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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0095
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Meggendorfers Humoristische Blätter

9l

Inkuraöel.

Professor Ljaspelmann ist in Uerzweisiung. Denn sie ist
eine sxarsame Lsaussrau und es greist ihr bis ans innerste
^ ^ bserz, das Geld zum Fenster hinausgeworsen zu sehen.
Und das ist im wahrsten Sinne des wortes der Fall mit ihres
Mannes Regenschirmen. Aaum daß er merzehn Tage über
einen solchen verfügt, so ist er auch schon dem unersättlichen
Moloch: „Oergeßlichkeit" zum Vpfer gesallen. Alle nur erdenk-
lichen Mittel hat sie schon versucht, doch alle waren sie umsonst
gewesen. Nicht nur, daß im Laufe eines Iahres ein bseidengeld
sür Regenschirme draufging, auch kfüte und Rleider waren ja
einer rascheren Abnutzung ausgesetzt, wenn sie nicht gehörig
„bedacht" waren.

L>a meldete sich eines Taqes bei der Frau sdrofessor ein
Mann, seines Zeichens ein kfausierer, der eine gar verlockende
Neuheit zu verkaufen hatte. Ls war dies nämlich nichts
geringeres, als ein Regenschirm, der,
wenn er hingestellt wurde, selbstthätig
die Melodie spielte: „Oerlassen, ver-
lassen, verlassen bin i."

Das war etwas für die chrau
professor. Der Mann mit dem inusi-
kalischen Regenschirm schien ihr direkt
vom bsimmel, d. h. von Iupiter plu-
vius in eigener jderson gesandt zu sein.

In ihrer Begeisterung, und obwohl
der Schirm bare fünfundzwanzig Mark
kostete, gab sie dem Nanne noch ein
Lrtratrinkgeld. Denn nun war es ja
unmöglich, daß ihr Gatte diesen Schirm
fürderhin stehen lassen konnte, auch
das vergeßlichste j?rofessorenhirn mußte
durch diese rührende Melodie an seine
jdsiicht gemahnt werden.

Als kluge Frau aber beschloß sie
ihrem Manne nichts von der sinnreichen
Vorrichtung zu sagen, um sie durch
die Ueberraschung seinem Gedächtnisse
umso fester einzuxrägen. Sie begnügte
sich, ihm den neuen 5chirm, wie ge-
wöhnlich, mit der eindringlichen Mah-
nung zu überreichen, nun doch endlich
einmal Vernunft anzunehmen und ihr
zu Liebe ein wenig mehr auf seine
Sachen zu achten.

Der jdrofessor versxrach ihr hoch
und teuer, von nun ab gewiß keinen
Schirm mehr zu vergessen. Zur probe
unternahm er sogleich einen längeren
Lxaziergang und, um diese vollständig
zu machen, kehrte er auf dem Rück-
wege auf ein Lchöxxchen Roten ein.

Doch was war das? Aaum hatte
er sich niedergesetzt, und seinen Schirm
beiseite gestellt, als auf einmal eine
liebliche Melodie ganz in seiner Nähe
ertönte.

„Verlassen,verlassen,verlassenbini!"

Der jdrofessor horchte. lvie lange
war es doch her, daß er dieses ge-
mütvolle Lied nicht mehr gehört hatte!
wohl über die zwanzig Iahre, seit er
von den heimischen Bergen hinweg-
gezogen war, um sie draußen über
eifriger Gelehrtenarbeit zu vergessen.

Line Thräne der Rührung stahl sich aus seinen Augen,
er trank seinen Mein aus, zahlte und ging.

Doch der erste Blick seiner Gattin, als er daheim anlangte,
machte ihn jäh zusammenfahren.

„lBeißt Du denn wenigstens nicht mehr das Lokal, wo Du den
Schirm hast stehen lassen?" rief händeringend die chrau jdrofessor.

„Ach nein!" erwiderte der jdrofessor mit einem Anfluge
träumerischer Bersunkenheit; „denn, denke Dir, in eben diesem
Lokal sxielte jemand die herrliche lllelodie: „Berlassen, verlassen,"
so daß ich alles andere darüber vergaß." C. A. H.

Der erlie Triumph.

Backfisch (stralsiend zur Freundin): „Triumph! Lidd^! Leit
heute weiß ein Leutnant, daß ich eristiere!"

(Lm Neiulchmecker.


Dame (des r,ause- zum Diener):' „Lie°haben der Röchin, der Rike das bfeiraten verspro-
chen, scheinen aber nicht Lrnst machen zu wollen." " s

Diener: „Im Bertrauen, gnä' Frau, mir kocht sie noch 'n bissel zu schlecht."
 
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