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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0132
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128

Meggendorsers ^>umoriftische Blälter.


sein können. Villa mit schönem Garten, chausherr und ksaus-
frau annehmbar. Von den Töchtern bekam ich nur eine zu
Gesicht. Getreu meinem vorsatz richtete ich nicht ein wort an
sie und unterhielt mich mit dem bsausherrn über Tivilprozeß-
ordnung und Aornpreise. Schon hosste ich, daß alles glatt und
ohne Versuchung ablaufen werde, aber ich hatte mich

Ierliekt

Nach dem Lssen begann der Angriss. vater
und Mutter zogen sich für kurze Zeit
zurück. Das Fräulein holte Noten,
rückte mir einen Stuhl an den
Flügel und bat

dem Abendeffen Attacke auf meine Freiheit. Die Lltern haben
sich zurückgezogen. Das Fräulein spricht von der letzten Runst-
ausstellung, zeigt mir einige Vasen und ein Armband, grüne
Aupferschlange. Dabei streift sie den Aermel ein bißchen hinauf
und hält mir die ksand hin. Lin schöner Arm und eine aller-
liebste bsand waren immer so eine Art Achillesferse
bei mir. Schon wollte ich einen Ruß auf das Lsänd-
chen drücken, da siel mir noch rechtzeitig der Zahn-
arzt und die Geschichte vom Glase Was-
ser ein. Ich blieb Sieger über mich,
der Auß blieb ungeküßt. Aber
jetzt klopft mir das

mich, sie zu be-
gleiten. N)enn ich
es wünsche, werde
sie ein bißchen
singen.

Lin elegan-
ter Salon, Schu-
bertlieder, ein
reizendes Näd-
chen, laue Lust
strömt beim
Fenster herein.

Aber ich dachte
an den Zahnarzt
und blieb stark.

Als die Eltern
wieder erschienen,
emxsahl ich mich
eiligst und wurde
in liebenswürdiger
weise ein für alle
mal sür denselben
Abend der Woche
eingeladen. Nich
kriegen sie doch nicht
daran!

AIs mir das Stu-
benmädchen zur Gar-
tenthüre leuchtete,
fragte ich nach der
zweiten Tochter des
Lsauses. Sie sei aus
Besuch beiverwandten,
hieß es.

Das Stubenmäd-
chen ist ein sehr netter
Aäfer, wird vorge-
merkt. So ein Wesen
kann man wenigstens
nicht „kompromit-
tieren".

fo. Mai.

Lseutetraf ich den
Zahnarztwieder. Der
Mensch sieht glücklich

und zufrieden aus. _

Dffenbare lljeuchelei,

gute lNiene zum traurigen Spiel. Ia, wenn's ein Spiel wäre!
f5. Nai nachts.

Lben komme ich von Werkenthals. Ligentlich ging ich
nur wegen Lsansi hin. So heißt nämlich das Aammerkätzchen.
Lffen und Wein womöglich noch beffer als das erste Mal. Nach

Braut: „Letzthin hatte ich vergeffen, einen Bries an Dich zu srankieren: da hast
Du Strafporto zahlen müssen."

Bräutigam: „War mir in diesem Falle Lustporto."

kserzwieder, wenn
ich denke, wie
nahe die Gesahr
war.

Wieder leuch-
tet mir die Zose.
Ich gebe ihr
einen Gulden
und drücke ihr
dabei die Lsand.
Sie bleibt einen
Augenblick nach-
denklich stehen.
„worübersinnen
Sie denn, Sie
holde Ariadne?"
Ich weiß nicht,
warum mirgerade
das weib einfiel.
Sie: „Ich heiße
Lsansi, Lserr Doktor,
aber mit einem Faden
gebe ich mich nicht
ab . . . ."

Woher das lNädel
nur das mz'thologische
lvissen hat. Oamit
sie mich nicht sür sad
hält, gebe ich ihr einen
herzhasten Kuß.

Ls ist weniger
gefährlich, den Mund
des Stubenmädchens,
als die lsand des gnä-

digen Fräuleins ^

küssen. Das Mädel
gesällt mir riesig.

Nächstens bringe
ich ihr etwas mit,
vielleicht ein Arm-
band.

22. Nai nachts.
Lseute lsauptan-
griff bei lverkenthals.
Ich habe auf allen

__ Linien gesiegt.

Nach dem Abend-

brot jdlauderstündchen. lVir sprachen vom Theater, kamen da-
von auf Aindererziehung und endlich aus Frauensrage. Der
ljausherr hielt eine kleine Oorlesung darüber und brachte seine
Ansichten schließlich in die Formel: lvenn im Artikel Frau die
Nachsrage größer wäre, dann gäb's weniger Frauenfrage. Lsierauf
 
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