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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 50.1902 (Nr. 601-613)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16552#0134
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s30

M e g g en d o r f e r - BI ä < t e r, München

Selbstverständlich.

— „5ind 5ie bei Ihrer Automobilreise durch Afrika vielen wilden irieren begegnet?"

— „Und ob —fdie haben anders g'schaut!"


„fällig", doch sieht man sein Fuhrwcrk schon von weitem und
ist daher immer noch genügend Zcit gegeben, um nach rückwärts
in U)ehr und lvaffcn in den Dienst zu springen nnd dem In-
spektor zu entweichen.

In aller Behaglichkeit schmauchte daher der Aufscher
Zwölfcr, so gcnannt, wcil cr sich nicht wenig zugute hielt,
bercits zwölf Dienstjahre im Grenzdienst hinter sich zu haben,
sein Pfeifchen nnd schwänztc bcreits die zweite Dienststunde.
Zwölser hat Bcsnch bei sich, ein Aollcge von Daxenstcin hat
seine Dienstbesetzung oben im Berg absolviert und trotz des
Umweges in 5tcinkogl vorgesprochen, um Zwölfcr zu fragen,
wie ein Grenzer heiratcn könnte. Das war Waffer auf dic
lllühle des gcrn renommierenden alten Aufsehers, der zunächst
über die Dicnstvorschristen im allgemcinen sprach nnd dann dem
aushorchenden Iungen auscinandersetzte, daß solche Dorschriften
nur dem jüngcrcn sdersonal gegenüber strcnge gchandhabt würden.
Leuten mit längerer Dienstzeit gegenüber sei man aber nach-
sichtiger und werde cin Auge zugcdrückt, oft sogar alle bcidcn
Augen, wenn ein älterer Anfscher scine verdienste crworben
und sich in Aufgriffen bewährt habe. „Ich zum Beispiel drückc
von jeder Besctzung ein- bis zwci Stunden, dcr Aontrolleur hat
noch niemals etwas dagegen gcsagt, natürlich die Trcffcn mit
ihm muß man strikte einhalten, aber sonst lebt unsereiner von
den Aeltercn gut nnd hustet auf den sirengen Dienst! Scheint
mir gar, daß jemand zu wagcn ins Vcsterreich fahren will!"
Dies sprechend, schritt der Zwölfer zur Stube hinaus und der
junge Aollege folgte ihm in den Flur.

„Zess' lllarie! Der Gbcrinspcktor! llnd ich soll schon zwei
Ztund' im Berg sein l" rief kreidebleich dcr alte Renommist und
sprang in größter Verwirrung die Treppe znr jdrivatwohnung
des Zollverwalters hinan und dann völlig hinauf in den
Speichcrraum.

vom Verwaller ehrerbietig geleilct, trat Niedermaycr ins
lsaus, den jungen Grcnzansseher crblickcnd, fragtc cr dicscn
sofort, weshalb der lllann in Armatur zn lhause sci.

Ltottcrnd mcldcte der Inngc, daß er dienftfrei hier zu Be-
such weilte und von Darcnstein sei.

„So sol lla, dann gehen Sie nur glcich heim, damit doch
jemand in dcr llascrne ist!"

In dcr Zollamtskanzlei war die Inspiziernng rasch vorgc-
nommcn, dcr dienstliche Besuch in das Iournal eingetragen.
Lculselig crkundigtc sich Riedermayer nach dcn Gcsnndheitsver-
hältniffcn der verwalterfamilie, nnd ob solcher privatcr Gespräche
ward aus das Spezifikiim des Besuches in Steinkogl vcrgessen.

Schon wollte Ricdermavcr das Zollhaus vcrlassen, da wagle
es die verwalterin, nm Genehmigung der crbctenen Anbringung
eincs lsolzvcrschlages im Speicher zu bitten.

„Gewiß! Gerne! Aber zuvor muß dcr betrcffende Ranm
amtlich besichtigt wcrden! Freilichl Za so, ich crinnere mich,
die Bitte ist vor kurzem in meinen Tinlauf gekommcn!" er-
widcrte Niedermayer, dcm das Gedächtnis wiedcr einmal eincn
Strcich insofcrn spielte, als das Gesuch bereits drei lllonate bei
den Akten nnerledigt schlummerte. „Also schaue ich cben nach,
lherr vcrwaltcr werden die Güte haben und mich begleiten!"
 
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