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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0080
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IN e g g e n d o r f e r s L) u m o r ist l s ch e Blätter

Aus dem witden Westen.

^^ls ich noch als Prairiejäger im wilden Mesten durch die 5avan-
nen streifte," erzäblte der alte 5mm, „bat mich einmal so ein
6und von einem Siour-Indianer mit seinem langen Lasso vom sdserde
gerissen und inich als willkommene tNartcrpsabb Zierde ins Schlepptau
genommen. Im sausenden Galoxp ginchs über 5tock und 5tein, und
ich könnte meinen Brandy beute nicht mehr trinken, wäre mir nicht eine


großartige Idee eingesallen. Ich breitete nämlich meinen langen Mantel,
den ich damals zusällig an hatte, mit beiden chänden aus und — ver-
wandelte mich dadurch gleichsam in einen aussteigenden jdapierdrachen.
Die 5ache ging samos. Ich stieg hoch in die Lüste und als ich gerade
über dem Indianer stand, klappte ich den Mantel zu und xseilschnell,
wie ein Adler, stürzte ich aus den Aerl herab, ihm alle Ripxen br'echend.
Einen Augenblick später saß ich schon aus dem Mustang und pstst den
Bankee-Doodle!" H. Horiiui.

Uelie Russichlen.

Hunge chrau: „A7ie, diesen billigen chut soll ich aussetzen? Der
letzte, den ich mir als Mädchen kaufte, war dreimal so teuer!"
Mann (ironisch): „Wer's alaubt?"

Iunge Frau: „Bun, I)u wirst es ja sehen , . . wcnn die Rechnung
kommt!"

Ueues Wort!

— „Sie haben also um die Band der Rommerzienratstochter angehalten!

chat sie denn eingewilligt?"

§eutnant: „Ein—gejubelt!"

Zm Äefangverein.

Backsisch (ZUM andern)^ „Sieh nur, wie der Aapell-
meister hestig mit den Bänden gestikuliert!"
„Ia, der markiert wahrscheinlich die chlügel
des Gesanges."

Doppetgtück.

A. : „lvas macht denn das junge gräsliche Ehepaar?"

B. : „Ach, das reinste Schwalbenpaar!"

A. : „wieso?"

B. : „5ie thun nichts wie schnäbeln und gehen im

winter immer nach dem 5üden."

Nutornobilfreuden.

X^ils chiuuncl! weiß denn keiner Rat?

Tw; Das ist ja zum Entsetzen!

Durch alle Straßen srüh und sxat
Tobt jetzt ein neuer Apparat,

Dem Satan zum Lrgötzen!

„(>Zuäk, quäk!" mit scheußlichem Gekrächz'
Aommt es vorbei geblitzt von rechts,

„Wuäk, quäk!" da saucht bereits von links
Boch ein so niederträcht'ges Dings.

Ls packt Dich namenlose Angst,

Daß Du in Sicherheit gelangst!

Schnell rette die Gebeine,

Dort kommt schon wieder einc!

„Arastsahrzeug" ist das deutsche wort;

5o nennt es die Behörde.

Merk Dir's! Bur reines Deutsch gilt dort,
Grhebst Du über diesen 5port
Bielleicht einmal Beschwerde.

Arastsahrzeug, ja so nennt man's recht,
weil rohe Rraft sich viel ersrecht!

Denn wer aus einem „Auto" sitzt,

Und dieses durch Benzin erhitzt
Bewirkt durch Fahrtbeschleunigung
Der Unthat Fleckenreinigung.

Benzin entspricht dem Zwecke,

Gs bringt ihn schnell — „vom st'lecke".

Als noch das Radeln stand in F'Ior,
wie harmlos war das 5trampeln,

„Löst, töff!" jetzt stürmt der Rrastmotor
U?ie ein gereiztes Bashorn vor,

Um alles zu zertrampeln!

Im Zeichen des Berkehrs wird jetzt
Die Sicherheit ost sehr geschätzt.

Die Eisenbahn sährt hochgelegt,

Die Straßenbahn durch Tunnel segt.

Doch tieser als ins tiesste Loch
wünsch' ich Automobilen noch:

Zum Teusel sahr das „Bashorn"
„Vuäk, quäk!" mit samt dem Blash o ru!

Willy von Wegern.
 
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