Meggen-orfers Humoristische Biätter.
Wie ich M meiner Arau kam!
geht in der Melt oft sonderbar zu. Auf sehr sonderbare
Meise bin ich auch zu meiner Frau gekommen.
Mein Freund und ich, wir studierten vor zehn Iahren
in Bonn und standen im letzten Semester; der „Alte" wollte keine
Gelder mehr flüssig machen, kurzum, jetzt hieß es „ins Lxamen
steigen." Kam ich da eines Morgens zu Rarl — so hieß mein
Freund — und sand ihn in großer Aufregung.
„Na nu, was ist denn da passtert — hast du etwa keine Mo-
neten mehr, es ist zwar erst der sünfzehnte — oder gar eine Duell-
angelegenheit — so sprich doch — du siehst ja ganz verstört aus."
„Ach, du kannst mir doch nicht helfen, nichts von alledeml"
sprach Rarl trostlos.
„Ltwa Liebeskummer, alter Schwede, na, einmal mit der Sprache
heraus!"
„Ia," entgegnete Rarl, „du hast es getroffen, so ist es, und du mußt
mir helsen. Du machst mich damit zum glücklichsten Menschen, ich wäre
sogar imstande, dir einen Auß zu geben." Dabei wollte er mich umarmen.
Daran konnte mir wenig gelegen sein; — wenn er noch ein
junges Mädchen gewesen wäre.
„Das kannst du ja mit deiner Angebeteten machen," entgegnete
ich. „Aber so erzähle dochl"
„Nun, so höre: Gestern Abend 'war ich iin Theater, ich hatte
eine reizende Nachbarin und habe mich sterblich in sie verliebt."
„Hast du denn nicht mit ihr gesprochen? lveißt du nicht, wie
sie heißt, und wo sie wohnt?"
„Das ist es ja eben' — ich Lsel — habe mich gar nicht vorge-
gestellt, sie nicht einmal angesprochen, und als ich ihr nach Schluß
unbemerkt solgen wollte, war sie verschwunden."
„Allerdings großes pech. — Da ist guter Rat teuerl — bsalt
ich hab's. Da setzen wir eine Annonce ins Blatt: „Die betreffende
Dame, salls ehrbare Annäherung erwünscht . . ."
„Du bist ein Gngel," jauchzte Aarl. Dabei holte er sdapier und
cheder, und das Inserat wurde gemeinsam zusammengebaut.
„Die betreffende Dame auf Nr. . . "
„Um Gottes willen, laß die Nummer weg, mehrere Bekannte
wissen, wo ich gesessen habe, ich wäre ja blamiert."
„Na also: ,Die betreffende junge Dame, weiße Blouse, schwarzes
ksaar, mit Maiglöckchenbouquet, welche gestern Abend im Theater,
I. s)arquet saß, wird von neben ihr sitzendem kserrn, salls ehrbare
Annäherung angenehm, höstichst um ihre Adresse gebeten unter /t. L. 23,
Expedition des Blattes?"
Nachdem wir das Inserat aufgegeben hatten, gingen wir noch-
mal ins Stammlokal. Mein Freund Rarl war aber nicht bei Stim-
mung, er konnte das wiedersehen mit seincr Schönen gar nicht er-
warten, und mich plagte die Neugierde.
Am nächsten Tage wurde fast nur von den rostgen Aussichten
gesprochen, endlich — am übernächsten Tage machten wir uns klopfen
den kserzens auf den lveg.
Und das Resultat? lvir werden zunächst sprachlos — vier Briefel
; ) Lin rosa Touvert, stark parsümiert:
An meinen Stern! — Mit lvonne habe ich Ihr Inserat ge-
lesen. Ia — ich war es, ich bin es, die Sie suchen. Ich bin zwar
erst sechzehn Iahre alt, sehe aber wirklich schon älter aus, und möchte
doch so gern etwas erleben. Ls muß herrlich sein. Genau so steht
es in den Geschichten. j?apa ist aber sehr streng, er dars nichts von
unserem Geheimnis wissen. Ich schwärme sür Sie I Sie waren so
galant, so liebenswürdig. Schreiben Sie bitte postlagernd „lsoffnung ;2
an Räthchen."
„Das kann gut werden," lacht Rarl. „Sie ist es aber nicht; ich
galant und liebenswürdig I habe ja gar nicht mit ihr gesxrochen.
Gerechter Gott, wenn sie es wüßtel Alle Illusion wäre vorbeil"
2.) Lin Brief mit etwas ungelenken Schriftzügen:
Wie ich M meiner Arau kam!
geht in der Melt oft sonderbar zu. Auf sehr sonderbare
Meise bin ich auch zu meiner Frau gekommen.
Mein Freund und ich, wir studierten vor zehn Iahren
in Bonn und standen im letzten Semester; der „Alte" wollte keine
Gelder mehr flüssig machen, kurzum, jetzt hieß es „ins Lxamen
steigen." Kam ich da eines Morgens zu Rarl — so hieß mein
Freund — und sand ihn in großer Aufregung.
„Na nu, was ist denn da passtert — hast du etwa keine Mo-
neten mehr, es ist zwar erst der sünfzehnte — oder gar eine Duell-
angelegenheit — so sprich doch — du siehst ja ganz verstört aus."
„Ach, du kannst mir doch nicht helfen, nichts von alledeml"
sprach Rarl trostlos.
„Ltwa Liebeskummer, alter Schwede, na, einmal mit der Sprache
heraus!"
„Ia," entgegnete Rarl, „du hast es getroffen, so ist es, und du mußt
mir helsen. Du machst mich damit zum glücklichsten Menschen, ich wäre
sogar imstande, dir einen Auß zu geben." Dabei wollte er mich umarmen.
Daran konnte mir wenig gelegen sein; — wenn er noch ein
junges Mädchen gewesen wäre.
„Das kannst du ja mit deiner Angebeteten machen," entgegnete
ich. „Aber so erzähle dochl"
„Nun, so höre: Gestern Abend 'war ich iin Theater, ich hatte
eine reizende Nachbarin und habe mich sterblich in sie verliebt."
„Hast du denn nicht mit ihr gesprochen? lveißt du nicht, wie
sie heißt, und wo sie wohnt?"
„Das ist es ja eben' — ich Lsel — habe mich gar nicht vorge-
gestellt, sie nicht einmal angesprochen, und als ich ihr nach Schluß
unbemerkt solgen wollte, war sie verschwunden."
„Allerdings großes pech. — Da ist guter Rat teuerl — bsalt
ich hab's. Da setzen wir eine Annonce ins Blatt: „Die betreffende
Dame, salls ehrbare Annäherung erwünscht . . ."
„Du bist ein Gngel," jauchzte Aarl. Dabei holte er sdapier und
cheder, und das Inserat wurde gemeinsam zusammengebaut.
„Die betreffende Dame auf Nr. . . "
„Um Gottes willen, laß die Nummer weg, mehrere Bekannte
wissen, wo ich gesessen habe, ich wäre ja blamiert."
„Na also: ,Die betreffende junge Dame, weiße Blouse, schwarzes
ksaar, mit Maiglöckchenbouquet, welche gestern Abend im Theater,
I. s)arquet saß, wird von neben ihr sitzendem kserrn, salls ehrbare
Annäherung angenehm, höstichst um ihre Adresse gebeten unter /t. L. 23,
Expedition des Blattes?"
Nachdem wir das Inserat aufgegeben hatten, gingen wir noch-
mal ins Stammlokal. Mein Freund Rarl war aber nicht bei Stim-
mung, er konnte das wiedersehen mit seincr Schönen gar nicht er-
warten, und mich plagte die Neugierde.
Am nächsten Tage wurde fast nur von den rostgen Aussichten
gesprochen, endlich — am übernächsten Tage machten wir uns klopfen
den kserzens auf den lveg.
Und das Resultat? lvir werden zunächst sprachlos — vier Briefel
; ) Lin rosa Touvert, stark parsümiert:
An meinen Stern! — Mit lvonne habe ich Ihr Inserat ge-
lesen. Ia — ich war es, ich bin es, die Sie suchen. Ich bin zwar
erst sechzehn Iahre alt, sehe aber wirklich schon älter aus, und möchte
doch so gern etwas erleben. Ls muß herrlich sein. Genau so steht
es in den Geschichten. j?apa ist aber sehr streng, er dars nichts von
unserem Geheimnis wissen. Ich schwärme sür Sie I Sie waren so
galant, so liebenswürdig. Schreiben Sie bitte postlagernd „lsoffnung ;2
an Räthchen."
„Das kann gut werden," lacht Rarl. „Sie ist es aber nicht; ich
galant und liebenswürdig I habe ja gar nicht mit ihr gesxrochen.
Gerechter Gott, wenn sie es wüßtel Alle Illusion wäre vorbeil"
2.) Lin Brief mit etwas ungelenken Schriftzügen: