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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0112
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f08

INeggendorfer-Blätter, München

„ksilfe — rrrrr — ich erwürgel"

Das Blut gerann den Taxferen in den Adern. Donn der
große Zeiger der Rathausuhr, der nichts von humanen Rück-
sichten kennt, war inzwischen langsam aber sicher weitergerückt,
und als sich der arme Bader aus seiner strategischen position
wieder zurückziehen wollte, ist ihm der Aoxf eingeklemmt wie
in einer Falle. Noch drei Minuten, noch zwei, noch eine und
der heldenmütige Bader ist stranguliert wie ein Maulwurf.
Da aber ermannte sich der Feuerwehrhauxtmann, im Nu war
die große Feuerleiter angelegt und der Lfauxtmann selber
schwang sich hinauf. Mit Todesverachtung hing er sich an den
mörderischen Zeiger und sank mit diesem langsam bis zur
römischen Sechs hcrab.

Der glücklich gerettete Bader hat zwar seitdem seine Nase
noch in mancherlei Dinge gesteckt, niemals aber wieder in das
Loch eines Zisferblattes.

D' Äufklärung.

örsh" schreit der Schmied mit seiner Nirz,
DLs werd' ih mir vabiatn:

'bald mir a lllannsbild zwegnkimmt —

Du speanzlst mit an iadnl*)

Lhvor daß ih Dih g'heirat han,

Dös muaß ih Dir schon sagn,

Da hast so frumm und gschami tan
Und d' Augen niedag'schlagn.

Und go nit aufz'schaun hast Dir traut,

(l)b was derwöll is g'schechn;

Und hiaz, hiaz brichst Dir frei 'n Aragn
Und alles muaßt Du sechnl"

„Geh," greint die Nurz, „schrei nit a so,
ksörts mir den groben Aundnl
An Ukann han ih daselm gsuacht,
ksiaz — han ih Dih schon g'fundn."
jxdem. H""s Fraungrllver.

Zm ÄXamen.

Examinator: „Ia ja — was man nicht weiß,
macht einem nicht heiß. — Sie nähern sich mit Ihrem
Wissen schon allmählich dem Gefrierxunkt."

Ännonce.

Suche wohnung; solche mit großen Schlüssellöchern
bevorzugt.

Süsfel, Student.

Nusrede.

Frau: „Schämst Du Dich nicht, Alter, das Ulädchen
auf den Ulund zu küssen?"

Ulann: „Ach, ich wollte sie solbstverständlich nur auf
die Stirne küssen . . . aber das Ulädel ist halt so
groß gewordenl"

<Lut aögeführt.

"T^er kserr Professor N., seit einiger Zeit Vorstand
des vereins gegen Ukißbrauch alkoholischer Ge-
tränke und strenger Abstinenzler für seine Person, ladet
einige befreundete kserren zu einem Skat in seine
NDohnung ein. Beim Eintriit ins Spielzimmer be-
merken die Gäste, daß auf jedem jdlah eine Flasche
Selterswasser steht. Der Gastgeber, die langen Gesichter
seiner Gäste wahrnehmend, erklärt: „Wer von Ihnen
Gift trinken will, findet solches im Diener-
zimmer im ersten Stock, wo ich einige Flaschen
wein aufstellen ließ; ich selbst bin Abstinenzler."

Die Gäste sügen sich in ihr wässeriges Schicksal,
bis auf den kserrn Landgerichtsrat F., der wiederholt
die Sxielpausen benützt, um das Dienerzimmer aufzu-
suchen, woboi er die Mahrnehmung macht, daß der
wein des Gastgebers ein recht zweifelhafter, gexantschter
Pfälzer ist.

Beim Abschied kann sich der cherr Professor nicht
versagen, die Gäste, wie folgt, anzureden: „Sehen Sie,
meine lherren, es geht also auch ohne Gift,"
worauf der cherr Landgerichtsrat erwidert:

„Das nächste Ukal bringe ich meinen wein
selber mit; der meinige ist kein Giftl"

(Kemüilich.

chausfrau: „ksilfe, der Aüchenschrank brenntl"

Aöchin: „G nein, gnädige Frau, ^ drin raucht bloß mein
Franzerl seine Zigarrel"

Verantwortlicher Redakteur: lUax Schreibor. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für lherausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Nkohr in wien I.
Vrrlag von F. F. Schrribrr in Münchrn und Eßlingrn.
 
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