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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 45.1901 (Nr. 536-548)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16555#0159
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Meggendorfers Humoristiscke Blätter.

„Zufällig kam mir Ihr weries Inserat zu Gesicht. war
es Täuschung? Mein Nachbar gestern im Theater sollte wirk-
lich Nerkehr mit mir wunschen? Nun, ossen gestandenl Auch
Sie haben mir gefallen. Ich bitte Sie, mich Morgen vormit-
tag um elf Uhr an der Lsauptxost zu erwarten. Lrkennungs-
zeichen: Oeilchenbouquet."

„Das wäre schon eher möglich," bemerkt Rarl. „Ich werde
mich morgen Oormittag rechtzeitig einfinden."

3. ) Line energische Männerhandschrift:

„Mein kserr, wie können'Sie sich unterstehen, Ihre Tände-
leien mit meiner Frau so weit zu treiben, daß Sie ihr in Inse-
raten nachflellen? Glauben Sie, ich habe es gestern Abend
nicht bemerkt, als Sie mit ihr liebäugelten? Rommen Sie mir
nicht unter die Augen, sonst werde ich Ihnen mores lehren!
Sie alter jAattkopf, Sie. Lassen Sie sich erst einmal die ksaare
wieder wachsen, ehe Sie ehrbaren Lhesrauen nachstellen."

„Unverschämter Mensch l" ruft Rarl, „ich und jAatte."

„Siehst du, so kann es dir eventuell gehen," lächelte ich
schadenfroh, „die ist es doch nicht?"

„Gott bewahre."

4. ) Lndlich der letzte Brief: eine seine, zierliche Lsandschrist:

„Unter höflicher Bezugnahme auf Ihr Inserat bitte ich

Sie um Ihren Besuch morgen Mittag els Uhr. Fabrikbesitzer
Schleicher, Reuterstraße I."

Recht kurz und angenehm. „Also zwei und vier wurden
zur „näheren Berücksichtigung" bei Seite gelegt.

„Du kannst mir einen Gefallen thun," spricht Rarl, „ich
muß zum Stelldichein an die Lsauxtpost, du gehst inzwischen in
die Reuterstraße, erkundigft dich, wie die Dame aussieht, beim
ksausmeister — sür drei Mark thut er es schon — und kommst
dann schleunigst zur s)ost. lVenn es die eine nicht ist, ist es
gewiß die andere, ich bin dessen ganz sicher, ich lade dich auch
zur Lsochzeit ein."

Das paßte mir nun nicht recht, zum Hausmeister zu gehen.
N)as thut man aber nicht alles aus Freundschaft? Ich ver-
sprach also, den wunsch meines Freundes zu erfüllen.

Am anderen Morgen dreiviertelels Uhr machte ich mich aus
den Weg. — Nobles ksaus — mein Freund hatte entschieden Glück.

Ich klingele beim ksausmeister. Nichts rührt sich. Ich
klingele wiederholt. Mhne Lrfolg. was thun? Die Neugierde
drängt mich, das Thürschild in der ersten Etage einer genauen
Betrachtung zu unterziehen. Ich gehe also hinauf, und da ich
etwas kurzsichtig bin — es war nebenbei gesagt eine schauder-
haste Finsternis auf der Treppe — gehe ich ganz nahe heran,
muß aber dabei an die Alingel gekommen sein. Rurzum: es
gab einen schrillen Rlang. Ich zittere am ganzen Aörper, aus-
reißen kann ich doch nicht. was thun? . . . . Da öffnet sich
auch schon die Thüre:

„Ich, ich . . Sie verzeihen" . . stammele ich . . „ist der
kserr . . ist jemand zu sxrechen?"

„wenn Sie bitte näher treten wollen," entgegnete ver-
wundert das Dienstmädchen.

Im wartesalon schlägt mir das kserz laut. — was soll ich

s5ö

Kusweg.

Rommerzienrat: „Ich dulde nicht, Amalie, daß du den
Ldgar, einen Mann mit so viel Schulden, heirateftl"
Tochter: „Aber j)apa, die kannst du ja zuvor bezahlenl"

ansangen? Ls bleibt mir nichts anderes iibrig, als die Rolle
des Freundes zu spielen, gleichviel, wie die Sache endet.

Sogleich öffnet sich die Thüre, und eine junge Dame tritt herein.

„Alle wetter, ein reizender Aäfer, das ist ja unerhört,"
denke ich im stillen.

„Sie verzeihen, mein kjerr, wollen Sie nicht bitte sslatz nehmen?"

„Ach, sehr gütig, gnädiges Fräulein."

„j)apa ist nur beschästigt, er wird sosort erscheinen."

„Sie entschuldigen, verehrtes Fräulein, ach, wir erhielten
Ihren Brief."

„Ganz recht, das wird jdapa am besten besprechen können,"
entgegnet sie verlegen.

Die Sache ist heiter, denke ich, also so weit ist die Aleine
schon . . sieht übrigens gar nicht so aus.

Gleich darauf tritt Papa herein.

„Seien Sie mir herzlich willkommen, junger Freund," be-
grüßt er mich jovialen Tones.


Abonnement-Einladung auf die Weggendorfer Klätter.

Mit nächstrr Nummrr brginnk rtn neurs Nuarkal (46. Dand) und rrsuchrn wir unsrre verehrlkchen
Rbonnrnkrn ihrr Brstrllungrn sofort xu rrnrurrn, damik in drr rrgrlmästigrn Zusrndung krinr Vrrchgerung
rinkrikk. — Prris xro Nuarkal (13 Nummrrn) Mk. 3.—., in Vestrrrrich-Ungarn Rr. 3.60, bei allrn Vuch-
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ins Ausland Mk. 3.60 — 4 Franrs 50 Cks. — Einzrlnr Lummrr 30 Pfrnnig odrr 36 Hrllrr.

München, Etzlingen, Wien I.,



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