde verüben die lieben Rleinen witze, deren UDirkung auf das Zwerchfell
anderer Leute zu überschätzen die Lltern das unantastbare Recht haben. Zum
Beisxiel:
kvenn Lene und jdeter in geschwisterlicher Lintracht ein unzerreißbares
Bilderbuch zu Urbrei verarbeitet oder einen garantiert unzerbrechlichen jdupxen-
koxf in phrenologische Linzelheiten zerlegt haben und daraufhin vom j)axa mit
der Frage angedonnert werden: „!Ver ist das gewesen?" so antworten beide prompt
und gleichzeitig, sie: „Peter is schuld," er: „Lene is schuld."
lNeistenteils ist es aber jdeter in gleichem Maße wie Lene. Beide sind
unbändig wie Duaggas und ruhelos lebhaft wie Zitteraale. Ihre Bewegungen
stellen lauter anatomische Unmöglichkeiten dar; ihre j)roduktionen im Klettern,
Rennen, Fallen und Aufstehen bilden eine ununterbrochene Rette von haar-
sträubenden verstößen gegen alle Gleichgewichtsregeln und challgesetze. Durch das
Zaxxeln, Traxxeln, Duicken und Kreischen der holden Geschöxfchen werden
Nerven von der im zwanzigsten Iahrhundert gebräuchlichen Normalstärke binnen
zehn Minuten bis zur Fadenscheinigkeit abgenützt, schwächere Nummern zerreißen
in den ersten fünf Sekunden. Infolgedessen werden Lene und j)eter von allen
Bekannten des Timmschen ksauses mit ängstlicher Scheu gemieden, und die beiden
kleinen Strolche haben auch gar keinen Sinn für Vnkel und Tanten — mit einer
einzigen Doxpelausnahme.