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https://doi.org/10.11588/diglit.16557#0143
INeggendorfers Humoristische Blätter
s59
Die Arieöenstetter.
yunioreske von Ernst Friedrich.
ie wollen heiraten, junger Freund? Ljeda! haben Sie
keine alte Tante? Line unverheiratete, alte Tante
meine ich. Ich nehine an, Sie haben keine, sonst müßte
ich Ihren Schritt als Tollkühnheit bezeichnen. Freilich, was
weiß ein ahnungsloser Iüngling von den Schrecken, die solch
ein qutmütiges altes Tantchen über eine junge Ehe zu bringen
vermag! Man fürchtet nur
die Schwiegermutter. jdahl
Ich sage Ihnen, alle die
schlechten Schwiegermutter-
witze sind leere Iunggesellen-
phantasien, graue Theorien:
denn wo würde ein sach-
verständiger Schwiegersohn
den Mut hernehmen, sich in
solchen Witzen zu ergehen,
wenn die Schwiegermütter
wirklich so schrecklich wären,
wie man sie schildert. Iede
Schwiegermutter hat selber
die The durchgekostetund steht
daher mitten in der Praxis:
es läßt sich mit ihr reden,
und sie verlangt wenigstens
nicht das Unmögliche.
Aber ich bitte Sie, eine
alte Tante, die den The-
stand nur in der idealen
Beleuchtung sieht, welche
ihre mit den Iahren wach-
sende Mädchensehnsucht ihm
verlieh, — wie wollen Sie
von einer solchen irgend-
welches praktische verständ-
nis erwarten?
Eine Erbtante? wenden
Sie ein. Natürlich I was
denn? Eben eine Erbtante
meine ich ja: Das ist noch
das Allerschlimmste an der
Geschichte, wenn es eine
Erbtante ist: machen Sie sich
doch keine Lsoffnung, Sie
könnten sie jemals beerben.
Ich bin viel zu zartsühlend,
um Sie direkt auss Gewissen
zu sragen, ob Sie ein derar-
tiges Möbel in Ihrer Ver-
wandtschast besitzen. Aber
ich warne Sie: sollten Sie
wirklich eine ledige Erbtante
haben, so suchen Sie dieselbe
wenigstens mit allen Mitteln
dahin zu bringen, daß sie
Ihnen keinlhochzeitsgeschenk
macht. Denn was wird sie
Ihnen schenken? Ltwas
das ihren Idealbegriffen
einer glücklichen Lhe ent-
spricht, ein wahres Nessus-
gewand sür die Lhegatten,
oder — um ganz ausrichtig zu sein, — ich sürchte sehr, diese
Ihre Tante könnte Ihnen Friedensteller schenken.
Friedensteller! Nehmen Sie nur an, Friedensteller! ksaben
Lie schon so etwas gehört? Ich glaube gern, daß Ihnen das
ein völlig unbekannter Begriff ist: möchte er es stets sür Bie
bleiben! Aber damit Bie nicht blindlings in Ihr Berderben
Voshast.
- „U?as ist das sür eine Bersammlung?"
— „Lin Photographen-Kongreß."
— „Darum haben alle gleich ihre stlatten mitgebracht!"
s59
Die Arieöenstetter.
yunioreske von Ernst Friedrich.
ie wollen heiraten, junger Freund? Ljeda! haben Sie
keine alte Tante? Line unverheiratete, alte Tante
meine ich. Ich nehine an, Sie haben keine, sonst müßte
ich Ihren Schritt als Tollkühnheit bezeichnen. Freilich, was
weiß ein ahnungsloser Iüngling von den Schrecken, die solch
ein qutmütiges altes Tantchen über eine junge Ehe zu bringen
vermag! Man fürchtet nur
die Schwiegermutter. jdahl
Ich sage Ihnen, alle die
schlechten Schwiegermutter-
witze sind leere Iunggesellen-
phantasien, graue Theorien:
denn wo würde ein sach-
verständiger Schwiegersohn
den Mut hernehmen, sich in
solchen Witzen zu ergehen,
wenn die Schwiegermütter
wirklich so schrecklich wären,
wie man sie schildert. Iede
Schwiegermutter hat selber
die The durchgekostetund steht
daher mitten in der Praxis:
es läßt sich mit ihr reden,
und sie verlangt wenigstens
nicht das Unmögliche.
Aber ich bitte Sie, eine
alte Tante, die den The-
stand nur in der idealen
Beleuchtung sieht, welche
ihre mit den Iahren wach-
sende Mädchensehnsucht ihm
verlieh, — wie wollen Sie
von einer solchen irgend-
welches praktische verständ-
nis erwarten?
Eine Erbtante? wenden
Sie ein. Natürlich I was
denn? Eben eine Erbtante
meine ich ja: Das ist noch
das Allerschlimmste an der
Geschichte, wenn es eine
Erbtante ist: machen Sie sich
doch keine Lsoffnung, Sie
könnten sie jemals beerben.
Ich bin viel zu zartsühlend,
um Sie direkt auss Gewissen
zu sragen, ob Sie ein derar-
tiges Möbel in Ihrer Ver-
wandtschast besitzen. Aber
ich warne Sie: sollten Sie
wirklich eine ledige Erbtante
haben, so suchen Sie dieselbe
wenigstens mit allen Mitteln
dahin zu bringen, daß sie
Ihnen keinlhochzeitsgeschenk
macht. Denn was wird sie
Ihnen schenken? Ltwas
das ihren Idealbegriffen
einer glücklichen Lhe ent-
spricht, ein wahres Nessus-
gewand sür die Lhegatten,
oder — um ganz ausrichtig zu sein, — ich sürchte sehr, diese
Ihre Tante könnte Ihnen Friedensteller schenken.
Friedensteller! Nehmen Sie nur an, Friedensteller! ksaben
Lie schon so etwas gehört? Ich glaube gern, daß Ihnen das
ein völlig unbekannter Begriff ist: möchte er es stets sür Bie
bleiben! Aber damit Bie nicht blindlings in Ihr Berderben
Voshast.
- „U?as ist das sür eine Bersammlung?"
— „Lin Photographen-Kongreß."
— „Darum haben alle gleich ihre stlatten mitgebracht!"