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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0075
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Meggendorfers Humoristische Blätter


Glivia, die älteste Tochter. „Es wäre schade darmn!"

„N)ir brauchen ja niemand von dein Ursxrung
des Geschenkes etwas zu sagen," wars die Mama init
einein bittenden Blick aus den Gatten ein.

„Und wenn die 5ache dann doch herauskonnnt?
Dann sind wir unsterblich blainiert."

„Ach, sie koinint sicher nicht heraus!"

„Bebalte ihn doch, lieber j?apa."

„Ts ist die kostbarste 5pende, die Du erhalten hast."-

5o redeten die Damen hin und her, sie vereinigten
ihre Bitten und Liebkosungen, bis der j?apa schließlich
halbnachgebend sagte: „5o will ich euch einen Vor-
schlag inachen. Wir acceptieren das Geschenk und uin einer
inöglichen Blamage zu entgehen, lese ich heute Abend
unseren Gästen den Brief selber vor als einen aus-
gezeichneten kVitz, den sich ein Berehrer und Freund an
mir erlaubt hat."

„Ia ja, Du hast recht, so soll es sein!"

Der Abend kam, und mit ihm die zahlreichen Gäste,
welche der Schriftsteller zur Feier seines Iubiläums
geladen hatte. Anter allen Geschenken ragte der
Tafelaufsatz, welchem der Threnplatz auf der Tafel
angewiesen war, königlich hervor, er erntete die meiste
Bewunderung, der Iubilar und seine Damen strahlten
im Lntzücken des Besitzes, ein Dutzend der Gäste
platzten fast vor Neid, und als nun Apollonius die
Geschichte der reichen 5pende zum besten gab und das
Billet vortrug, wurde der 5cherz mit ungeheurem
Beifall und fröhlichem Gelächter begrüßt.

Da erhob sich plötzlich einer der Geladenen, der
Rechtsanwalt jdlaidorius, und sagte: „Lieber Freund,
der Aufsatz ist allerdings ein Meisterwerk der bildenden
Runst, aber ist es Zufall oder Tücke, er besitzt eine
auffällige Aehnlichkeit mit demjenigen, welcher in ver-
stossener Nacht dem Regierungspräsidenten v. 5teifhals
gestohlen worden ist."

„Anmöglich," rief Apollonius, unruhig werdend.

„Bergleiche doch selbst einmal — das entwendete
Aleinod ist ganz detailliert in der polizeilichen Bekannt-
machung der heutigen Abendzeitung beschrieben, worin
vor dem Ankauf gewarnt wird."

Der Anwalt zog die Zeitung aus der Tasche. Tr
las mit erhobener Stimme die einzelnen Lrkennungs-
zeichen vor und sie fanden sich sämtlich an dem
Ehrengeschenk wieder.

„Rein Zweifel, er ist es." betonte der Anwalt.

„Abcr Berr Rechtsanwalt, es gibt sicherlich noch
mehr Tafelaufsätze dieser Art," machte chrau Rodbert den
Bersuch, ihr kostbares Tigentum doch noch zu rekla-
mieren.

„U)ohl möglich — doch hier ist noch ein Amstand
angeführt, der zur sicheren Trkennung des Diebstahl-
objekts dient. Der gestohlene Aufsatz enthält in seiner
Atitte eine goldene Aapsel, die sich öfsnet, wenn man
auf den Rnopf der Armsxange der die Tanzkunst ver-
sinnbildlichenden allegorischen chigur drückt."

5ofort brachte der Iubilar die angegebene Manipu-
lation zur Ausführung, und siehe — die Aapsel sxrang
wirklich auf und ein kleiner Zettel fiel heraus, den der
Rechtsanwalt aufnahm und mit lauter 5timme vorlas:

„Diesen Tafelaufsatz habe ich, um Ihnen eine um
so größere Thre zu erweisen, unter Benützung des
Runstgriffs gestohlen, welchen 5ie in Ihrer neuesten
Ariminalnovelle geschildert haben!"

Alodernisiert.

wenn „eine" eine Reise thut, so geht's nicht ohne neuen ^ut.

E. H.

Kleine Arsache, große Wirkung

oder: Lin verhängnisvoller Zufall.

„Ah! Da kommt mein stiller Verehrer, wenn er nur nicht gar so
schüchtern wäre!"

„Aha! Da mein Zdeal, traue mich aber nicht sie anzusprechen!"

„Gott, sind 5ie aber ein ungeschickter Ulensch, ich sehe schon, ich
muß ihn losknüpfcn!"
 
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