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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0124
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Meggen-orsers tzumoristische Blätter.

tZestchter? lVarum stieg die Sterblichkeitsziffer so rapid?
Warum wütete der ^ungertyphus in den Industriegegenden
und klagten die Fabrikanten über die Unfähigkeit der Arbeiter
zu anhaltender Thätigkeit? Und das Allerschlimmfte — bei der
Aushebung der Wehrpflichtigen erwiesen stch doppelt so viele un-
tauglich als im vorjahre und für die Iukunft stand ein noch
bedenklicherer Ausfall zu erwarten. Der Sultan zog mißmutig
die Stirn in Falten. was half es ihm unter solchen verhältnisfen,
daß die Leute mit einem Lied zu seinen Lhren auf den Lippen
starben? Dem armen Sultan dämmerte die Erkenntnis, daß
doch wohl die bloße ^magination nicht allein ausreichend sei und
daß es ohne das rein Substantielle nicht ganz abgehe. Besser
unzufriedene Unterthanen als gar keine, dachte er — da war
das Iahr um und Or. Flirt stellte sich vor und bat um seinen
preis.

„So glauben Sie, die Bedingungen der preiskonkurrenz
erfüllt zu haben?" fragte der Sultan.

„Großer Sultan, es ist kein einziger Unzufriedener mehr
im kandel"

„Allerdings — es wird bald überhaupt außer mir und den
oberen Zehntausend niemand mehr im kande sein," brummte
der bserrscher, „doch was Ihnen gehört, soll Ihnen werden."

Lr gab Befehl, den General-kjypnotiseur seines Staates zu
rufen. Als dieser eingetreten war, erhob sich der Sultan und
sagte: „kserr General-ksypnotiseur, suggerieren Sie diesem kserrn
eine Million."

„N)as soll das?" rief der Amerikaner erbleichend.

„Suggerieren Sie diesem Herrn die vorstellung, daß er
eine Million erhalten hat," wiederholte der Sultan fest. „lvie
die Arbeit, so der Lohn. Sie wiffen doch, es kommt im Leben
weniger auf das an, was wir in lvirklichkeit haben, als auf
das, was wir zu haben uns einbilden. Der Unterschied zwischen
einer Million in Gold und einer suggerierten Million —"

Or. Flirt wartete das lveitere nicht ab, sondern rannte
wütend von dannen. Ungesäumt reichte er gegen den Sultan
und seine Regierung die gerichtliche Klage ein, da aber sämt-
lichen Richtern des Staates ihre Urteile suggeriert waren, so
ward er in allen Instanzen kostenpflichtig abgewiesen.

--

Automobil in der Namibie.

Schachtelmeyer (klagt einem ihn besuchenden Freund über die Schwieger-

mutter und endigt seinen Redefluß mit den worten): „lvie ein rasendes

Automobil fauchte meine dicke Schwiegermutter in der

lvohnung umherl"

explodiert das Automobill"

Verschiedene Ansichl.

So mancher, der immer auf Stelzen geht,

Glaubt, daß er auf höherem Standpunkt steht.
„Seht, wie ich schreitel" denkt er im lvandern,
Doch nur wie er humpelt, sehen die andern.

Appell.

Baronin: „Der Kleine weint ja immer noch?"
Rindermädchen: „Ia, ich vermag ihn nicht zu beruhigen!"
Baronin: „Axpellieren Sie doch einmal an die glorreiche
Geschichte seiner Familie."

Veim Herrn Hendlmeier.

kD?m halber Neune in der Fruah,

Da sand no' fest die Fenster zua
Beim ksendlmeier, beim Rentiee
Lr schlaft, denn er versaamt ja eh'

Nix g'scheit's — und nachha erst sei' Frau
Nimmt's mit der Zeit scho' gar net g'nau.

Da fangt z'erscht sie zum Benzen a(n):

„Steh auf amal, Du fauler Ma(nn)I" —

„Na," sagt er, „i laß' mir nix schaffen;

Ietzt thu' i extra weiterschlafenl"

Um Neune nimmt si' er die Schneid:

„Dbs-D' ebba do' no' rauskimmst heut?"

solg' Dir g'wiß? — Du waarst net dumm,"
Sagt ste, und draht si' wieder um.

Um halber Zehne grantelt sie:

„I moan', jetzt waar's bald Zeit für Di'I"

„Für mi'?" schreit er; „dös machst Du guat;

I woaß scho' selba, was mir not thuat."

So mampsen s' fort die längste Zeit.

lver steht z'erscht auf? lver g'winnt den Streit?

lvann's halber Llfe is — i wett',

Da leid't's ihn nimmer drin im Bettl
Da fahrt's elektrisch in ihn 'nei(n),

Da laßt er si' auf nix mehr ei(n)

Da macht er, daß er Reißaus nimmt,

Daß er no' recht zur lveißwurscht kimmtl

O. Jegerl.

Ltarke (Linbildung.

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. vruck von I- F- Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Mekerreich-Ungarn für ^erausgabe und Redaktion verantworllich: Robert Mohr in lvien .
Verlas von I. F. Schreiber in München und Etzlinsen.
 
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