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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0119
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Meggendorfers humoristische Blätter.

U5

Schreckliches Unglück.

Das musikalifche Dienstmädchen.

Ljofbeamter (z»m Arzi): „Um
cAottes willen, Lserr Doktor, helsen Sie
mir, sonst bin ich unglücklich, ich
habe plöhlich ein steifes Genick
bekommen."

Wahrheit.

<^^lau nennt sein Blut der Adel, der
erlauchte,

Das seine Adern süllt, so geht die
Aunde.

Das dunkle, blaue Blut ist das ver-
brauchte,

Das helle, rote aber das gesunde.

G. P.

Sehenswürdigkeit.

Ulillionär (der ein neues porte-
monnaie gekauft, zum verkäuser): „I)et)t
haben Sie eine Sehenswürdigkeit
vor Augen — ein jdortemonnaie, das
dem Kommerzienrat Uleyerstein gehört
und leer ist."

Der kluge Dackt.


Madame «erstaunl): „lvie, Anna, Sie spielen auf dem Klavier, ich hatte Ihnen doch gesagt,
Sie sollten es abftauben?"

Dienstmädchen: „Thu ich ja auch, gnädige Frau . . . ich begleite mich nur mit der linken
bjand dazul"

Der kluge Dackl.

ie glauben's gar nicht, meine
Herren," begann der Förster
Iägerhuber zu den Honoratioren des
Stammtisches, „Sie glauben's gar nicht,
was mein tValdl für ein gescheiter
Lsund ist. Mußte ich da unlängst in
wildschadenangelegenheiten nach N.
hinüber. Zufällig befand sich damals
dort ein wanderzirkus, und nach-
dem ich meine Geschäfte erledigt hatte,
dachte ich mir: schauft Dir den Zirkus
an. Ich pilgere also mit meinem waldl
zum Zirkus, nehm' mir dort einen platz
in der ersten Reihe und lasse mich hart
vor der imxrovisierten Manege nieder.
waldl hatte sich zu meinen chüßen
niedergelassen, doch schienen ihm die
diversen Wunder der pferdedressur nicht
besonders zu imponieren, da er für diese nur ein verächtliches
Blinzeln hatte. Als aber ein Dresseur mit zwei großen Ljunden
kam, hatte Waldls Gleichgültigkeit ein Ende. Der eine der beiden
Ljunde machte ganz artige Runststückchen, während der andere,
der einen großen, roten Papierkragen um den Lsals hatte und
die Stelle des Tlowns vertrat, mit Absicht und zum Gaudium
der Zuschauer alles verkehrt machte. Es kam nun eine Nummer
in dem chundeprogramm, sür welche der Dresseur drei Reihen
weißer Täselchen am Boden hinlegte, jede Reihe beftand aus
zehn solcher weißer Tafeln, und jede Tafel trug eine Zisser,
derart, daß also in jeder Reihe die Zisfern (, 2, s u. s. w.
bis o vorlagen. Der Dresseur ersuchte das jdublikum sodann,
irgend eine beliebige, zweistellige Zahl zu nennen. „35" wurde
gerufen; der Dresseur hatte den Ljunden den Rücken zugekehrt,
und sofort stürzte der eine der beiden Lsunde auf die Zissern-
tafel los, xackte mit den Zähnen erst eine Tafel mit „s", dann

eine mit „s" und legte die Zahl „ss" am Boden hin. chlugs
war aber auch der Llown-Ljund dahinter und stellte die Zahlen
um, so daß „53" daraus wurde. Dies wiederholte sich einige
Male; rief jemand „23" und hatte der eine chund die Zahl
zusammen gestellt, sprang der andere hinzu und machte „32"
daraus. Der Dresseur wand sich'in gut gespielter verzweistung,
während das jdublikum vor Vergnügen schrie. Mein waldl
war der ganzen Sache mit gespannter Ausmerksamkeit gefolgt;
plötzlich schien ihm die Geduld zu reißen. Lin Satz — und er
steht in der Manege. Im nächsten Augenblick stürzt er auf die
Zifferntaseln zu, ersaßt zwei „^" und rennt damit zu dem Tlown-
hund. Vor dem legt er säuberlich die Zahl „HH" hin, stellt
die pfoten darauf und sieht ihn an, als ob er sagen wollte,
,Ietzt dreh's um, wenn Du kannstll Das Gelächter können
Sie sich vorstellen. Ia, Sie glauben's nicht, meine Ljerren,
was mein waldl sür ein gescheiter chund ist." C. W. Z.
 
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