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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0054
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Meggendorfers Humoristische Blätter

Vcrmntung.

qlaube gar, ineine tOirtin bat nOch anf die
Ltraße gesetzt!"

Zwei Zeelen und ein (öebanke.

enn bferr Balthasar etwas wollte, so setzte er es auch
durch, sogar seiner chrau gegenüber; aber er war eine
so bewunderungswürdig bescheidene Natur, daß er niemals
etwas wollte. Mit Ausnahme des einzigen Males,
wo er den Lsausschlüssel verlangte, um auszugehen. Und
er hatte ihn! Lr sühlte ihn zu deutlich durch die Rock-
tasche hindurch, um es etwa sür einen Traum zu halten.

wohl zehnmal in der Minute legte er die Gabel nieder,
denn er saß mit seiner Gattin Thusnelda beim Abendbrot,
und sühlte, ob der Zchlüssel noch da wäre.

Plötzlich aber stand er aus. Ts war ihm etwas ein-
gesallen. Tr ging nach dern Tchlaszimmer, ösfnete ein
Wandschränkchen und entnahm demselben ein Tchächtel-
chen mit weißen jdaketchen.

„Ts wird doch später werden als zwöls Uhr," murmelte
er. „Und wenn ich nicht will, daß nnr die Alte einen
Beidenkrach schlägt, so muß ich zu diesem Mittel greisen.

chm, chin," fuhr er sort, als er den Inhalt der
Tchachtel xrüste, „es sind doch von meiner letzten Arank-
heit noch sechs jdulver übrig geblieben und jetzt sind es
nur noch süns? !l?ie geht denn das zu? Doch gleich-
viel, sür meinen Zweck genügt ja eines."

INit einem so unschuldigen Gesicht, wie es nur immer
ein Mensch mit schwarzen jdlänen und weißen L'ulverchen
haben kann, schritt er wieder nach dem kvohnzimmer zurück.
„Liebste Thusnelda," sagte er dann, „als ich vorhin

zum Fenster hinausschaute, ging die Steuerkontrolleurin in einem
neuen lhute vorbei."

Wie ein Rakete war Frau Thusnelda vom Ttuhle aus und zum
Fenster gesaust, während cherr Balthasar schmunzelnd das weiße
Pulver in den Abendtrunk seiner Gattin schüttete.

„Ich sehe nichts," ries Frau Thusnelda ärgerlich, nachdem sie
sich den ksals nach allen Teiten hin verdreht hatte.

„Sie wird bereits um die Tcke gewesen sein," erwiderte Ljerr
Balthasar schadensroh.

Teine Gattin wars ihm einen gistigen Blick zu, der etwa sagen
wollte: Märst Du doch, wenigstens sür heute Abend, auch schon um die
Tcke! Dann aber machte sie wieder eine sreundliche Miene und sagte:

„ll?illst Du nicht Dein Bier austrinken? Du brauchst dann nachher
von dem teueren Txportbier nicht so viel zu trinken." Dabei trank
sie ihm gleichzeitig einen tüchtigen Tchluck zu.

„Tie geht aus den Leim," srohlockte cherr Balthasar innerlich.
Ietzt wacht sie vor vier Uhr morgen srüh nicht aus."

„churra, Alte sollst leben!" ries er und leerte sein Glas aus einen Zug.

Dann lehnte er sich behaglich in seinenjLehnstuhl zurück. lVie wur-
den ihm doch aus einmal die Glieder so schwer! — -

Ts war vier Uhr morgens. Die Tonne schien bereits schwach
dämmernd durchs Fenster und kämpste mit dem rötlich sahlen Tchein
der Lampe, die allmählich zu verlöschen drohte. Da suhr lserr Balthasar
xlötzlich wie aus einem schweren Traume aus. Tein erster Grisf war
nach dem lhausschlüssel. Tr war noch da. Dann blickte er mit weit aus-
gerissenen Augen im Zimmer umher und ein Ulutschrei entsuhr seinen
Lippen.

Vor ihm saß seine Gemahlin, ebensalls schlasend, nun aber durch
den von ihm verursachten Lärm gleichsalls erwachend.

Ihr erstes Gesühl, als sie den überlisteten Gatten sitzen sah, war
eitel Triumph; doch als sie die Tituation erkannte, krümmten sich ihre
chinger in unzweideutiger U)eise und das Thebarometer kündete Sturm.

Denn auch sie war ja das Gpser eines Tchlaspulvers

Unverfroren.

Gauner (der für das verbrecher-AIbum photographiert wird): „Tine Bitte

hal? ich, lherr Richter, lassen T' die jdlatte halt ausheben."
Richter: „lveshalb denn?"

Gauner: „5päter, wenn i mei Ttras' abgesesten hab', möcht' i mir
davon Ansi chtskart en machen lassen."
 
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