Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0131
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INeggendorfers Humoristische Blätter.

s27

Äin Nachibild aus Nfrika.

— . Und haben Sie in Afrika auch bei offenem Fenster schlafen können?"

— „I wo! Die Giraffen haben mir ja iminer das Waschwasfer wegg'soffen I"

KompromiiiierL.

ines Morgens brachte mir der poftbote zwei Briefe. Den
Zügen der Adresse entnahm ich, daß beide von meinem
Freunde Or. Vskar Winkler seien, einem neu gebackenen
Gerichtsadjunkten in der Residenz. Mir schrieben uns häufig,
eine Gewohnheit noch aus der Gymnasialzeit her, der Zeit
der rosigen Nebel, da ja jeder noch der kjoffnung ist, sein
Briefwechsel werde dereinst veröffentlicht werden. Nun hatte
Gskar schon seit vier wochen nichts von sich hören lassen, und
ich eröffnete daher begierig den ersten Bries.

Es besand sich nur das bedruckte Rärtchen darin, das in
schlichten worten Zeugnis gibt von einem zwei oder mehr
Seelen bewegenden Lreignis: eine Verlobungsanzeige.

vr. Gskar winkler und Fräulein Iohanna werkenthal
emxfehlen sich als verlobte.

Ich war maßlos erstaunt; mein Freund Gskar, der ver-
bissendste Garcon, der hinter jedem Mädchenblick eine Fußangel,
die ihn seiner Freiheit berauben könnte, witterte, hatte sich
so rasch sangen lassen! Schon war ich geneigt, das
Ganze sür eine plumpe lNystifikation zu halten, aber
das zweite Schreiben bestätigte die Richtigkeit des
ersten. Ls bestand aus losen Tagebuchblättern, deren
Inhalt ungefähr einen Zeilraum von drei wochen
umfaßte; ich übergebe sie hiemit zu Nutz und
warnung der Geffentlichkeit:

8. Mai.

vor zwei Tagen begegne ich einem
Bekannten; blutjunger Zahnarzt. Lr
will sich an mir vorbeidrücken. Ich sasse
ihn ab und srage, warum er sich denn nicht ge-

traue, mir in die Augen zu sehen. Lndlich gesteht er, er habe sich,
— d. h. er sei verlobt worden. Ich begleite ihn ein Stück, und er
erzählt mir die Geschichte, wie man Bräutigam wird. Lr war zu
einem „Iour" geladen worden und hatte einem Fräulein der
Gesellschast ein Glas wasser gereicht. Die Holde trank und
dankte. Da er nun auch durstig war und sich nicht wieder zum
Büffett durchdrängen wollte, trank er den Rest des Glases ahn-
ungslos aus. Aber das elterliche Auge ist scharf. Als die Ge-
sellschaft auseinander ging, nahm ihn der Bater des durstigen
Mägdleins ernst beiseite und teilte ihm mit, daß seine Toch-
ter durch die Geschichte mit dem Glase wasser kompromittiert
und daß der daran Schuldtragende sie unbedingt heiraten müsse.
„Morgen, lieber junger Mann, erwarte ich diesbezüglich Ihren
Besuch."

Ich tröstete, so gut ich konnte den armen Zahnarzt, doch
lebe ich seither in unaushörlicher Angst, es könnte mir ebenso
mitgespielt werden.

Ich gedenke mich daher von der Gesellschaft zu-
rückzuziehen, um nur ja niemand zu kompromit-
tieren.

Armer Zahnarzt . . .

Für den heutigen Abend bin ich vom alten
werkenthal eingeladen. Na ich werde mich
hüten, eine von seinen beiden Töch-
tern zu „kompromittieren".

Ich werde schon wild, wenn
ich nur das blöde wort höre.

8. Mai nachts.

Der Abend bei wcikenthals hätte sehr angenehm
 
Annotationen