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e g g e n d o r f e r s I) u m o r i st i s ch e Blätter
Vei der Zeitung.
Mlolitisches" — is nir für mi ....
„Vom Reichstag" — laßt mi aa hübsch kalt . .
„tVohlthätigkeits — " da schneid'n sie si'!
„A neu's Ballett" — da bin i z'alt.
„chölüeton" a Schmarrn aus deutsch . . .
„Das Bier ein Gist" a so a G'schwätz!
„Gerichtssaal" . . . endli' 'inal 'was G'scheit's:
„Bierpantscherei" - dös les' ina' jetz'.
O. Jegerl.
Im Wartezimmer.
ie koininen!" ries die Aammerzose ain chenster, „non der
einen 5eite der Rittergutsbesitzer und von der andern
5eite der Bankier; sie sind pünktlich, das mutz inan sagen."
chrau Lenzmann, die junge Mitwe, lächelte besriedigt.
„Ich wußte es, und nun bin ich wirklich selbst neugierig,
wen von beiden ich wählen werde."
„Der eine ist jünger, der andere solider. Aber es ist keine
Zeit zu verlieren. Ateine Toilette ist noch nicht ganz beendet,
sie wird wohl noch eine kVeile in Anspruch nehmen. Schadct
nichts! Mögen jie warten. Da sie einander sremd sind, werden
sie nicht daraus kommen, daß sie zu gleichem Zwecke da sind."
„kjöchstens werden sie aufeinander eisersüchtig sein," be-
stätigte die Rammerjungser, „und das warten wird sie auf-
stacheln, daß sie Ihnen nachher sosort zu Füßen siiegen, gnä-
dige Frau."
Draußen läutete es bereits, und chrau Lenzmann verschwand,
während die Rammerzofe öfsnen ginq.
wenige Minuten später saß Rittergutsbesitzer Rühne aus
dem einen trejsel der Brokatgarnitur und Bankier Lnqel aus
dem gegenüberstehenden. Sie hatten sich einander flüchtig vor-
gestellt und saßen nun schweigend da, sich ab und zu mit düstern,
seindseligen Blicken messend.
Rach einer Vierteljtunde hielt der Rittergutsbesitzer dieses
Schweigen nicht länger aus, und er begann:
„Mein 6err, verzeihen Sie, ich bin in einer wichtigen Ange-
legenheit hier, während ich vermute, daß es sich bei j^hnen
höchstens um eine slüchtige Visite handelt. Dieses warten ijt
ohnehin nicht angenehm, und da die Natur meines Anliegens
längere Zeit ersordern wird, so sehe ich voraus, daß die
Berrin dieser Räume zunächst Ihre Angelegenheit ordnen wird.
Das bedeutet sür mich längeres warten, und wenn es Sie nicht
stört, möchte ich Sie bitten, Ihren Besuch vielleicht zu einer
gelegeneren Zeit zu wiederholen."
„Sie setzen mich in Lrstaunen, mein kherr," entgegnete
der Bankier, „mit Ihrer kategorischen Annahme, meine Ange-
legenheit sei die minder wichtige. Ich kann Ihnen nur das
Gegenteil versichern."
„Dann bleibt mir nichts übrig," meinte der Gutsbesitzer,
„als daß ich Sie durch eine ossene Mitteilung überzeuge. Ich
gedenke nämlich heute um chrau Lenzmann anzuhalten."
Der Bankier sxrang wie elektrisiert in die ksöhe.
„Sie wollen Ihren Scherz mit mir treiben, werter kserr?"
„Sicher ein 5cherz! Denn aus irgend eine Art werden Sie
ersahren haben, daß es gerade meine Absicht war, mich um
die bsand der schönen Witwe zu bewerben."
Run standen die beiden kierren einander gegenüber und
sahen sich erstaunt an.
e g g e n d o r f e r s I) u m o r i st i s ch e Blätter
Vei der Zeitung.
Mlolitisches" — is nir für mi ....
„Vom Reichstag" — laßt mi aa hübsch kalt . .
„tVohlthätigkeits — " da schneid'n sie si'!
„A neu's Ballett" — da bin i z'alt.
„chölüeton" a Schmarrn aus deutsch . . .
„Das Bier ein Gist" a so a G'schwätz!
„Gerichtssaal" . . . endli' 'inal 'was G'scheit's:
„Bierpantscherei" - dös les' ina' jetz'.
O. Jegerl.
Im Wartezimmer.
ie koininen!" ries die Aammerzose ain chenster, „non der
einen 5eite der Rittergutsbesitzer und von der andern
5eite der Bankier; sie sind pünktlich, das mutz inan sagen."
chrau Lenzmann, die junge Mitwe, lächelte besriedigt.
„Ich wußte es, und nun bin ich wirklich selbst neugierig,
wen von beiden ich wählen werde."
„Der eine ist jünger, der andere solider. Aber es ist keine
Zeit zu verlieren. Ateine Toilette ist noch nicht ganz beendet,
sie wird wohl noch eine kVeile in Anspruch nehmen. Schadct
nichts! Mögen jie warten. Da sie einander sremd sind, werden
sie nicht daraus kommen, daß sie zu gleichem Zwecke da sind."
„kjöchstens werden sie aufeinander eisersüchtig sein," be-
stätigte die Rammerjungser, „und das warten wird sie auf-
stacheln, daß sie Ihnen nachher sosort zu Füßen siiegen, gnä-
dige Frau."
Draußen läutete es bereits, und chrau Lenzmann verschwand,
während die Rammerzofe öfsnen ginq.
wenige Minuten später saß Rittergutsbesitzer Rühne aus
dem einen trejsel der Brokatgarnitur und Bankier Lnqel aus
dem gegenüberstehenden. Sie hatten sich einander flüchtig vor-
gestellt und saßen nun schweigend da, sich ab und zu mit düstern,
seindseligen Blicken messend.
Rach einer Vierteljtunde hielt der Rittergutsbesitzer dieses
Schweigen nicht länger aus, und er begann:
„Mein 6err, verzeihen Sie, ich bin in einer wichtigen Ange-
legenheit hier, während ich vermute, daß es sich bei j^hnen
höchstens um eine slüchtige Visite handelt. Dieses warten ijt
ohnehin nicht angenehm, und da die Natur meines Anliegens
längere Zeit ersordern wird, so sehe ich voraus, daß die
Berrin dieser Räume zunächst Ihre Angelegenheit ordnen wird.
Das bedeutet sür mich längeres warten, und wenn es Sie nicht
stört, möchte ich Sie bitten, Ihren Besuch vielleicht zu einer
gelegeneren Zeit zu wiederholen."
„Sie setzen mich in Lrstaunen, mein kherr," entgegnete
der Bankier, „mit Ihrer kategorischen Annahme, meine Ange-
legenheit sei die minder wichtige. Ich kann Ihnen nur das
Gegenteil versichern."
„Dann bleibt mir nichts übrig," meinte der Gutsbesitzer,
„als daß ich Sie durch eine ossene Mitteilung überzeuge. Ich
gedenke nämlich heute um chrau Lenzmann anzuhalten."
Der Bankier sxrang wie elektrisiert in die ksöhe.
„Sie wollen Ihren Scherz mit mir treiben, werter kserr?"
„Sicher ein 5cherz! Denn aus irgend eine Art werden Sie
ersahren haben, daß es gerade meine Absicht war, mich um
die bsand der schönen Witwe zu bewerben."
Run standen die beiden kierren einander gegenüber und
sahen sich erstaunt an.