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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0097
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AI e g g e n d o r f e r s l) u m o r i st i s ch e Blätter

Mtöeörandls Liebesbeirat.

^umorerke von Berthold Kuhnert.

Familie des tvollwarenhändlers Noritz chäberlein Nachfolger betrat gegen

/ neun llbr abends den oberen Saal des Naiserkellers und hatte auch das
Glück, daß gerade ein schöner Tisch ain Fenster frei wurde, den sie sogleich
mit Beschlag belegte. Die channlie bestand zunächst aus dem Gberhaupt derselben,
einein älteren Lserrn mit kurz geschorenein, grauem Bart, sodann einer kleinen ruud-
lichen Mutter, ferner den drei Töchtern, von denen die älteste klein, unbedeutend
und verwachsen war, während die beiden jüngeren ein paar schöner, schlanker eben-
mäßiger Gestalten im besten Iungfrauenalter darstellten. Außerdem war auch ein
Bruder da, ein kräftiger junger INann von etwa dreißig Iahren.

Sie verteilten die flätze sorgsam nach reiflicher Ueberlegung. An das Feuster
kamen die älteste und die jüngste Tochter zu sitzen, dann, sich gegenüber das Tltern-
paar, dann neben dem Bater die zweitältefte Tochter, der sdlatz dieser gegenüber
neben der Mutter blieb leer, an der Tcke saß der Sohn.

Man bestellte eine chlasche Lhampagner und goß sich ein, ohne zunächst davon
zu trinken. Man schien auf jemand zu warten; die Unterhaltung kam nicht recht
in chluß. Nur kurze Bemerkungen tauschten sie untereinander aus. Besonders die
zweitälteste Tochter schien in einer gewissen Trregung, wenigstens hatte sie noch
fortwährend an ihrem Aleide, llsut und lhaar zu rücken, zu bessern und zu streichen.
Galt ihr ja auch eigentlich der erwartete chremde, ein Freund des Bruders aus
Breslau, den dieser bei seiner chamilie einführen und mit seinen heiratsfähigen
Schwestern bekannt machen wollte. Um den Iüngling nun nicht durch die Berlegen-
heit der Entscheidung zum Schwanken und zur Entschlußlosigkeit zu bringen, hatte
man ihm kurzer chand durch die heutige Disposition zwei der Schwestern, die älteste,
wenig reizvolle und die jüngste, etwas aus seinem Gesichtskreis gerückt und seine
Aufmerksamkeit lediglich auf die mittelste gelenkt, welche man für ihn bestimmt hatte.
Diese hatte auch zur äußeren lhervorhebung im Gegensatz zu den anderen ihren
mächtigen Uut mit einer prachtvollen schwarzen Etraußenfeder aufbehalten, unter
welchem sie sich äußerst interessant und fesselnd vorkam.

Nach kurzem warten erschien der Freund des Sohnes, begrüßte sich mit diesem
lebhaft und herzlich, wurde der Familie in aller Form vorgestellt und nahm auf dem
für ihn freigelassenen Eitz platz.

Der chremde war ein hübscher stattlicher junger Mann, gegen dessen Aeußeres
sich eigentlich gar nichts einwenden ließ. Darüber waren sich sofort alle Mitglieder
der Familie klar, besonders die mittelste Tochter, welche sich vornahm, sich heute von
ihrer besten Seite zu zeigen.

Auch gesellige und unterhaltende Talente zeigte der neue Ankömmling in her-
vorragender IVeise. Die llnterhaltung, welche an und für sich durch sein Aommen
schon eine lebhafte und angeregte geworden war, entwickelte sich durch seine geschickte
Mitwirkung zu einer ausgelassenen und übermütigen chöhe und feierte wahre Mrgien
in Geist und Laune, in Witz und Alatsch. Nur zuweilen, wenn der Blick des Frem-
den sich von den hübschen Augen seines Gegenübers einmal losriß und höher hinauf
über die weiße Etirn, die krausen llsaare und den pompösen But glitt, schien es, als
ob eine Alolke über seine Etirne zog und als ob für einen kurzen Moment der Born
seiner sprudelnden Beredsamkeit versiegte. Es fiel das schließlich auf. Das Mädchen
wurde unruhig und nervös, wie jedermann wird, der an seiner Rleidung etwas
nicht in Grdnung glaubt und nicht in der Lage ist, den Fehler zu verbessern. Schließ-
lich sprang der Bruder der hilflosen Echwester bei und fragte ganz einfach:

„Lieber chreund, was sehen Eie denn fortwährend den But an? Ist denn daran
etwas Merkwürdiges?"

„Durchaus nicht!" antwortete dieser etwas verlegen, „nur — fragen Eie mich
lieber nicht!"

Man staunte und fragte erst recht, denn an dem llsut war wirklich alles in
Grdnung.

„3^ —" ßug er an zu reden, fuhr dann aber glatt und höflich fort: „3ch be-
wundere nur die Straußenfeder."

Man atmete wie erleichtert auf.

„Gefällt sie Ihnen?" fragte die Trägerin derselben schnell und freudig erregt.

„Sie ist das schönste Eremplar dieser Gattung, das ich jemals gesehen habe.
Nur — nur erinnert sie mich —"

„Eine Luebesgeschichte?" platzte der Bruder dazwischen, „die müssen Sie uns
gleich erzählen. Neugierig machen gilt nicht."

Der fcherchafte Biccolo.

Professor: „So, ein Täßchen Kaffee
wird mir jetzt vortrefflich mundenl"

piccolo: „Der Berr profeffor hat mich
gestern bei den Ghren genommen,

heute spiele ich ihm einen jdossen dafürl"

jdrofessor: „Ia, Sapperlot, bin ich denn
heut^ auf dem Aopfe hereingekommen?"
 
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