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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0122
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c g g e 11 ö o r fe r s l) umorislische Blä 11 e r


durcheiiiander fraqend, wer der qliickliche Schütze sei, der den
jdrachtbock erleqt hat. Und der Iäger-Lenz, dein die qrauen
Augen vor Neid sunkeln, deutet wütend aus den jenseitigen

Waldrand, wo der Leitner ain Boden hockt, uin den chnhalt
seines iin 5chrecken der jahen That entsallenen Rucksackes iin
Gras zusaniinenzusuchen.

„5o a Ukordstepp und so a 5auglück," knurrt der alte
Niinrod, „geht dein Tsel die Büchs'n von selber los und er hat
an Bock, uin den a anderer vier Udochen lang ain 5tand stund't,
und jetzt geht eahin der dalket' Rucksack no bevor, statt daß er
aus sei 5eel' vergißt über dös Glück!"

„D' Leitnerin wird Augen machen!"

„Der inuaß heut' an tüchtigen Tinstand als Iaga zahln!"

„Freili, der Schniutzian, der is im stand und' verschwindt,
daß er kan Spritzer Most auslass'n ders!"

„kUeine lherren," sagt jetzt der alte Lenz, „uiir hain heut' no
uin koan Areuzer a Glück g'habt und jetzt xusft uns so a Rhi-
noeeros den oanzig'n Bock weg: i inoan, dös sollt ma nöt gelt'n
lass'n. IVenigstens a chetz und a guats Nachtinahl inuaß no
außawachs'n und wanns S' ina an 5xaß verlaubts, so verhils
i enk dazua."

„U)as willst denn aussühr'n, Uu alter Sünder?" sragt der
kjerr Aaplan.

„s?st, da kiinint er schon, laßt's ini nur inach'n und redt's
ina nir drein, — ös halts ja den Uerl allweil no sür viel
weniger dumm, als er is."

Und er wendet sich dein herankeuchenden Leitner ein paar
Schritte zu und sraqt ihn halblaut: „Is Dir Dein Schiaßxrügl
von selin losganga oder hast zjelt?"

„Natürli han i zielt und trossen a, sollt i uioana," sagt
beleidigt der edle Niinrod.

„Na, dös hab i nur wiss'n woll'n, weils Di dann süns
Gulden Stras' kost', daß D' a Goas g'schossn hast."

Dem Leitnerwirt ist die Sprache ausgeblieben; verständnis-
los starrt er den Iäger an und langsam verschwindet vor seinem
Auge das verträumte Bild seiner Glorie und ein anderes, minder
schönes steigt dasür aus.

„chimmelkreuzdividomini," slucht er endlich, „i han ja qmoant,
's is a Bock!"

„Na, da schaust Dir'n halt an," sagt der Lenz gleichmütig, „aba
dös Sxektakl möcht i nöt hörn, wann da Graf dö Gschicht ersahrt."

Der Leitner kratzt sich den Uopf und raunt dann leise dem
Lenz zu: „Du hörst, dö da hinte wissens leicht scho alle?"

„Dersteht sie, san ja do dabei g'wen!"

„Und was moanst, kunnt ma denn dös Unqlücksvieh nöt
verschwind'n lass'n oder sonst was anstell'n, daß nöt 's ganz
Dors voll wird davon?"

„!Vas Dir nöt einsallt, ver-
schwinden lass'n, so a Ulordstrumm
Goas, wo der Gras schier jeden
Lsas' azählt hat; dö wird jetzt aufs
Schloß a'gliefert, ast muaß da För-
ster d' Anzoag bei der G'moan
machen, dö schicken's afs G'richt
und in a etla Tag'n kriagst dann
a Dorladung in d' Stadt und muaßt
dort Deine fünf Guldn 5traf zahl'n."

„Fir 5trohsack," wettert der
Geängstigte, der mit einem unbe-
schreiblichen Gesicht die Aufzählung
seiner Leidensstationen angehört
hat, „dös hat ma no gsehlt. Ver-
höllte Iagerei, verdammte — i gebet
was drum, wann i dö Gschicht scho
hinter mir hätt. challt Dir denn
gar nir ein, was mir a weng aus
dera Zchlamasti außahels'n kunnt?
Uam mir ja aus an etla Guld'n nöt an."

„Ia sell war sreili gscheiter, mir versauseten dö süns Guld'n,"
meint der Lenz wehmütig und blinzelt dabei verschmitzt zu den
andern jsjägern hinüber, denn die 5ache macht sich, der Leitner
geht aus den Leim wie gewünscht.

„Du hör amal," sagt dieser jetzt entschlossen zu dem Alten,
„ös kemmts heut allsand zu mir und was' trinken mögt'st, dös
is scho zahlt, aba 's Maul halt'n müaßt's über dö Dummheit."

„Ia, dös war all's recht schön, aba d' Goas bleibt allweil
a Goas, da laßt si nir vertusch'n; Du moanst do nit epxa, daß
i 's aus mi nehma soll? Sell glaubet Dir nöt amal wer.
Da gebets nur oan Nkittel und sunst koans."

„5o ruck außa damit, mir muaß ja schier recht sein!"

„Du kausst glei jetzt di Goas sür Di uud ladst dö ganzn
Iaga dazua ein. Dasür müassens heili versprech'n, daß koan
lllensch was anders ersahrt, als daß der Leitner an Lock g'schossen
hat und denselbigen sür seine Iagdkameraden ausspeist. And
Du steckst da jetzt an Bruch aus und gehst hoam und dös ander
überlaßt mir. A kimm mit'n Bock glei nach."

Und der Leitner, dem ein Zentner vom kserzen gesallen ist,
rückt seine lllütze vor den lserren, stottert seine Tinladung sür
den Abend, dann stapst er qner über die lViese und verschwindct
in der Biegung der Straße.

Ietzt bricht unter der zurückgebliebenen Iägerschar ein un-
bändiges Gelächter aus; von allen Seiten werden dem Lenz
cheldflaschen gereicht als Anerkennung sür den inseenierten lhaupt-
sxaß. Nur der lserr Raxlan meint vorwurssvoll, es sei eigent-
lich doch ein Betruq an dem armen Leitner, daß man ihm statt
der Iagdsreude so einen Schrecken eingejagt habe. „lhochwürden,"
sagt aber da der Lenz energisch, „so a Dummheit, wia der's
hat, muaß g'strast wer'n. San Sö so weng Iaga, daß Lahna
aus a solche Art den schönsten Bock vor der Nas'n wegxusfen
lass'n von oan, der 'n von an Aalb nöt ausananda kennt? Sö
müaßn den Spaß heut mitmach'n, da gibts nir mehr dasür,
angsangt is amal."

„llleinetwegen," sagt der Aaplan, „aber der Bock muß so,
wie er ist, zum Leitner kommen; kennt er's dann wirklich nicht,
was er geschossen hat, so verdient er, daß man ihm das Dagen
verleidet."

„'s qilt, lsochwürden, koinmen S' nur mit," lacht der Lenz
 
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