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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 48.1902 (Nr. 575-587)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16550#0040
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Meggendorfer-Blätter, München

Ls mar für tNühlheim ein wahres Labsal, daß der Gberst-
leutnant eine Flasche guten Ungarweines herbeibringen ließ,
denn er fühlte sich nach den ausgestandenen Leiden wie gerädert.
Der kräftige alte Wein belebte auch wieder seine erschöpften
Lebensgeister, so daß er sich auch jetzt erklären konnte, wie das
fatale Mißverständnis entstand. Lr hatte ja in seiner furcht-
baren Aufregung dem Manne gar nicht Zeit gelassen zum Lr-
kennen seines Ranges, was insolge des langen Bartes ziemlich
schwierig war, dazu hatte er ja auch wirklich eher das Aussehen
eines auf Beförderung wartenden Gberleutnants als das eines
jungen Leutnants. Nach einer in sröhlichster Stimmung ver-
brachten halben Stunde verabschiedete er sich, nachdem er der
Frau Vberstleutnant das Versprechen gegeben hatte, seine Frau
so bald wie möglich einmal herzubringen, und dem Vberst-
leutnant mußte er auch etwas versxrechen, doch das bleibt Ge-
heimnis, es war so was wie von einem neuen Rock.

Kindernmnd.

Vnkel 'kder zum Besuch ist, zum kleinen Karl): „Liebes Aind, wenn
ich heimfahre, habe ich nicht weniger als drei Tage zu
reisen I"

Der kleine Aarl: „Aber Paxa sagte doch, Du bist nicht
weit herl"

Äharakteristik.

— „Der Schausxieler Fellini sxekuliert jetzt auf der Börse?"

— „Der hat immer nach Lssekten gehaschtl"

Aus dem Tageöuch einer höheren Tochter.

'Mch war im Lirkus mit jdaxa
blnd mit Mama. !Niß Aera,

Die „Aönigin der Luft" genannt,

Trat aus auf Draht, der so gespannt
war, wie das ganze Publikum.

Die Leute saßen ansangs stmnm
vor Staunen und Bewunderung,

Doch riß die Miß bald alt und jung
ZU lautem Beifallsjnbel hin;

Als kühne Drahtseilkünstlerin,

Als wunderbares Tanzgenie
Entzückte und bezauberte
Durch ihre P.oesie sie sie,

Durch ihre Aräft und Grazie.

Ich hörte solch ein ^oben niel

Sie alle aber überschrie

Nach jedem kühnen j?as Paxal

Ich sah, mit welcher Müh' Mama

Sich da bezwang, 'ner Vhnmacht nah. —

Als schließlich, weiß nicht, wie's geschah,

Nach einem allzukühnen Pas
Die reizende Miß fiel, mißfiel
Mama Paxas Bestürzung mehr,

Als sein Lntzücken kurz vorher.
jdapa wich noch nicht von der Stell',

Sie aber, wütend, schnellte schnell
von ihrem Sitz emxor emxört, —

Ich habe noch ein Aosewort,

Das nicht hierhergehört, gehört, —

Dann zog sie uns vom Schauxlatz sort.

Seit dieser miß-lichen Affair'

Mar'n wir in keinem Lirkus mehr.

Sommerstorff.


Äinbitdung.

Fräulein: „Aber kserr Leutnant, mir im Schlafe einen Auß
zu stehlenl"

Leutnant: „Ach, entschuldigen Sie, gnädigstes Fräulein, ich
mußte annehmen, gnädiges Fräulein träumten so
wie so von mirl"

Äin metaltisches Kneiptied.

erangereist im Sonnen-Gold
Lrglüht Burgunders Labe;

Ich trinke, und mein Silber rollt,

Solang ich — welches habe.

Der bvein schafft Eisen mir ins Blut,

Doch Blei in alle Glieder,

Und aus die Nase Auxserglut,

Und — Blech in meine Liederl

Witty voii Wcgern.

Der ÄX-Bantoffethetd.

Stammgast <zum andern): „Da schau unsern Schulfreund,
seitdem er seine zweite Frau hat, klopft er, wenn er einmeues
Glas wünscht, immer mit dem ksausschlüssel auf den Tisch."

Vrosaisch.

Freundin: „Ich sah Dich diesen Nachmittag mit einem frem-
den Lerrn auf der Gartenbank sitzen; hat sich rwischen euch
etwas entsxonnen?"

Backsisch: „Ach ncin, der Anfang ist gemacht worden . . .
aber später hat sich jemand zwischen unsere iferzen gesetztl"

Am Berron der Sekundärbahn.

Stationsches izu einevi Herrn mit einer langen NaseD „Uöollen
Sie, bitte, in den wartsaal gehen, der Zug kann sonst nicht
einfahren."

verantwortlicher Rcdakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In V este rr ei ch-Un g arn für kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in wien I.
Verlag von I. F. Schreibrr in München und Ctzlingen.
 
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