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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0015
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Zeitschrift für chumor und Auuft

N


Dcm Pfarrcr schwirrtc cs vor dcn Angen, er wnffte nicht,
was dcnken. Inzwischen waren die beiden vor dem böause
angekommen. 5ie traten ein. Alsbald öffnete fich eine Lhüre,
und heraus trat fröhlich die Frau fdfarrer, an der köand das
lieblichste Geschöpf von dcr tVelt.

„6ier, mein lieber Mann, stellc ich Dir unsere liebe ncne
Freundin, Frau Doktor Atunding vor!"

Die junge Frau streckte lebhaft die Ifand nach deni Frcunde
ihrcs Mannes aus und begrüßte ihn ebenso lebhaft in unver-

fälschtcm Lchweizerdialekt, während ihr Mann in ein ncucs
Gelächter ausbrach.

Traugott Lebrecht ficl es wie Schuppen von den Augen,und
er fuhr sich in komischer verzweiflung mit beiden bfänden an

die Stirn-keine „Solo-Turnerin," einc „Solothurnerin" war

es, die sein Freund heimgeführt hatte. —

An diesem Tagc gab es einen stürmisch vergnügten klbeud
im jdfarrhaus zu Thcnningen. —

(Sine scMame Dekoration.

Acöer-Klosfe.

<^^enn eine 2ache abgenützt, zum Trug
Lrhält sie einen neuen Aebcrzug;
Drum täuscht euch nicht, ihr meine

lieben Leut'

In dem modernen „Ueber-Zug der Ieit!"

O. ttrl>>).

Ämes schickt fich nicht für alle.

L)umoreske von C. A. Hennig.

INein lieber Gustav!

"^kch bin der glücklichste und zugleich
der unglücklichste Mensch unter der
Sonne, das heißt, ich brauche Dir nach
dicser Tinlcitung nicht erst zu sagen, daß
ich bis über beide Vhren verliebt bin.
Sie ist das herrlichste Mädchcn, das ich je
geschen und ich werde nicht ruhen noch
rasten, bis sie die mcine wird. ?lber wie
soll ich es anfangen mich ihr zu nähern?
Ich quäle mein armes bsirn bis zur ver-
zweiflung, doch es fällt mir nichts ein.
Du kennst ja meine verwünschte Schüchtern-
hcit dem wciblichen Geschlecht gegenüber,
zchnmal war ich im Vegriff, sie anzu-
sprcchen, und zehnnial hat mir der Mut
dazu gcfehlt. Du mußt nämlich wissen,
daß ich sie vorerst nur vom Sehen kennc,
Ieden Tag, wenn ich nach dem Bureau
gche, begcgue ich ihr und ebenso am
Abend, wenn ich es wiedcr vcrlasse. Wer,
was und wo sie ist, habe ich noch nicht
herausbringen können. wie sollte ich auch?
Ihr nachzugehen würde sich doch nicht
schicken, und sie ohne jedc veranlassung

anreden-? Sie würde inir direkt da-

vonlaufen. Beständig trage ich eineu
Regenschirm mit mir hernm in der 6off-
nung, der ksimmel werde sich ins Akittel
lcgen und seine Schleusen öffnen, abcr ver-
gebens, die Sonne scheint ertra, um mich
zu ärgern, ans Firmament geheftet zu
scin. Doch ich halte diesen Iustand nicht
länger aus. Dn, der Du ja so viel crfah-
rencr und gewitzigter bist als ich, wirst i»!r
gewiß cinen guten Rat gcben können, wie
ich zu meinein Ziele gelangcn kann. wenn
es mir nur gelingt, ein Gespräch mit
 
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