Meggen-orfers Humoristifche Blätter.
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„Marani Iosef!"
„Sehen S', jetzt schweben S' schon! Ietzt halten S'
Ihnen nur schön ruhig, daß ich Sie heraus ziehen
kann!"
Lsoxla! Na sehen S', xlätschern thun S' ja auch schon!"
Die lehte Rettung.
^ ranz ksuber, ein lustiges und strammes Bürschchen von sieben Iahren,
hatte eine ganz unbändige Angst vor der starken Faust seines
unmenschlich strengen vaters, die er bereits öfter, als ihm lieb
war, zu kosten bekommen hatte.
Eines Tages, als der vater ausgegangen war, wurde die Mutter
von der Nachbarin abgerufen, der sie eine ksilfeleistung machen sollte.
Da man kein Dienstmädchen hielt, beauftragte die Mutter ihren
ältesten, den kleinen Franz, daß er auf sein jiingstes Briiderchen, den
einjährigen Fritz, der sriedlich in der Wiege schlummerte, achtgeben
sollte, was Franz denn auch seierlichst versxrach.
„Und sollte Fritzchen wach werden, dann gibst Du ihm die Flasche,"
besahl die sürsorgliche Mutter, „auf der Dfenplatte steht sie."
Artig und solgsam sagte Franz: „Iawohl," worauf die Mutter
hinaus ging.
Nun hatte ja Franz sein Brüderchen recht lieb, so daß er ihm gerne
diesen Dienst erwiesen hätte, — wenn es nur just nicht gerade heute
hätte sein müssenl
Denn heute schien nämlich zum erften Mal in diesem Iahre die
schöne Frühlingssonne, und sie schien so warm und leuchtend, daß einem
ordentlich das kserz vor Freude kloxfte.
In diesem Augenblick erscholl draußen lautes Geschrei und wilder
Iubel.
Sosort war Franz am Fenster.
Ach Du lieber Gott l nun war's ganz aus mit seiner Geduld, denn
drüben auf den ,U)ällen^ gruxxierten sich jetzt seine Schul- und Sxiel-
kameraden zu dem beliebten Spiel ,Näuber und Rarawanen^.
Franz ksuber stand wie auf Aohlen. Lr trixxelte hin und her,
knaxxerte an dem Daumennagel der rechten ksand, sah bald nach Fritz-
chens wiege, bald zum ^fenster hinaus und konnte sich der Thränen
kaum noch erwehren.
wie gerne, ach, wie gar zu gerne wäre er jetzt da draußen mit da-
bei! — Aber er dachte an das Gebot der Mutter, und er dachte an
die Fäuste des vaters, — und dabei verging ihm die Lust zum Spielen.
jAötzlich kam er aus eine rettende Idee: die Liese kvilt von oben
sollte ihm helsen. Schnell lief er hinauf.
„Lies', komm' bleib' beim Fritzchen; — er schläft; — hast nichts
zu thun, als still da zu sitzen. — Und ich schenk' dir morgen auch wie-
der Malzzucker. — Na, wie, willst Du?" verlangend und ungeduldig
hängen seine Blicke an ihren Lixxen.
Und ein NDeilchen besinnt sich die Lies', dann sagt sie ernst und
würdevoll: „Ist's auch gewiß?"
„Ganz gewiß, Liesell"
„Und wieviel Malzzucker?"
„Line ganze Tafell"
Sie nickt: „Gut, ich komm'." ^
Line Minute sxäter sitzt die Rleine, von Franz instruiert, an der
U)iege, still und würdevoll wie eine Großmama, und strickt, als ob es
sür Geld ginge. Und die Flasche hat man Fritzchen ganz behutsam
zwischen die Rissen geschoben, weil die Lies nicht bis zur Gsenplatte
hinauf reichen konnte.
Franz aber ist bereits drüben aus den ,U)ällenst wo die Kameraden
schon mitten im Gefecht sind.
So vergeht wohl eine halbe Stunde.
Und die Lies sitzt in dem bequemen Großvaterstuhl, lehnt das Röps-
chen behaglich an die weichen polster, strickt noch immer weiter,
und sreut sich schon jetzt aus den Genuß des morgen zu erwartenden
Malzzuckers.
Nach und nach aber überkommt sie eine wohlthuende Müdigkeit, so
daß sie sich dagegen kaum noch wehren kann. So entschlummerte sie
sanst.
Inzwischen wurde Fritzchen wach. Lr hatte gut geschlasen und er-
wachte mit xrächtiger Laune. So begann er zu spielen. Zuerst krabbelte
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„Marani Iosef!"
„Sehen S', jetzt schweben S' schon! Ietzt halten S'
Ihnen nur schön ruhig, daß ich Sie heraus ziehen
kann!"
Lsoxla! Na sehen S', xlätschern thun S' ja auch schon!"
Die lehte Rettung.
^ ranz ksuber, ein lustiges und strammes Bürschchen von sieben Iahren,
hatte eine ganz unbändige Angst vor der starken Faust seines
unmenschlich strengen vaters, die er bereits öfter, als ihm lieb
war, zu kosten bekommen hatte.
Eines Tages, als der vater ausgegangen war, wurde die Mutter
von der Nachbarin abgerufen, der sie eine ksilfeleistung machen sollte.
Da man kein Dienstmädchen hielt, beauftragte die Mutter ihren
ältesten, den kleinen Franz, daß er auf sein jiingstes Briiderchen, den
einjährigen Fritz, der sriedlich in der Wiege schlummerte, achtgeben
sollte, was Franz denn auch seierlichst versxrach.
„Und sollte Fritzchen wach werden, dann gibst Du ihm die Flasche,"
besahl die sürsorgliche Mutter, „auf der Dfenplatte steht sie."
Artig und solgsam sagte Franz: „Iawohl," worauf die Mutter
hinaus ging.
Nun hatte ja Franz sein Brüderchen recht lieb, so daß er ihm gerne
diesen Dienst erwiesen hätte, — wenn es nur just nicht gerade heute
hätte sein müssenl
Denn heute schien nämlich zum erften Mal in diesem Iahre die
schöne Frühlingssonne, und sie schien so warm und leuchtend, daß einem
ordentlich das kserz vor Freude kloxfte.
In diesem Augenblick erscholl draußen lautes Geschrei und wilder
Iubel.
Sosort war Franz am Fenster.
Ach Du lieber Gott l nun war's ganz aus mit seiner Geduld, denn
drüben auf den ,U)ällen^ gruxxierten sich jetzt seine Schul- und Sxiel-
kameraden zu dem beliebten Spiel ,Näuber und Rarawanen^.
Franz ksuber stand wie auf Aohlen. Lr trixxelte hin und her,
knaxxerte an dem Daumennagel der rechten ksand, sah bald nach Fritz-
chens wiege, bald zum ^fenster hinaus und konnte sich der Thränen
kaum noch erwehren.
wie gerne, ach, wie gar zu gerne wäre er jetzt da draußen mit da-
bei! — Aber er dachte an das Gebot der Mutter, und er dachte an
die Fäuste des vaters, — und dabei verging ihm die Lust zum Spielen.
jAötzlich kam er aus eine rettende Idee: die Liese kvilt von oben
sollte ihm helsen. Schnell lief er hinauf.
„Lies', komm' bleib' beim Fritzchen; — er schläft; — hast nichts
zu thun, als still da zu sitzen. — Und ich schenk' dir morgen auch wie-
der Malzzucker. — Na, wie, willst Du?" verlangend und ungeduldig
hängen seine Blicke an ihren Lixxen.
Und ein NDeilchen besinnt sich die Lies', dann sagt sie ernst und
würdevoll: „Ist's auch gewiß?"
„Ganz gewiß, Liesell"
„Und wieviel Malzzucker?"
„Line ganze Tafell"
Sie nickt: „Gut, ich komm'." ^
Line Minute sxäter sitzt die Rleine, von Franz instruiert, an der
U)iege, still und würdevoll wie eine Großmama, und strickt, als ob es
sür Geld ginge. Und die Flasche hat man Fritzchen ganz behutsam
zwischen die Rissen geschoben, weil die Lies nicht bis zur Gsenplatte
hinauf reichen konnte.
Franz aber ist bereits drüben aus den ,U)ällenst wo die Kameraden
schon mitten im Gefecht sind.
So vergeht wohl eine halbe Stunde.
Und die Lies sitzt in dem bequemen Großvaterstuhl, lehnt das Röps-
chen behaglich an die weichen polster, strickt noch immer weiter,
und sreut sich schon jetzt aus den Genuß des morgen zu erwartenden
Malzzuckers.
Nach und nach aber überkommt sie eine wohlthuende Müdigkeit, so
daß sie sich dagegen kaum noch wehren kann. So entschlummerte sie
sanst.
Inzwischen wurde Fritzchen wach. Lr hatte gut geschlasen und er-
wachte mit xrächtiger Laune. So begann er zu spielen. Zuerst krabbelte