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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 47.1901 (Nr. 562-574)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0135
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Aceg genöorfers Lfumoristische Blätter.


ihn angswoll nahen sieht. Seine Antworten ans ein paar
Fragen entlocken jedoch der Lrcellenz ein:

„Gutl Gut! Mein Sohn!"

Da — xlötzlich sagt der hohe inilitärische tvürdenträger
noch — und für INax ist es wie die jdosaune des bewußten
jüngsten Gerichtesi

„Sagen Sie einmal, was würden Sie thun/wenn Sie Ihre
Schützenxseise vergessen hätten und es würde ,Stopserü kom-
mandiert?"

lNax ist xlatt und denkt der General hat „es" geinerkt!
Das hat dieser natürlich auch, aber da er ein seiner und huino-
ristischer alter Ljerr ist, will er den vogel aus eine neue Art
sangen. Aber INax läßt sich nur sür einen Augenblick ver-
blüsfen, dann antwortet er prompti

„Ich würde
denTrillerxsisfmit
dem INunde ab-
geben, Euer Ex-
cellenz!"

„So, so! Sehen
Sie einmal an!

Aönnen Sie denu
das?"

„Iawohl,Ew.

Excellenz!"

„Aa, daun
thun Sie's ein-
mal!" meint der
General freund-
lich mit denAugen
zwinkernd,und, da
er das sragende
Gesicht des Ein-
jährigen sieht, setzt er hinzu:

„Ich gebe hiermit das Kommando ,Stopferll!"

Max wendete sich um und xfeist einen wunderschönen
Triller I

Das Signal pslanzt fich blitzschnell über die ganze Schützen-
linie fort und das Feuer schweigt.

„Das haben Sie gut gemacht! AAe heißen Sie?"

„Einjährig-Gefreiter Rabe, xo. Aompagnie, Ew. Lxcellenz!"

Freundlich grüßend geht der General fort — bald hört
man „das Ganze halt!" und dann den Mffiziersruf.

Rabes Aameraden kommen nun natürlich heran, neugierig,
wie so die Einjährigen sind, und wollen wissen, was der lherr
mit den „vergnügten ksosen" gesagt hat. Aber Max sährt sie
eklig an und legt sich lang hin.

Lange Zeit hat der General geredet und nicht gerade lauter
sehr erquickliche Sachen. Die Leutnants halten natürlich alles
für Blech, die ksauptleute sind inehr oder weniger geknickt und
der Major sinnt Rache. Da, als alle denken, daß die Geschichte
aus ist, wendet sich der General noch einmal zum Gbersten
und sragt:

„Nun, wie heißt der Maun, den ich Ihnen bezeichnete?" —
„Tinjährig-Gefreiter Rabe, von der zehnten Rompagnie, Ew.
Trcellenz."

Da! INajor uud löauptmann sind total geknickt, die Leut-
nants neugierig auf das Rommende, und die übrigen machen ein
streng dienstliches, d. h. in diesem challe ein bedenklichcs Gesicht.

„So so! Sehen Sie 'mal an! Danu ist das also derselbe,
den ich vorhin xersönlich befragt habe!" schmuuzelt der altc,
gute Geueral, der recht wohl die Angst auf den beteiligten
Gesichtcrn fieht.

„Auch das noch!" denkt der Major, und der bjauptmann


sieht fich schon in Tylinder und Mußflinte ulius Regenschirm,
dabei schwört er einen gräßlichen Schwur, nie mehr einen Lin-
jährigen zu befördern.

„Sehen Sie, meine lherren, der Nann ist Einjähriger!
Tr fiel mir auf! Sehr sogar!" — Rleine Pause, der lhauxt-
mann ringt mit dem Tode. „Ich habe ihn gesehen, ich habe
mit ihm gesprochen und ich muß sagen — der Mann gefällt
mir außerodentlich!"

Ungeheures Erstaunen! Der Mberst sieht den Major an,
der Major sieht den bsauptmaun an und dieser richtet sich mit
einem hörbaren Anacks im Sattel hoch und strahlt! Er strahlt
einfach!

„Ia meine Nerren," fährt der General fort, „so muß der
Soldat, vor allem der Unteroffizier sein stramm und sicher

beim Exerzieren
— besonders mar-
schiert der Tin-
jährige gut —
und Roxs und
bferz inuß er auf
dein rechten Fleck
haben, reden muß
er köunen!" und
nun erzählt er die
Geschichte mit der
Schützen-jdfeife,
die ein dienstliches
Lächeln aus die
noch vor kurzem
angstverzerrten
Gesichter zau-
bert. — Der Ge-
neral richtet noch
einige lobende lVorte an den Major und an den chauptmann,
ja, er schüttelt letzterem sogar die chand und einxfiehlt ihm
unseren Max. Dann verabschiedet er sich.

„Ich danke Ihnen, meine kserren, auf wiedersehen im
Rasino," und reitet von dannen.

INax aber ist der bfeld des Tages; sein kauxtmann erläßt
ihm natürlich die „drei Tage" und lächelt ihn an, der Feldwebel
lächelt und die Unterosfiziere lächeln auch, aber nur, weil sie
denkeu — der Tinjährige gibt ein Faß Bier. Und das thut
er auch. Aber noch viel mehr Bier gibt er, als er nach neun-
monatlicher Dienstzeit als Trster und Linziger von allen Lin-
jährigen Unteroffizier wird.

N)ie sich Mäxchen dem lhauxtmann als srischpolierter Unter-
offizier vorstellte, soll dieser gesagt haben:

„Natürlich 'n Einjähriger!"

Heldentunr.

°Mch bin der ?ldler, der zur Sonne fiürmt,

Der wilde Strom, der wog' auf woge türmt,

Der stolze Rämpe, der nach Sieg begehrt,

Der Feuerbrand, der eine IVelt verzehrt —

Und bin im Grunde, was wir alle sind,

Tin Blatt im U?ind,

Ein leidbeladen armes Menschenkind.

Reinhard Volker.

LiPg

Iunge Frau: „Merkwürdig, wie hastig mein Mann ißt; er
kaut die Speisen nur halb!"

chreundin: „lvahrscheinlich fürchtet er den Geschmack!"
 
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