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t eg g en ä o r se r s Ls> u mo r i st is che Blätte r.
(Lilig.
Lr: „Nicht wahr, am Tage unserer verlobung
lassen wir uns zusammen xhotograxh-
ieren."
- „cha, aber bei einem Schnellphotograph."
Gustav ein. Lr ließ den Etock fallen und faßte rnich am Lsalse. Blitzschnell er-
hob sich der Gauner, versetzte uns ein paar Schläge, daß uns bsören und Sehen
verging und verschwand init bsohngelächter. Gustavs Epazierstock, dessen silberne
Arücke im Mondschein glänzte, vergaß er nicht mitzunehmen. — i)ctzt schien
Gustav ein Licht aufzugehen.
„lvie, das bist Du, Karl?"
„Ia," sagte ich giftig.
Da rieb fich Gustav ftöhnend die Beulen auf seinein Aopfe, drehte mich so,
daß das tltondlicht auf mein schmutziges, zerschundenes Gesicht fiel und rief:
„tvahrhaftig, das ist Aarl! Daraus werde einer klug!"
* *
Der Erzähler hatte geendet. Er nahm sein Glas und hob es mit schalk-
haftem Lächeln gegen seine chran und Echwager Gustav. Dann wandte er sich
zum Doktor:
„Bcun, was denken Eie jetzt vom ersten Eindruck in der Liebe?"
„Ausnahmen bestätigen die Regel," entgegnete dieser, da ihm nichts Geist-
reicheres einfiel.
„Aber wie ging's denn weiter?" fragte ein junges Mädchen.
„Aind, was weiter kommt, ist die alte Geschichte vom Euchen und chinden
zweier Menschenherzen. llnd sie haben sich gefunden trotz des schlechten ersten
Eindrucks. Aber ein kluger Erzähler hört stets zur richtigen Zeit auf, sonst
erlahrnt das Interesse, und der erste gute Eindruck geht verloren."
Der iletkiäc Atleier.
-Äch bin zu sehr beschäftigt,"
Eagt würdevoll 6err Meier,
„Für mich ist jede 5tunde
Ganz unermeßlich teuer.
Ich fitze in der Regel
Epät nachts noch mit der cheder
An meinem pult und schreibe,
Eo thätig ift nicht jeder."
lvir wollen doch 'mal schauen,
Ob llleier nicht gelogen,
llnd kommen ungesehen
Iu seinem j?ult geflogen.
Die llhr zeigt schon ein viertel
Nach neun an jenem lllorgen,
Da tritt er erst ins Zimmer,
Der lNann mit seinen Eorgen.
Dann hängt er But und lNantel
Gemächlich an den Etänder,
Eetzt sich an seinen Echreibtisch
llnd denkt an ferne Länder.
Beginnt mit einer Zeitung
Dann auf und ab zu schlendern,
llnd liest darin von Buren
llnd von den Aapholländern.
Nach einer langen lveile
Reckt er die müden Glieder,
Nimmt in die lfand die cheder
llnd legt — sie wieder nieder,
Schaut in den chof hinunter,
lfört, wie die chennen gackern,
Sieht, wie fie Eier legen,
llnd fteut sich, wie die wackern
lllit merklichem Behagen
Im lfofsand munter kratzen.
Dann wirft er bis zum lllittag
lllit Eteinchen nach den Epatzen.
Am Nachmittag wird llleier
5ein Blumenbeet begießen,
Tin halbes Etündchen schnupfen
llnd eine Etunde niesen
llnd sich mit Fliegenfangen
Die teure Zeit vertreiben,
llm schließlich — fünf lllinuten
Noch angestrengt zu schreiben.
Paul Donat.
Brohig.
— „Die lllillionenmitgift meiner Tochter, lieber Echwiegersohn, werde ich Ihnen
in Iahresraten von je dreihunderttausend lllark auszahlen."
— „Ach, so — tropfenweise!"
Durch die Zlume.
Fräulein: „Zu welcher Religion bekennen Sie sich, cherr Assessor?"
Assessor: „Ich bekenne mich zu der Religion gnädiges chräulein, welche §ie,
als Göttin anbetet."
verantwortlicher Redakteur: lllax Schreiber. Druck von I. ch. Echreiber, beide in Eßlingen bei Etuttgart.
chn (Defterreich-llngarn für lferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert lllohr in lvien I.
Vrrlag oon I. F. Schrribrr in Mnnchrn und Etzlingrn.
t eg g en ä o r se r s Ls> u mo r i st is che Blätte r.
(Lilig.
Lr: „Nicht wahr, am Tage unserer verlobung
lassen wir uns zusammen xhotograxh-
ieren."
- „cha, aber bei einem Schnellphotograph."
Gustav ein. Lr ließ den Etock fallen und faßte rnich am Lsalse. Blitzschnell er-
hob sich der Gauner, versetzte uns ein paar Schläge, daß uns bsören und Sehen
verging und verschwand init bsohngelächter. Gustavs Epazierstock, dessen silberne
Arücke im Mondschein glänzte, vergaß er nicht mitzunehmen. — i)ctzt schien
Gustav ein Licht aufzugehen.
„lvie, das bist Du, Karl?"
„Ia," sagte ich giftig.
Da rieb fich Gustav ftöhnend die Beulen auf seinein Aopfe, drehte mich so,
daß das tltondlicht auf mein schmutziges, zerschundenes Gesicht fiel und rief:
„tvahrhaftig, das ist Aarl! Daraus werde einer klug!"
* *
Der Erzähler hatte geendet. Er nahm sein Glas und hob es mit schalk-
haftem Lächeln gegen seine chran und Echwager Gustav. Dann wandte er sich
zum Doktor:
„Bcun, was denken Eie jetzt vom ersten Eindruck in der Liebe?"
„Ausnahmen bestätigen die Regel," entgegnete dieser, da ihm nichts Geist-
reicheres einfiel.
„Aber wie ging's denn weiter?" fragte ein junges Mädchen.
„Aind, was weiter kommt, ist die alte Geschichte vom Euchen und chinden
zweier Menschenherzen. llnd sie haben sich gefunden trotz des schlechten ersten
Eindrucks. Aber ein kluger Erzähler hört stets zur richtigen Zeit auf, sonst
erlahrnt das Interesse, und der erste gute Eindruck geht verloren."
Der iletkiäc Atleier.
-Äch bin zu sehr beschäftigt,"
Eagt würdevoll 6err Meier,
„Für mich ist jede 5tunde
Ganz unermeßlich teuer.
Ich fitze in der Regel
Epät nachts noch mit der cheder
An meinem pult und schreibe,
Eo thätig ift nicht jeder."
lvir wollen doch 'mal schauen,
Ob llleier nicht gelogen,
llnd kommen ungesehen
Iu seinem j?ult geflogen.
Die llhr zeigt schon ein viertel
Nach neun an jenem lllorgen,
Da tritt er erst ins Zimmer,
Der lNann mit seinen Eorgen.
Dann hängt er But und lNantel
Gemächlich an den Etänder,
Eetzt sich an seinen Echreibtisch
llnd denkt an ferne Länder.
Beginnt mit einer Zeitung
Dann auf und ab zu schlendern,
llnd liest darin von Buren
llnd von den Aapholländern.
Nach einer langen lveile
Reckt er die müden Glieder,
Nimmt in die lfand die cheder
llnd legt — sie wieder nieder,
Schaut in den chof hinunter,
lfört, wie die chennen gackern,
Sieht, wie fie Eier legen,
llnd fteut sich, wie die wackern
lllit merklichem Behagen
Im lfofsand munter kratzen.
Dann wirft er bis zum lllittag
lllit Eteinchen nach den Epatzen.
Am Nachmittag wird llleier
5ein Blumenbeet begießen,
Tin halbes Etündchen schnupfen
llnd eine Etunde niesen
llnd sich mit Fliegenfangen
Die teure Zeit vertreiben,
llm schließlich — fünf lllinuten
Noch angestrengt zu schreiben.
Paul Donat.
Brohig.
— „Die lllillionenmitgift meiner Tochter, lieber Echwiegersohn, werde ich Ihnen
in Iahresraten von je dreihunderttausend lllark auszahlen."
— „Ach, so — tropfenweise!"
Durch die Zlume.
Fräulein: „Zu welcher Religion bekennen Sie sich, cherr Assessor?"
Assessor: „Ich bekenne mich zu der Religion gnädiges chräulein, welche §ie,
als Göttin anbetet."
verantwortlicher Redakteur: lllax Schreiber. Druck von I. ch. Echreiber, beide in Eßlingen bei Etuttgart.
chn (Defterreich-llngarn für lferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert lllohr in lvien I.
Vrrlag oon I. F. Schrribrr in Mnnchrn und Etzlingrn.