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INeggenüorsers ^umoristifche Blätter.
R^rollend muß ich Dein gedenken —
-i Deingedenken — fürundfür —
Meinen schwererkämpften Frieden —
Meine Ruhe nahmst Du mir. —
Kreuztest meine stillen N)ege —
Dich nur seh' ich — wo ich bin —;
Meinen Frieden gib mir wieder —
Meinen wunschlos-heitern 5innl
Zürnen muß ich Deiner Schönheit —
Deinem Lachen — hell und klar:
bsast mir lachend ja genommen,
Was mein bestes Ligen war.-
Zürnen? — Neinl — lvas soll ich zürnen
Dir — Du wunderliebes Rind —
N)o zwei blaue Märchenaugen
Deine ganze Sünde sind? — Ernst Staus.
Das Aostwürl'icben.
"^ie neue Schule des Dorfes sollte feierlich eingeweiht wer-
/ den. Alle vorbereitungen waren getroffen — nur eine
Festrede fehlte noch. Und ohne die ging es doch nun
einmal nicht. Da zur Zeit die jdfarrstelle des Dorfes unbesetzt
war, so beschloß man, den Pfarrer des Nebendorfes um die
Rede zu bitten. Dieser war zwar von Amtsgeschäften überladen
und hatte es durchaus nicht nötig, sich solche Mühe um die
fremde Gemeinde zu machen. Lr war jedoch ein gefälliger,
gutmütiger bserr und erfüllte daher die Bitte der Bauern.
Die Feier war vorüber; die Rede war ihr Glanz- und Mittel-
xunkt gewesen. Da mußte man sich doch dankbar erweisen.
Trat also nächster Tage der Schulze des fremden Dorfes
beim j)farrer ein:
„Ich wulle Herrn j)astor recht schön Dank von unsre Ge-
meene für die scheene Rede sagen un — hier begann er mit
zwei chingern in der Westentasche zu graben — weil daß mer
doch so 'ne Mühe nich for umsunst — und der kserr pastor doch
ville Arbeet — da erlobt sich die Gemeene —" kurz der Schulze
legte einen Thaler auf den Tisch, einen ganzen Thalerl
Das emxörte den Pfarrer denn doch. „N)arte, Du alter Filz."
dachte er, „die Schäbigkeit werde ich Dir eintränken!"
Mit beißender Ruhe erwiderte er:
„Nein, mein lieber Schulze, steckt Luren Thaler nur wieder
ein. Für so was nehme ich kein Geld und Ihr könntet an dem
Thaler arm werden. Im Gegenteil bin ich Luch noch was
schuldig. N)ie Ihr wißt, haben Lure Schulkinder zur Feier des
Tages je ein Rostwürstchen aus Gemeindemitteln bekommen.
Mein kleiner Sohn hat da versehentlich eines mitgegessen. Da er
nicht zu Eurer Schule gehört, so hatte er keinen Ansxruch auf das
würstchen. Zch fühle mich daher verxflichtet, der Gemeinde den
Schaden zu ersetzen. N)ie viel wollt Ihr also für das würstchen?"
„Ach, Lserr j)astor," stotterte der Schulze, „dafür kennen mer
doch nischt. — —"
„G ja, mcin Lieber, Recht muß Recht bleiben, sagt nur
ruhig —:"
Kurze j)ause.
„Aha, jetzt merkt er die glühenden Kohlen," dachte der Pastor
triumxhierend.
Aber weit gefehlt.
„Ia — ja" — kam es in stockender Ueberlegung aus des
Schulzen Munde, „wenn ich den bferrn j)astor bittcn soll — mit
zwee Silbergroschen wäre allens abgemachtl"
Lsimmel und cherrgottl Lr nahm sie wirklich samt dem
Thalerl Der fassungslose j)astor hoffte freilich, die Gemeinde
würde gegen solch unnobles Thun auftreten.
Das schien auch so. Denn als der Schulze dem Gemeinderat
den Fall vortrug und die zwei Groschen auf den Tisch legte, trat
tiefe Stille ein und mehrere Greise schüttelten tadelnd das bsaupt.
Endlich gab der alte Schöppe Rropxenbrett der allgemeinen
Meinung Ausdruck:
„Gottlieb," sagte er, „Du bist un' bleibst 'n Duselkoxx. N)ie
kannste denn den j)reis vorschlagen? bfättste 's Maul gehalten,
dann hätte der j)astor vielleicht noch eenen Groschen mehr geboten!"
Gottlieb ward nicht wieder zum Schulzen gewählt. Denn
offenbar mangelte ihm jede amtliche Gewandtheit.
INeggenüorsers ^umoristifche Blätter.
R^rollend muß ich Dein gedenken —
-i Deingedenken — fürundfür —
Meinen schwererkämpften Frieden —
Meine Ruhe nahmst Du mir. —
Kreuztest meine stillen N)ege —
Dich nur seh' ich — wo ich bin —;
Meinen Frieden gib mir wieder —
Meinen wunschlos-heitern 5innl
Zürnen muß ich Deiner Schönheit —
Deinem Lachen — hell und klar:
bsast mir lachend ja genommen,
Was mein bestes Ligen war.-
Zürnen? — Neinl — lvas soll ich zürnen
Dir — Du wunderliebes Rind —
N)o zwei blaue Märchenaugen
Deine ganze Sünde sind? — Ernst Staus.
Das Aostwürl'icben.
"^ie neue Schule des Dorfes sollte feierlich eingeweiht wer-
/ den. Alle vorbereitungen waren getroffen — nur eine
Festrede fehlte noch. Und ohne die ging es doch nun
einmal nicht. Da zur Zeit die jdfarrstelle des Dorfes unbesetzt
war, so beschloß man, den Pfarrer des Nebendorfes um die
Rede zu bitten. Dieser war zwar von Amtsgeschäften überladen
und hatte es durchaus nicht nötig, sich solche Mühe um die
fremde Gemeinde zu machen. Lr war jedoch ein gefälliger,
gutmütiger bserr und erfüllte daher die Bitte der Bauern.
Die Feier war vorüber; die Rede war ihr Glanz- und Mittel-
xunkt gewesen. Da mußte man sich doch dankbar erweisen.
Trat also nächster Tage der Schulze des fremden Dorfes
beim j)farrer ein:
„Ich wulle Herrn j)astor recht schön Dank von unsre Ge-
meene für die scheene Rede sagen un — hier begann er mit
zwei chingern in der Westentasche zu graben — weil daß mer
doch so 'ne Mühe nich for umsunst — und der kserr pastor doch
ville Arbeet — da erlobt sich die Gemeene —" kurz der Schulze
legte einen Thaler auf den Tisch, einen ganzen Thalerl
Das emxörte den Pfarrer denn doch. „N)arte, Du alter Filz."
dachte er, „die Schäbigkeit werde ich Dir eintränken!"
Mit beißender Ruhe erwiderte er:
„Nein, mein lieber Schulze, steckt Luren Thaler nur wieder
ein. Für so was nehme ich kein Geld und Ihr könntet an dem
Thaler arm werden. Im Gegenteil bin ich Luch noch was
schuldig. N)ie Ihr wißt, haben Lure Schulkinder zur Feier des
Tages je ein Rostwürstchen aus Gemeindemitteln bekommen.
Mein kleiner Sohn hat da versehentlich eines mitgegessen. Da er
nicht zu Eurer Schule gehört, so hatte er keinen Ansxruch auf das
würstchen. Zch fühle mich daher verxflichtet, der Gemeinde den
Schaden zu ersetzen. N)ie viel wollt Ihr also für das würstchen?"
„Ach, Lserr j)astor," stotterte der Schulze, „dafür kennen mer
doch nischt. — —"
„G ja, mcin Lieber, Recht muß Recht bleiben, sagt nur
ruhig —:"
Kurze j)ause.
„Aha, jetzt merkt er die glühenden Kohlen," dachte der Pastor
triumxhierend.
Aber weit gefehlt.
„Ia — ja" — kam es in stockender Ueberlegung aus des
Schulzen Munde, „wenn ich den bferrn j)astor bittcn soll — mit
zwee Silbergroschen wäre allens abgemachtl"
Lsimmel und cherrgottl Lr nahm sie wirklich samt dem
Thalerl Der fassungslose j)astor hoffte freilich, die Gemeinde
würde gegen solch unnobles Thun auftreten.
Das schien auch so. Denn als der Schulze dem Gemeinderat
den Fall vortrug und die zwei Groschen auf den Tisch legte, trat
tiefe Stille ein und mehrere Greise schüttelten tadelnd das bsaupt.
Endlich gab der alte Schöppe Rropxenbrett der allgemeinen
Meinung Ausdruck:
„Gottlieb," sagte er, „Du bist un' bleibst 'n Duselkoxx. N)ie
kannste denn den j)reis vorschlagen? bfättste 's Maul gehalten,
dann hätte der j)astor vielleicht noch eenen Groschen mehr geboten!"
Gottlieb ward nicht wieder zum Schulzen gewählt. Denn
offenbar mangelte ihm jede amtliche Gewandtheit.