Meggendorsers Humoristische Blätter.
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Schuld, von keinem Fehl getrübt ist. Und als der !Veg an
der Iollftation vorüber führte, da fing er zu xfeifen an, so
lustig wie eine Amsel. „Grüß Gott," schrie er schon von weitem
dem Finanzer zu, der in der Nähe des Lsauses auf einem ksolz-
block saß.
„Nix Zollbaresl" rief dieser herüber.
„Göhl" brüllte der Bursche und zog den Zügel an. Uann
nahm er die pfeife aus dem Munde und deutete nachlässig
aus seine Ladung, die von einer augenfälligen bsarmlosigkeit
war. „Abladen," besahl der Zöllner in schrosfem Tone.
Der Bursche schaute einen Augenblick, dann zog er dem
Gaul eines hinüber, lüftete das Lsütl und that, als wenn
ihn die Sache weiter nichts mehr anginge. „bsüh," schrie er
dem kseiter zu. Bevor dieser jedoch dem Zuruf Folge leisten
konnte, hatte der Finanzer ihn schon mil sester Faust gepackt
und hielt ihn an.
„Abladen, sag' ich, haft kane Ghr'n?"
N)as war da zu wollen? Widerwillig und mit ausge-
suchter Bedächtigkeit entleerte er den wagen. Zehn Rist-
chen zu je sünfhundert Stück, nicht ohne Geschicklichkeit unter
den Brettern des Fuhrwerks versteckt, zog die rauhe kjand
des Gesetzes hohnlachend hervor.
Nach einigen versuchen die Sachlage zu verschleiern, ge-
stand der Rnecht zu, daß Tschurtschenthaler der Besteller der
geschmuggelten Mare sei und ihn, den lvirtssohn, überredet
habe, die Ladung über die Grenze zu schasfen.
Die Ligarren wurden konfisziert und der arme Tschurtschen-
thaler vor Gericht gezogen, das ihn wegen Schmuggel und
verleitung zu diesein Vergehen mit einer Strase belegte, die
es ihm leicht ermöglicht hätte, die Reise nach Marienbad
über Lsongkong und zurück via Amerika zu bezahlen.
Von derselbigen Stunde an war Tschurtschenthaler kein
guter Desterreicher mehr, sondern ein wilder kosmopolitischer
Anarchist, der vom frühen Morgen bis in die späte Nacht
hinein über Gott und die Welt räsonnierte, von Auswande-
rung sprach und den stillen Wunsch hegte, daß sogleich nach
seiner Lntfernung eine Sintstut über sein kseimatland herein-
brechen möchte, wodurch sämtliche Zollämter und Gerichte
gnadenlos ersaufen sollten.
Nittlerweilen lagen ihm aber immer noch die Tigarren
im Sinne, die drüben über der Grenze jetzt so billig zu
haben waren. Noch einen Schmuggelversuch zu unternehmen,
wagte er freilich nicht mehr. Auf diesen Leim wollte er nicht
mehr gehen. Aber er verständigte den N)irt, er solle dem
Rrämer ein Mille davon um sünfzig Mark abdrücken, und
wenn einer seiner Freunde zu ihm käme und nach der Flora
srage, so solle er diesem so ein Dutzend davon geben. Die
wüßten dann schon, was sie zu thun hätten. Er selber wolle
aus vier lvochen in ein billiges Badl reisen, um sich von den
Folgen des Aergers, den er erlitten habe, wieder einiger-
maßen herzustellen. — Lin' Monat später, da er die Luft
wieder für rein hielt, fuhr er sofort nach seiner Rückkehr
hinüber zu seinem Freunde, dem lvirt.
„Nazi," sprach er zu ihm, „jetzt rück' amal außi mit
der Flora. Die faden Rerl ham si nöt traut, die Fretter;
nöt a Stück hams se sich mitnehma traun, hams g'sagt, die
Schwanz, die traurig'n." Der Nazi schaute ihn mit ver-
wirrten Blicken an, dann kratzte er sich, das lsauskaxxerl
nach links schiebend, das edle ljaupt.
„Rruzitürken", sagte er endlich, „moanst ebba die Tigarr'n?"
„No, was denn sunst?"
„Ia," suhr der lvirt fort, „du bist ja net viel gschlecki'.
Da is ja scho seit vier Täg' koa Stückl mehr da? Bis aufs
letzte Stümxerl hams sie's g'raucht. Amal warns gar glei' zu
Der praktische Zahnarch.
„Ich traue mir nicht hineinzugehen, die Zahnärzte wollen
immer gleich reißenl Aber was steht denn da? ,Aengstliche
können ihre wünsche durch das Sprachrohr mitteilenll — Das
ist sehr angenehml - —
Da werde ich ihn wenigstens um seine Meinung jsragen!
werde einmal läutenl" —
— „lvelchen Zahn haben Sie denn eigentlich hohl?"
— „Bitte den vierten in der unteren Reihe lserr Doktor!"
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Schuld, von keinem Fehl getrübt ist. Und als der !Veg an
der Iollftation vorüber führte, da fing er zu xfeifen an, so
lustig wie eine Amsel. „Grüß Gott," schrie er schon von weitem
dem Finanzer zu, der in der Nähe des Lsauses auf einem ksolz-
block saß.
„Nix Zollbaresl" rief dieser herüber.
„Göhl" brüllte der Bursche und zog den Zügel an. Uann
nahm er die pfeife aus dem Munde und deutete nachlässig
aus seine Ladung, die von einer augenfälligen bsarmlosigkeit
war. „Abladen," besahl der Zöllner in schrosfem Tone.
Der Bursche schaute einen Augenblick, dann zog er dem
Gaul eines hinüber, lüftete das Lsütl und that, als wenn
ihn die Sache weiter nichts mehr anginge. „bsüh," schrie er
dem kseiter zu. Bevor dieser jedoch dem Zuruf Folge leisten
konnte, hatte der Finanzer ihn schon mil sester Faust gepackt
und hielt ihn an.
„Abladen, sag' ich, haft kane Ghr'n?"
N)as war da zu wollen? Widerwillig und mit ausge-
suchter Bedächtigkeit entleerte er den wagen. Zehn Rist-
chen zu je sünfhundert Stück, nicht ohne Geschicklichkeit unter
den Brettern des Fuhrwerks versteckt, zog die rauhe kjand
des Gesetzes hohnlachend hervor.
Nach einigen versuchen die Sachlage zu verschleiern, ge-
stand der Rnecht zu, daß Tschurtschenthaler der Besteller der
geschmuggelten Mare sei und ihn, den lvirtssohn, überredet
habe, die Ladung über die Grenze zu schasfen.
Die Ligarren wurden konfisziert und der arme Tschurtschen-
thaler vor Gericht gezogen, das ihn wegen Schmuggel und
verleitung zu diesein Vergehen mit einer Strase belegte, die
es ihm leicht ermöglicht hätte, die Reise nach Marienbad
über Lsongkong und zurück via Amerika zu bezahlen.
Von derselbigen Stunde an war Tschurtschenthaler kein
guter Desterreicher mehr, sondern ein wilder kosmopolitischer
Anarchist, der vom frühen Morgen bis in die späte Nacht
hinein über Gott und die Welt räsonnierte, von Auswande-
rung sprach und den stillen Wunsch hegte, daß sogleich nach
seiner Lntfernung eine Sintstut über sein kseimatland herein-
brechen möchte, wodurch sämtliche Zollämter und Gerichte
gnadenlos ersaufen sollten.
Nittlerweilen lagen ihm aber immer noch die Tigarren
im Sinne, die drüben über der Grenze jetzt so billig zu
haben waren. Noch einen Schmuggelversuch zu unternehmen,
wagte er freilich nicht mehr. Auf diesen Leim wollte er nicht
mehr gehen. Aber er verständigte den N)irt, er solle dem
Rrämer ein Mille davon um sünfzig Mark abdrücken, und
wenn einer seiner Freunde zu ihm käme und nach der Flora
srage, so solle er diesem so ein Dutzend davon geben. Die
wüßten dann schon, was sie zu thun hätten. Er selber wolle
aus vier lvochen in ein billiges Badl reisen, um sich von den
Folgen des Aergers, den er erlitten habe, wieder einiger-
maßen herzustellen. — Lin' Monat später, da er die Luft
wieder für rein hielt, fuhr er sofort nach seiner Rückkehr
hinüber zu seinem Freunde, dem lvirt.
„Nazi," sprach er zu ihm, „jetzt rück' amal außi mit
der Flora. Die faden Rerl ham si nöt traut, die Fretter;
nöt a Stück hams se sich mitnehma traun, hams g'sagt, die
Schwanz, die traurig'n." Der Nazi schaute ihn mit ver-
wirrten Blicken an, dann kratzte er sich, das lsauskaxxerl
nach links schiebend, das edle ljaupt.
„Rruzitürken", sagte er endlich, „moanst ebba die Tigarr'n?"
„No, was denn sunst?"
„Ia," suhr der lvirt fort, „du bist ja net viel gschlecki'.
Da is ja scho seit vier Täg' koa Stückl mehr da? Bis aufs
letzte Stümxerl hams sie's g'raucht. Amal warns gar glei' zu
Der praktische Zahnarch.
„Ich traue mir nicht hineinzugehen, die Zahnärzte wollen
immer gleich reißenl Aber was steht denn da? ,Aengstliche
können ihre wünsche durch das Sprachrohr mitteilenll — Das
ist sehr angenehml - —
Da werde ich ihn wenigstens um seine Meinung jsragen!
werde einmal läutenl" —
— „lvelchen Zahn haben Sie denn eigentlich hohl?"
— „Bitte den vierten in der unteren Reihe lserr Doktor!"