Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 46.1901 (Nr. 549-561)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16556#0028
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Meggendorfers ^umoristische Blätter.

zwanzig da, dampft hams, daß d' Feuerwehr ausg'rückt is,
weil s' gmoant ham, es brennet . .

Der Tschurtschenthaler schnaxxte vergeblich nach Lust.
Als er endlich wieder schnaufen konnte, stieß er eine Art von
Rachegeheul aus, schlug sein Glas aus den Tisch, daß die
Scherben in alle Tcken flogen und dann xackte er den nächst
besten Stuhl, riß ihm ein Bein aus und slürzte sich wie ein
gereizter Elefant auf den verblüfften Wirt, der aber sofort
die Situation erfaßte und blitzschnell unter einem Tisch ver-
schwand. bsier führte er eine strategische Bewegung aus,
die ihm erlaubte, seinem Gegner zwischen die Füße zu fahren
und im nächsten Augenblick lag der Elesant am Boden, wo
ihn der IBirt unter der unentgeltlichen gütigen Nitwirkung
einiger Gäste durch eine ausgiebige Bearbeitung der unedlen
Rörxerteile in landesüblicher weise zur Vernunft brachte.
!Nit lNühe und Not erreichte der Geprügelte den Stellwagen,
der ihn nach khause bringen sollte. Es war eine lhöllensahrt.
Ieder Stein, über den der Rumpelkasten rollte, entlockte ihm
einen Fluch und als er an der Zollstelle ankam, war er
unfähig sich zu erheben, wodurch er den Nerdacht der jetzt
höchst mißtrauischen Behörde erregte. Es half ihm kein Schwur,
keine Beteuerung, er mußte aussteigen und sich einer genauen
Untersuchung unterziehen. Da er hiedurch aufs neue in einen
wutansall geriet und die Finanzer durch einige sehr unge-
ziemende^-mehr ländliche als sittliche Bemerkungen über den
Sitz seiner Schmerzen zur Bosheit reizte, benützten sie die
Gelegenheit zu einem kleinen Fachstreit und ließen ihn über
eine halbe Stunde auf die Lntscheidung warten, ob bayrische
„prügel" dem ksolzzoll unterworfen seien oder nicht. Schließ-
lich ließen sie ihn sahren, indem sie ihiu wohlwollend eine
1 recht angenehme Reise wünschten.

Es wunderte niemand, daß Tschurtschenthaler nach sol-
chen Ersahrungen es vorzog, seine Zelte in einer anderen
Gegend aufzuschlagen. Er war nahe daran, das „Abzehrende"
zu kriegen, sein Bäuchlein schmolz unter dem beständigen
„Auszwicken" dahin, wie der Schnee in der Frühlingssonne.
wohl konnte er sagen, „es ist erreicht." Aber es war doch
keine rechte Freude dabei. Lr hatte sich die zehrende Aur
etwas leichter vorgestellt. ksitzelsberger dagegen reibt sich
heute noch die ksände, wenn er an das Geschäst denkt. Lr
hat noch immer die berühmte „Flora" am Lager, aus der
ein Segen zu ruhen scheint, und immer noch verkauft er ste
„Räumungshalber" nur um zehn jdfennig, obwohl sie ihn
doch bloß vier kostet.

Die beste Fünfzehn-jdfennig-Ligarre sagen die Sommer-
frischler. In der Stadt würde sie mindestens zwanzig Pfen-
nig kostenl Und dann lachen sie über den dummen Bauern-
kramer, der seine waare nicht zu schätzen weiß.

Nutobiograpbie.

Ä!n wieviel Dichtungen und Lebensbildern
^ Poeten immer auch Geschicke schildern:

Meist steht der Menschen treueste Geschichte
Noch deutlicher in ihrem Angesichte.

Maximilian Bern.


„So! Also bitte machen Sie einmal den Ulund weit auf und —

— sagen Sie laut: A — a — a — aI —

— So, bitte wertes Fräulein, hier ist der hohle Zahnl
ksonorar zwei Mark sünszig Pffennigl"

verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
7in Gesterreich-Ungarn für ^erausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Verlas von I. F. Schreiber in München und Etzlinsen.
 
Annotationen